Niederlage gegen BVB1. FC Köln zwischen Schwärmen und Verdruss

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Köln gegen Dortmund nach Abpfiff

Nach Schlusspfiff herrschte bei den Kölnern die Tristesse.

  • Trotz der 1:3-Niederlage gegen Dortmund können die Kölner zufrieden sein mit ihrer Leistung.
  • Sportchef Armin Veh macht sich allerdings Sorgen wegen des anspruchsvollen Programms der kommenden Wochen.
  • Kölns Trainer Achim Beierlorzer gibt seiner Mannschaft trug noch eines auf.

Köln – Armin Veh schwankte nach dem Abpfiff am Freitagabend zwischen Zufriedenheit und Verdruss. Die Bundesliga-Tabelle weist den 1. FC Köln nach zwei Spieltagen mit null Punkten aus, doch dieses packende Spiel gegen Borussia Dortmund, das hatte es dem Kölner Sportchef angetan.

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Trotz der unglücklichen 1:3-Niederlage gegen den Vizemeister war Veh von der Vorstellung seiner Mannschaft beeindruckt, die gleich mit fünf Neuzugängen in der Startelf antrat. So habe er sich das vorgestellt. Und überhaupt sei das, was er bisher von der Mannschaft und dem neuen Trainerteam sehe, überzeugend. „Das gefällt mir gut, so hatten wir uns das vorgestellt“, sagte Veh. Das nackte Ergebnis alleine habe ihm noch nie gelangt. Es gehe ihm auch um die Art und Weise des Auftritts seines Teams. Und mit dem war der Geschäftsführer Sport zufrieden.

Richtig ins Schwärmen geriet der 58-Jährige ob der Atmosphäre im Stadion. „Das habe ich hier bislang noch nicht so erlebt. Die Stimmung war sensationell. Die Fans hatten ein Gespür dafür, wie die Mannschaft gespielt hat. Ich hätte an ihrer Stelle auch applaudiert.“ Neuzugang Kingsley Ehizibue wirkte noch Minuten nach dem Abpfiff begeistert von seiner ersten Erfahrung im Rhein-Energie-Stadion: „Die Atmosphäre war beeindruckend, es hat sich angefühlt, als wären wir ein Mann mehr auf dem Platz.“

Armin Veh ärgert sich über den Spielplan

Der Verdruss von Veh hatte nichts mit seiner Mannschaft zu tun. Normalerweise rege er sich nicht über Sachen auf, die er nicht beeinflussen könne. „Aber das ist natürlich der bescheuertste Spielplan für uns überhaupt.“ Veh hätte Dortmund zum Beispiel viel lieber im November als Gegner gehabt, wenn der BVB schon die erste Spiele in der Champions League absolviert hat und vielleicht nicht mehr ganz so frisch sei. „So waren alle ihrer Spieler dabei. Und es war schwierig für uns, das gegen diese Mannschaft über die ganze Spielzeit hinzukriegen.“ Am Ende gingen den zuvor mit so viel Aufwand und Leidenschaft spielenden Kölnern Kraft und Puste aus, was der BVB aufgrund seiner starken individuellen Qualität brutal ausnutzte. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber nur 70 bis 80 Minuten. Das Spiel dauert eben 95 Minuten. Am Ende haben wir keine Punkte geholt, aber so müssen wir weitermachen. Es hat etwas die Kraft gefehlt, aber es ist unser Ziel, dieses Tempo über 90 Minuten zu gehen“, sagte Stürmer Anthony Modeste durchaus selbstkritisch.

Das Startprogramm hat es für den FC in der Tat in sich. Die ersten Gegner Wolfsburg (1:2) und Dortmund waren schon wahrlich keine einfachen. Am kommenden Samstag muss der FC in Freiburg antreten. Im Breisgau verlor der FC die letzten sechs Spiele und wartet – was unglaublich klingt – seit 22 Jahren auf einen Sieg. Am 24. August 1996 gewann Köln mit 3:1. Es folgt das Derby gegen den Erzrivalen Gladbach, bevor es für den Aufsteiger dann zum FC Bayern München geht. Da ist ein absoluter Fehlstart im Bereich des Möglichen, aber nicht des Wahrscheinlichen – wenn Köln so spielt wie am Freitagabend.

Kingsley Ehizibue mit beherztem Auftritt

„Diese Leistung muss die Benchmark für die Saison sein“, befand Trainer Achim Beierlorzer. Und das, obwohl seine Elf „leider Gottes erneut ohne Lohn“ geblieben war. „Wir müssen den Glauben an unsere Art des Spielens permanent in jeder Situation in uns tragen. Wir sehen, was dann möglich ist“, sagte Beierlorzer nach seinem ersten Heimspiel in Köln, in dem er viel Gutes gesehen hatte: Zum Beispiel ein starkes Startelf-Debüt von Ellyes Skhiri im defensiven Mittelfeld. Der Neuzugang war mit 12,77 abgespulten Kilometern der lauffreudigste Spieler auf dem ganzen Platz und bereitete die Führung durch Dominick Drexler mit dem Kopf vor, der mit 29 Jahren erstmals in der Bundesliga traf. Oder den beherzten Auftritt von Rechtsverteidiger Ehizibue. Die Neuverpflichtung glänzte erneut mit seiner Physis, patzte aber leider beim zweiten Gegentor.

Der Niederländer ist einer der schnellsten Spieler in der Liga überhaupt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35,18 Km/h stellte er den zweithöchsten Wert im gesamten Jahr auf, nur der Ex-Kölner und heutige Herthaner Lukas Klünter war 2019 schneller (35,40 Km/h). Achim Beierlorzer trug seiner Mannschaft nur eines auf: „Wir machen jetzt genau so weiter. Wir werden beharrlich daran arbeiten.“ Er gab sich „völlig überzeugt, dass wir dann die Punkte holen, die wir verdienen – und die für unser Ziel ausreichen.“ Das ist der Klassenerhalt.

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