Neuzugang Skhiri„Mein Berater hat mir gesagt, dass der FC ein großartiger Klub ist"

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Ellyes Skhiri (r.) im Duell mit Dortmunds Lukasz Piszczek

  • Der Sechs-Millionen-Mann bildet mit Birger Verstraete ein neues Mittelfeld-Duo
  • Den 1. FC Köln kannte der 24-Jährige vorher nur vom Namen her
  • Deutsch lernt der Tunesier bereits per App - und demnächst mit Teamkollegen

Köln – Wenn man erst 24 Jahre alt ist,  in Lunel, einer Kleinstadt in Südfrankreich geboren ist, bisher fast nur Erfahrungen beim  Heimatverein SC Montpellier sammelte  und als Einwanderer-Sohn für die tunesische Nationalmannschaft aufläuft, dann muss einem der 1. FC Köln nicht zwangsläufig ein Begriff sein.  Zumal dieser FC im letzten Vierteljahrhundert auf internationaler Bühne auch eher durch Abwesenheit glänzte.

Skhiri kannte den 1. FC Köln fast nur vom Namen her

Ellyes Skhiri, der Neuzugang des Bundesliga-Aufsteigers, hat kein Problem, diese kleine Wissenslücke auch zuzugeben. „Vom Namen her kannte ich den 1. FC Köln, aber sehr viel mehr habe ich nicht gewusst“, sagt der defensive Mittelfeldspieler, der beim 1:3 gegen Dortmund sein Debüt in der Kölner Startelf gab – ein gutes, vielversprechendes dazu.

Der  1. FC Köln sei nicht der Klub, der in Frankreich oft in den Medien stehe, fügt der Franko-Tunesier an. „Aber mein Berater und Freunde haben mir versichert, dass der FC ein großartiger Klub mit großer Strahlkraft und Geschichte ist. Und das gefällt mir.“ Und dann habe er in Gesprächen mit Kölns Sportchef Armin Veh und Lizenzspielleiter Frank Aehlig erfahren, welche Ziele sich der Verein in der nahen Zukunft setze und welche Rolle der defensive Mittelfeldspieler in diesen Plänen spiele.  Er wolle als Spieler den „nächsten Schritt machen“,  wie es so oft und banal heißt, und sich zudem als Mensch weiterentwickeln.  „Und das alles hat mich dann überzeugt, nach Köln zu kommen.“

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Rund sechs Millionen Euro hat der 1. FC Köln an Montpellier überwiesen und nutzte geschickt den Umstand aus, dass sich Skhiri mit seinem Ausbildungsverein nicht auf eine Verlängerung des Vertrags einigen konnte. Im Mai hatte unter anderem auch der AC Florenz großes Interesse am WM-Teilnehmer von 2018, aber die Südfranzosen lehnten das Angebot der Fiorentina noch ab.

Jetzt ist der Tunesier nach einem Sonderurlaub, den er wegen seiner Teilnahme am Afrika-Cup bekam, seit zweieinhalb Wochen in Köln und im Training. Er habe sich bereits gut eingelebt, natürlich auch, weil ihm in der Mannschaft Franzosen wie Anthony Modeste und Vincent Koziello helfen würden. Was Skhiri bereits auffällt: „Die Atmosphäre ist heiter und angenehm. Man lebt hier mit viel Leidenschaft. Das gefällt mir sehr gut.“

Tunesier von Atmosphäre im Stadion begeistert

Vielleicht ist diese Leidenschaft im Alltag nicht überall zu spüren, im Kölner Stadion gewiss. Skhiri war durchaus beeindruckt von der Atmosphäre im Heimspiel gegen Dortmund.  „Es war eine neue Erfahrung für mich, vor 50.000  Zuschauern, die so laut und mit so viel Herzblut dabei sind,  zu spielen. Das hat mich sehr berührt“, sagt der 24-Jährige, der durchaus überrascht war, dass er nach dem Kurzeinsatz in Wolfsburg (1:2) bereits zu seinem Startelf-Debüt kam.

Mit seiner Leistung sei er zufrieden gewesen, auch wenn sich selbst noch lange nicht bei 100 Prozent sehe. Das Team  könne in der Liga mithalten. Grundsätzlich sieht es Skhiri sogar so: „Wir sollten uns nie irgendwelche Limits setzen und auf die Bremse drücken.“

Veh: „Skhiri wird sicher ein wertvoller Spieler"

Seine Stärken in der Antizipation, Ball-Eroberung und -Verteilung und vor allem in der Athletik waren bereits deutlich zu erkennen. Gegen den BVB agierte der Dauerläufer sogar meist in vorgezogener Position, attackierte im Pressing Axel Witsel tief in der Dortmunder Hälfte und war deutlich offensiver positioniert als sein Mittelfeld-Partner Birger Verstraete. Er habe zuletzt zwar meistens auf der Sechser-Position gespielt, aber er wolle sich ohnehin mehr ins offensive Spiel einbringen. Und da habe ihm die offensivere Rolle behagt.

Das Führungstor von Dominick Drexler bereite Skhiri  gleich mit einer Kopfballverlängerung vor. Sportchef Armin Veh lobt den Neuzugang aber nicht nur dafür: „Das war eine gute Leistung. Skhiri ist mit 12,7 Kilometern die meisten gelaufen. Die ist er in Frankreich eigentlich immer gelaufen, fast einen 13er-Schnitt. Er wird für uns sicher ein wertvoller Spieler, weil er viele Wege geht, viele Dinge zumacht.“

Neuzugang lernt bereits deutsch per App

Beim 1. FC Köln geht man davon aus, dass man an Skhiri noch viel Freude haben wird. Nicht umsonst hat der Klub den Spieler bis 2023 unter Vertrag genommen. Da sich auch Skhiri auf eine längere Zeit im Rheinland einstellt, hat ihn seine Freundin  Joana nach Köln begleitet – wie auch sein Hund und seine Katze. Zudem beginnt er direkt mit dem Deutsch-Unterricht. Er habe zuvor schon mittels einer Handy-App die neue Sprache geübt.

Statussymbole und Extravaganzen sind sein Ding offenbar nicht. „Ich habe ein einfaches Leben und liebe die Natur.“ In Montpellier, da habe er in seiner Freizeit immer sehr gerne geangelt. Das sollte auch am Rhein möglich sein – auch wenn das Ambiente ein anderes ist als am Mittelmeer.

Höger und Verstraete angeschlagen

Der FC bangt um ein Mittelfeld-Duo: Birger Verstraete  (25) fehlte am Dienstag beim Training, Marco Höger (29) stieg vorzeitig aus. Der Belgier  hat eine Zyste am Knie. „Deshalb hat es heute Sinn gemacht, Birger komplett rauszunehmen. Am Mittwoch wird er dann individuell trainieren“, sagte Trainer Achim Beierlorzer. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme und um alt bekanntes Problem. Der Coach: „Ich bin guter Dinge, dass wir ihn am Wochenende zur Verfügung haben.“ Vizekapitän Höger zog sich offenbar  bei einem Sprint eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zu. Eine Diagnose steht noch aus, doch Höger könnte eine längere Pause drohen.

Florian Kainz steht im österreichischen Aufgebot für die EM-Qualifikationsspiele gegen Lettland am 6. September und drei Tage später  in Polen. Der zuletzt angeschlagene Louis Schaub fehlt im Kader von Nationaltrainer Franco Foda, der Kölner steht aber auf Abruf. (ksta)

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