Profi, Karriereende, TrainerscheinDie Verbindungen von Bayern-Trainer Flick nach Köln

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

FC-Profi Hansi Flick (rechts) 1991 im Duell mit Bayern Bruno Labbadia, links Pierre Littbarski, im Hintergrund Manfred Schwabl.

  • Bayern-Coach Hansi Flick absolvierte von 1990 bis 1992 54 Pflichtspiele für den 1. FC Köln. FC-Sportchef Horst Heldt war damals sein Mitspieler, Vorstands-Berater Erich Rutemöller sein Trainer.
  • Beim FC musste der Mittelfeldspieler nach vielen Verletzungen bereits mit 28 seine Karriere beenden.
  • 2003 erlangte Flick in Köln als Jahrgangsbester unter Ausbilder Rutemöller seine Fußballlehrer-Lizenz.

Köln – Eines seiner größten und besten Spiele im Trikot des 1. FC Köln  bestritt Hansi Flick am 13. Oktober 1990 gegen seinen früheren und auch heutigen Klub, den FC Bayern München. Der emsige, laufstarke Mittelfeldspieler war zuvor erst im WM-Sommer für 1,5 Millionen D-Mark, eine für damalige Verhältnisse durchaus hohe Ablösesumme, von der Isar an den Rhein gewechselt.

Im Hyatt-Hotel am Rheinufer, das der FC damals als Team-Quartier vor dem Heimspiel nutzte, stimmte am Abend vor dem Anpfiff FC-Sportdirektor Udo Lattek Flick und Co. emotional auf das Duell ein. Offenbar mit Erfolg: Der damals recht große FC bezwang die noch größeren Bayern mit 4:0. Flicks Trainer damals: Erich Rutemöller, der heutige Berater des FC-Vorstands. Flicks Teamkollege in der Saison 1990/91: Horst Heldt, der heutige Sportchef des Bundesliga-Aufsteigers.

Am Samstag vor dem Auswärtsspiel im Rhein-Energie-Stadion bezieht der FC Bayern selbst Quartier im Hyatt. Wie schon seit Jahren vor Partien in Köln. Flick, der Trainer des Rekordmeisters, wird zumindest seinem früheren Mitspieler Heldt direkt über den Weg laufen. Ob er sich noch an das große FC-Spiel einst gegen die Bayern erinnern wird, ist eher fraglich. Zum einen ist dieses fast 30 Jahre her, zum anderen war der heute 54-Jährige auch nicht wirklich lange Profi beim FC. Dennoch spielt Köln im Leben des Hansi Flick eine bedeutende Rolle. In Köln endete seine aktive Karriere als Fußballer, in der Domstadt begann seine zweite, die   Laufbahn als Fußballlehrer.

Karriereende mit 28 nach FC-Spiel gegen Dortmund

Das Heimspiel des FC gegen Borussia Dortmund am 19. September 1992 (0:1) war das letzte für den Profi Hansi Flick. Der defensive Mittelfeldspieler hatte sich erneut am Knie verletzt, musste zur Pause ausgewechselt werden und wurde einige Tage später operiert. Das war zu viel, diese und einige schwere Verletzungen zuvor zwangen ihn zur Sportinvalidität. Karriereende mit 28.

Das könnte Sie auch interessieren:

54 Pflichtspiele hatte der gebürtige Heidelberger für den FC bestritten, mit dem er die Spielzeiten 1990/91 und 1991/92 als Siebter und Vierter beendet hatte. 1991 erreichten die Kölner das DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen, das sie dramatisch mit 3:4 nach Elfmeterschießen verloren. Ohne Flick. Er war gesperrt.

Heldt und Rutemöller erinnern sich an FC-Profi Flick

„Hansi war für uns damals als ungemein laufstarker, ausdauernder, bissiger sehr wichtig. Leider hatte er aber viel Verletzungspech. Schon als Spieler zeigte er sich wissbegierig – wie sein  Mitspieler Olaf Janßen. Hansi hatte schon als Spieler immer viele Anmerkungen zur Taktik und hat einiges hinterfragt“, erinnert sich sein Ex-Trainer Erich Rutemöller. Sein damaliger Mitspieler Horst Heldt entsinnt sich: „Ich war damals blutjunger FC-Profi. Hansi hat es mir leicht gemacht, denn er war sehr angenehm: offen, ehrlich,  unaufgeregt und akribisch. So wie heute immer noch.“

Flicks und Rutemöllers Wege kreuzten sich 2003 erneut in Köln. Rutemöller war an der Sporthochschule Ausbildungsleiter für die Erlangung der DFB-Fußballlehrerlizenz, Flick sein Schüler. Und sein eifrigster: Der gelernte Bankkaufmann schloss den Kurs als Jahrgangsbester ab. Flicks weiteren Stationen sind bekannt: Cheftrainer bei der TSG Hoffenheim, Co-Trainer Red Bull Salzburg. Von 2006 bis 2014 Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, gekrönt mit dem WM-Titel in Brasilien. Danach Sportdirektor beim DFB und Geschäftsführer der TSG Hoffenheim.

Oft drehte Flick an den größten Rädern im deutschen Fußball, blieb aber dennoch meist im Hintergrund. Die zweite Reihe verließ Flick aber endgültig, als er am 4. November 2019 als Nachfolger von Trainer Niko Kovac den FC Bayern München übernahm. In München können sich mittlerweile viele vorstellen, dass aus der Interims- eine Dauerlösung wird. Flick kommt an und hat Erfolg.

Rutemöller sah Flick zuletzt wieder im Januar im Emirat Katar. In Doha bereitete sich der FC Bayern im Trainingslager auf die Rückrunde vor, der 75-jährige Rutemöller war für einen Trainerkurs der Fifa vor Ort. Und beobachtete einige Einheiten des Abo-Meisters. „So, wie Hansi die Mannschaft erreicht und taktisch einstellt, das ist einfach überragend. Ich glaube, die Spieler schätzen und hören ganz genau auf ihn.  Nur eines kann Flick offenbar nicht: Ich habe Hansi noch nie brüllen gehört“, sagt sein ehemaliger Ausbilder  mit einem Schmunzeln.

Rutemöller und Heldt: Flick passt zum FC Bayern

Dieses Brüllen beherrscht aber sein Assistent Hermann Gerland. Mit ihm habe Flick einen kongenialen, stets loyalen Partner an der Seite, der beim FC Bayern einen enormen Stellenwert habe. „Ich glaube, dass diese Kombination auch über Saison hinaus und für längere Zeit passen könnte“, meint Rutemöller.

Das glaubt auch Horst Heldt. Flick sei von der Mannschaft vollauf akzeptiert, seine  gelassen Art täte dieser und dem Verein gut: „Er ist unaufgeregt in einem aufgeregten Umfeld.“ Dazu käme der Vorteil der langjährigen Verbundenheit zum FC Bayern. Nur eines passte dem FC-Sportchef zuletzt nicht so gut in den Kram: Dass der FC Bayern, der zuvor einen Lauf hatte,  zuletzt im Spitzenduell gegen RB Leipzig nicht über ein 0:0 hinaus kam. Heldt: „Das macht die Aufgabe für uns ganz sicher nicht einfacher.“

KStA abonnieren