NachrufTrauer um FC-Legende Hannes Löhr

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Köln – Am Sonntagnachmittag hat sich Hannes Löhr noch in der Lanxess-Arena das Spiel der Kölner Haie angesehen. Am Tag danach machte die traurige Nachricht die Runde: Der ehemalige Torjäger, Trainer und Sportdirektor des 1. FC Köln, vor allem aber ein FC-Mensch durch und durch, ist am Montag im Alter von 73 Jahren gestorben. „Hannes Löhr war eine Legende und die Integrationsfigur des Kölner Fußballs. Bei den Fans wird er unvergesslich bleiben. Wir verneigen uns vor einem großen Sportler und liebenswerten Menschen“, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

„Hannes Löhr war über seine Zeit als Spieler, Trainer und Funktionär hinaus dem FC immer eng verbunden, ohne sich je in den Vordergrund zu drängen. Wir werden Hannes Löhr unendlich vermissen und ihn nie vergessen“, sagte FC-Präsident Werner Spinner.

Löhr, eines von fünf Kindern einer Gastwirtsfamilie aus Eitorf, wurde 1962 bei einem Spiel der Mittelrheinauswahl von den Sportfreunden Saarbrücken entdeckt und begann seine Laufbahn in der Oberliga Südwest. 1964 kam der Linksfuß nach intensivem Bemühen von FC-Trainer Gegorg Knöpfle und Präsident Franz Kremer zum damaligen Meister. Er blieb für 14 Jahre und 505 Pflichtspiele. Mit dem FC wurde er Meister 1978 und dreimal Pokalsieger, er war der erste Bundesliga-Torschützenkönig des Klubs (1968/27 Tore).

Schlitzohrig, bodenständig, Publikumsliebling

Löhr ist bis heute Rekordtorschütze des Klubs und natürlich Teil manchen FC-Dramas wie dem „Münzwurf“-Spiel in Rotterdam 1965 gegen Liverpool. Für die Nationalelf lief er 20 Mal auf, darunter im legendären WM-Halbfinale 1970 gegen Italien (3:4 n.V.). Auf dem Platz war „de Nas“ ein schlitzohriger Stürmertyp, abseits bodenständig freundlich, zugewandt, ein Publikumsliebling. 235 Pflichtspiel-Tore, davon 166 in der Bundesliga, waren es für den FC, als er 1978 als Double-Sieger seine Spielerlaufbahn beendete.

Es folgte ein fließender Übergang in die Verantwortungsebene beim Klub: Co-Trainer bei Hennes Weisweiler, Manager (1980-1983) und von 1983 bis Februar 1986 FC-Chefcoach. Danach wechselte Löhr zum DFB und betreute die Olympiaauswahl, mit der er 1988 in Seoul Bronze holte. 1990 übernahm er die U-21 des DFB und führte sie zwölf Jahre lang.

Schon als Spieler hatte Löhr schwere gesundheitliche Probleme: Lebererkrankung, Blutvergiftung, Lungenentzündung. Später wurde er wegen Herzproblemen behandelt. 2015 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich gerade erholt zu haben schien. Köln und seinem FC ist Löhr stets verbunden geblieben. Er war regelmäßiger Besucher der Heimspiele und lebte nach dem aktiven Fußball einen klassischen Unruhestand: Er führte gemeinsam mit seiner 2010 verstorbenen Ehefrau Annemarie in Frechen eine Tennis-Halle, engagierte sich in der St. Pankratius-Gemeinde und war als leidenschaftlicher Golfer Präsident des Klubs „Gut Heckenhof.“

Am Montag nun hat ein Freund Hannes Löhr in seinem Junkers-dorfer Haus tot aufgefunden. Löhr hinterlässt eine Tochter, Katrin. Das FC-Team wird beim Spiel am Dienstag in Ingolstadt mit Trauerflor auflaufen. (co)

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Reaktionen zum Tod von Hannes Löhr

FC-Präsident Werner Spinner sagt: „Hannes Löhr war über seine Zeit als Spieler, Trainer und Funktionär hinaus dem FC immer eng verbunden, ohne sich je in den Vordergrund zu drängen. Seit 1986 war er Mitglied im Verein. Nach unserer Wahl zum Vorstand hat er Markus Ritterbach, Toni Schumacher und mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Wir werden Hannes Löhr unendlich vermissen und ihn nie vergessen.“

FC-Vizepräsident Toni Schumacher sagt: „Der Tod von Hannes Löhr trifft mich sehr. Er gehörte ohne Zweifel zu den größten Persönlichkeiten des 1. FC Köln, die ich kennenlernen durfte. Er war mein Mitspieler, Trainer und Manager. Zu Beginn meiner Profi-Karriere gehörte Hannes zu den absoluten Führungsspielern beim 1. FC Köln. Als junger Spieler habe ich viel von ihm lernen können. Gemeinsam haben wir das Double 1978 gefeiert. Später haben wir mit ihm als Manager den DFB-Pokal gewonnen und als Trainer internationale Erfolge errungen. Bis zuletzt gehörte er zu dem Kreis an Ehemaligen, die unserem Verein besonders nahe stehen. Hannes hatte einen unvergleichlichen Sinn für Humor. Ein großartiger Sportler und ein liebevoller Mensch ist von uns gegangen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“

Joachim Löw (Bundestrainer): „Mich macht die Nachricht vom plötzlichen Tod von Hannes Löhr sehr traurig. Nicht nur in Köln war er eine Fußball-Institution, auch beim DFB hat er Spuren hinterlassen, besonders bei der U21 und im gesamten Nachwuchsbereich. Er war immer auf dem aktuellen Stand, die Gespräche mit ihm über Fußball waren ein Genuss, wie zuletzt am Rande der Eröffnung des Deutschen Fußball-Museums im Herbst letzten Jahres in Dortmund. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen und seiner Familie.“

Reinhard Rauball (Ligapräsident): „Mit Hannes Löhr verbinden unzählige Fans großartige Fußballmomente, ob in der Nationalmannschaft oder in der Bundesliga. Mit ihm verlieren wir einen untadeligen Sportsmann, der sich mit seiner freundlichen, angenehmen Art gerade auch bei den Fans große Sympathien erworben hat und trotz seiner vielen Erfolge immer bescheiden geblieben ist. So war er auch als Manager und Trainer ein Vorbild für die nächsten Generationen, insbesondere in vielen Jahren als Coach der U21-Auswahl des DFB.“

Jürgen Klinsmann (Ex-Bundestrainer im Express): „Diese Nachricht macht mich sehr traurig. Hannes Löhr war ein großartiger Trainer mit herausragenden menschlichen Fähigkeiten. Sein Umgang mit uns Spielern, den ich vor allem während der Olympischen Spiele in Seoul erleben durfte, war beispielhaft. Immer menschlich, sehr sozial, stets freundlich. Er war ausgeglichen und auch ausgleichend. Nie laut und auch nie vorlaut. Er hatte eine Art, wie man sie im Fußball gerne öfter finden würde.“

Rainer Koch (DFB-Interims-Präsident): „Die Nachricht kam für uns alle unerwartet und hat im DFB tiefe Trauer und Betroffenheit ausgelöst. Hannes Löhr war nicht nur ein herausragender Fußball-Fachmann, sondern auch eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Dass er 1988 als Trainer mit der deutschen Olympiaauswahl Bronze gewonnen hat, bleibt ebenso für immer fester Bestandteil der DFB-Chroniken wie seine 20 Länderspiele oder seine WM-Teilnahme 1970. Hannes Löhr wird dem Fußball fehlen, unsere Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden.“

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