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Niederlage im GeisterderbyDer Ärger beim 1. FC Köln hält sich in Grenzen

Lesezeit 4 Minuten
Uth Derby

Mark Uth ärgert sich nach seiner vergebenen Chance in letzter Minute.

Mönchengladbach – Viel hatte nicht viel gefehlt, und Mark Uth hätte in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 2:2-Ausgleich  für den 1. FC Köln im Derby bei Borussia Mönchengladbach getroffen.

Dieser  wäre nicht unverdient gewesen, doch der Ärger der Kölner über die zweite Derby-Niederlage gegen die Fohlenelf in dieser Saison hielt sich im Anschluss in Grenzen. Denn zu viel war anders an diesem bedrückenden Mittwochabend, an dem die Fußball-Bundesliga aufgrund des grassierenden Coronavirus ihr erstes Geisterspiel erlebte.

Horst Heldt: „Skurril, ungewöhnlich, nicht einfach“

Der FC verlor zwar nach seiner Erfolgsserie   (acht Siege aus zehn Partien) mal wieder ein Spiel und belegt Platz zehn, Gladbach hält durch diesen Sieg Anschluss an die Tabellenspitze und sprang auf Rang vier.

Alles zum Thema Timo Horn

Doch für die Verantwortlichen der Klubs, die seit Jahrzehnten Erzrivalen sind, war eines noch wichtiger: In Anbetracht der Umstände hätten beide Teams ein richtig gutes und intensives Spiel geboten, da waren sich alle Beteiligten ganz einig. „Beide Mannschaften haben das sehr gut gemacht in einer für alle skurrilen, ungewöhnlichen und nicht einfachen Situation. Schade, dass heute die Zuschauer nicht da waren. Sie hatten heute ein gutes Derby erlebt. Und es ist schade, dass wir verloren haben. Wir haben ein Klasse-Spiel gemacht und am Ende den Ausgleich verdient gehabt“, befand Kölns Sportchef Horst Heldt, den aber auch schnell das Thema dieser Tage einholte.

Horst Heldt: „Bundesliga ohne Fans macht keinen Spaß“

Es habe an diesem Abend viele Erkenntnisse gegeben, so Heldt, die aus seiner Sicht wichtigste: „Die Fußball-Bundesliga ohne Fans macht keinen Spaß. Es ist wichtig, dafür zu kämpfen, dass wir wieder Atmosphäre im Stadion haben.“ Genau so sahen es auch die Trainer, Gladbachs Marco Rose und Kölns Markus Gisdol, die ihre Mannschaften und das Niveau des Derbys lobten – und die Fans vermissten.

Von Beginn an waren die Gastgeber bemüht, das Kommando zu übernehmen. Das taten sie auch, die Borussen hatten mehr Ballbesitz. Doch der FC spielte mutig auf und verstand es geschickt, wenig zuzulassen.

Geister-Derby entwickelt sich zum ansprechenden Spiel

Und wenn er den Ball hatte, dann ging es meistens ruckzuck nach vorne. Wie in der zehnten Minute, als nach Flanke von Ismail Jakobs der einschussbereite Jhon Córdoba gerade noch von Nico Elvedi entscheidend gestört wurde. Gladbach hatte  auf der anderen Seite zwei Schusschancen durch Alassane Pléa. Die beste Möglichkeit hatte aber  wieder der FC in der 21. Minute: Erst holte Mark Uth einen Freistoß geschickt raus, dann zirkelte er diesen nur knapp über das Tor.    

Es entwickelte sich  fortan eine  durchaus ansprechende Partie. In der die Fohlenelf in der 32. Minute in Führung ging: Kingsley Ehizibue ließ Oscar Wendt ungestört flanken, Patrick Herrmann bekam alle Zeit der Welt, den Ball anzunehmen und aus der Drehung auf Breel Embolo abzulegen. Dessen Schlenzer fälschte Ellyes Skhiri auch noch leicht ab. Horn war machtlos – 1:0.

Der FC gibt sich auch nach dem Eigentor nicht auf

In der zweiten Hälfte wurden die Gäste  wieder mutiger. Doch  durch ein Eigentor machten sie sich selbst das Leben noch schwerer. Eine Flanke von Breel Embolo spitzelte Verteidiger Jorge Meré, der wie in Paderborn für den verletzten Sebastiaan Bornauw auflief,ins eigene Tor. Extrem bitter, denn sein  Torhüter Timo Horn hatte dahinter schon auf den Ball gelauert.

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Dennoch gab sich der FC nicht auf. Nach einem kapitalen Patzer von Borussias Torhüter Yann Sommer, der beim Abschlag ausgerutscht war, kam Uth an den Ball, startete ein Dribbling und knallte die Kugels ins rechte Toreck (80.). Danach ging es hin und her: Córdoba hatte das 2:2 ebenso auf dem Kopf wie Thuram das 3:1 für die Gastgeber, das erneut Horn vereitelte. Und in der Nachspielzeit hatte Uth den Ausgleich auf dem Fuß, schoss aber zu zentral. „Den muss ich machen“, meinte der Kölner, sein Trainer wirkte trotz der Niederlage zufrieden: „Auf dieser Leistung können wir aufbauen“, sagte Gisdol. Am Samstag gegen Mainz – und wieder ohne Fans.

Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt - Kramer, Strobl - Herrmann (76. Hofmann), Embolo (82. Stindl), Thuram (88. Bensebaini) - Plea. -

Köln: Timo Horn - Ehizibue, Mere (85. Modeste), Leistner, Schmitz - Skhiri, Hector - Kainz (66. Drexler), Uth, Jakobs (72. Thielmann) - Cordoba. - Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach).- Tore: 1:0 Embolo (32.), 2:0 Mere (70., Eigentor), 2:1 Uth (80.) .- Zuschauer: keine

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