Nach FC-Pleite in BerlinHeldt kündigt Konsequenzen an

Lesezeit 4 Minuten
Heldt_Gisdol (1)

Markus Gisdol, Horst Heldt und Assistenztrainer Frank Kaspari (v.l.) während des Trainings am Montagmorgen

Köln – Es war ein stiller Montagmorgen am Geißbockheim, nicht ein Fan hatte sich zum Training der FC-Profis eingefunden. Dabei hätte es durchaus etwas zu sehen gegeben, jedenfalls mehr als sonst. Üblicherweise lockert das FC-Personal nach Bundesligaspielen die Muskeln bei einer Runde auf dem Fahrrad im Grüngürtel oder geht ein wenig joggen. Am Montag jedoch, keine 20 Stunden nach dem 0:2 bei Union Berlin, schickte Markus Gisdol seinen beinahe vollständigen Kader auf den Trainingsplatz und ließ über auf vier Kleintore spielen. Das als Strafe zu bezeichnen, ginge wohl etwas weit, nach dem schlimmen Auftritt in Berlins Osten wären drastischere Maßnahmen denkbar gewesen als etwas Fußball auf perfekt gepflegtem Grün.

Köln statt München

Zum Beispiel, einen runden Geburtstag ohne die Familie verbringen zu müssen. So erging es Horst Heldt, der am Montag 50 Jahre alt wurde und am Sonntagabend angesichts der Entwicklung kurzfristig mit der Mannschaft aus Berlin nach Köln gereist war und nicht etwa nach München, wo Frau und Sohn leben. Die Feier fiel damit zunächst aus, doch Heldt war ohnehin nicht nach einem Fest zumute. „Grundsätzlich bin ich nicht so der Geburtstagsfeierer. Nach so einer Niederlage ist das Nebensache. Da gibt es andere Gedankengänge, auch wenn viele Leute anrufen“, seufzte er in den windigen Morgen.

Schlimme Werte

In Berlin hatte der FC erneut einen Blick in sein Schreckensrepertoire gestattet. Die Mannschaft mit den wenigsten Toren und seit Sonntag nun auch neben dem SC Paderborn wenigsten Punkten der Liga hatte sich in allen Belangen unterlegen gezeigt. Die wenigen Zweikämpfe überwiegend verloren und einmal mehr die Laufarbeit verweigert.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Das könnte Sie auch interessieren:

Die laufschwächste Mannschaft der Bundesliga legte knapp vier Kilometer weniger zurück als die Gastgeber. Mit derartiger Leistung wird die Mannschaft ihre Qualitäten weiterhin gut verstecken. So sie denn welche hat. Heldt kennt diese Zahlen, die Statistiken der Kölner Mannschaft sind kein lustiger Zufall. Sie basieren auf individuellen Faktoren, von denen keiner positiv zu drehen ist. Immerhin bringt Heldt Verständnis auf: „Das kann man menschlich nachvollziehen, ich habe auch immer gesagt, dass es Nackenschläge geben wird. Wir haben das analysiert und klar angesprochen. Wir müssen uns immer wieder hochziehen, auch an Kleinigkeiten.“

„Verantwortung übernehmen“

Vor einer Woche hatte der neue Sportchef davon gesprochen, man müsse „den Boden finden“, und beim 1:1 gegen den FC Augsburg war trotz mäßiger Darbietung tatsächlich der Eindruck entstanden, zumindest der freie Fall sei gebremst. Doch Köln stürzte noch tiefer. In der Bundesliga-Tabelle hat der FC nun auf dem letzten Platz aufgesetzt. Tiefer geht es nicht mehr, immerhin. „Wir müssen die Basis legen, am Ende können nur wir uns helfen“, sagt Heldt. Man wolle sich auch den vermeintlichen Kleinigkeiten widmen. „Einen Freistoß oder Eckball bestmöglich auszuführen. Tatsächlich Verantwortung zu übernehmen und es so auszuführen, dass es gewinnbringend ist. Das muss sich ändern“, beschrieb der 50-Jährige. Die Mannschaft sei zu labil, um Rückstände zu überstehen. „Damit kommt die Mannschaft schwer zurecht. Sie kann sich nicht aufbäumen und glaubt dann nicht mehr daran, das Blatt noch wenden zu können. Das ist ein großes Brett, das wir da zu bohren haben.“

Heldt will veränderte Abläufe

Dass die Kölner am Montag eine Runde Fußball spielten, dürfte nur ein Anfang gewesen sein. Heldt und Trainer Markus Gisdol wollen Abläufe verändern „um das Bewusstsein zu schärfen. Nicht, um jemanden zu drangsalieren. Sondern damit jeder merkt, worum es geht. Wir haben noch drei Spiele vor Weihnachten, da müssen wir Aggressionspotenzial auf dem Feld zeigen, und das müssen wir uns in dieser Woche erarbeiten.“ Der freie Tag am Dienstag, der wegen der englischen Woche nach dem Derby gegen Leverkusen (Samstag, 15.30 Uhr) der letzte vor den Weihnachtsferien gewesen wäre, fiel der Krise zum Opfer. „Wir müssen arbeiten. Wir haben keine Zeit zum Freihaben, das geht nicht“, kommentierte Heldt.

Trennungen stehen an

Auch der Sportchef wird vorerst wenig Zeit für sich haben. Er wird den Kölner Kader analysieren müssen und. Veränderung geht „nur von innen heraus“, sagt er. Die Spieler sollen sich selbst in die Pflicht nehmen, „das ist meine Erwartungshaltung, nichts anderes. Wer das macht, ist im Boot. Und wer im Boot sitzt, wird komplett unterstützt. Und wenn wir merken, dass das nicht der Fall ist, werden wir anders agieren müssen.“

Dann stehen Trennungsgespräche an, in denen man zunächst wohl vor allem den Beratern der Spieler aufzeigt, dass die Perspektive fehlt. Einen Markt gibt es für die wenigsten FC-Profis, und selbst geschenkt dürften die meisten Kandidaten noch zu teuer sein, um sie anderen Vereinen zuzuführen. Auf Heldt wird im Winter-Transferfenster viel Arbeit zukommen. Seine Geburtstagsfeier wird er so bald nicht ausrichten können. Es dürfte Heldts geringstes Problem sein.

KStA abonnieren