Neues Führungsduo beim FCGisdol äußert sich zu belastetem Modeste-Verhältnis

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Gisdol

Markus Gisdol

Köln – Horst Heldts Kölner Zeit ist viele Jahre her, sein letztes Spiel als FC-Profi absolvierte er am 10. Juni 1995, es war ein 3:3 gegen Bayer 04 Leverkusen. Später spielte Heldt bei 1860 München, Eintracht Frankfurt, Sturm Graz und dem VfB Stuttgart, ehe er die Manager-Laufbahn einschlug. Nach Stationen in Stuttgart, auf Schalke und bei Hannover 96 saß der mittlerweile 49-Jährige am Dienstagmittag im Geißbockheim und erzählte, wie er einst auf Bernd Cullmanns Schoß Spiele des 1. FC Köln verfolgte. Und was es für ihn bedeutete, als gebürtiger Königswinterer nun zurück in jenem Verein zu sein, für den er im Jahr 1990 sein erstes Spiel als Berufsfußballer absolviert hatte – unter Erich Rutemöller, der damals Kölner Trainer war und nun Berater des Vorstands ist, der Heldt elf Tage nach der Trennung von Geschäftsführer Armin Veh ins Kölner Chefbüro gesetzt hat.

Heldt ist in den vergangenen Jahren nicht als Klischee-Rheinländer durch die Bundesliga gezogen, daher kam es ein wenig überraschend, wie sehr die Vergangenheit ihn am Dienstag einholte. „Wenn man nach Köln reinfährt und den Dom sieht, ist das für viele Menschen selbstverständlich, aber mir geht da das Herz auf. Ich brauche den Menschen hier die Emotionalität dieses Klubs nicht zu erklären. Es ist etwas sehr Schönes für mich“, sagte der 49-Jährige verblüffend gerührt. Sein Ziel für seine zweite Kölner Phase formulierte er so: „Ich werde versuchen, dass die Leute später sagen: Leck mich am Ärmel – mit dem Heldt, das hat echt Spaß gemacht.“

„Ein Tag, an dem man sich freuen sollte“

Werner Wolf hatte zuvor zufrieden auf die Verpflichtung geblickt. „Es ist ein Tag, an dem man sich freuen sollte“, hatte der FC-Präsident gesagt. Das systematische Vorgehen sei belohnt worden. „Wir sind ein Mitgliederklub, wir haben die grundsätzliche Vorstellung, dass die Mitglieder mitreden dürfen. Die Vorgänge waren geordnet. Wir mussten jetzt eine Krise managen, das haben wir getan“, sagte Wolf, der nach zwei Monaten im Amt nun kurzfristig und nicht ganz freiwillig die sportliche Führung ausgetauscht hat, was ja durchaus eine Leistung ist.

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Wie hart die Debatten der Gremienvertreter letztlich waren – darüber mochte niemand reden am Dienstag, Horst Heldt am wenigsten. „Das Prozedere kann ich nicht beschreiben. Wäre ich dabei gewesen, hätte ich mich selbst auch gewählt. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen“, sagte er mit dem Selbstbewusstsein, das er nun dringend brauchen wird.

Ungewöhnliches Prozedere

Dass er zunächst mit einem Personalberater und anschließend mehrfach mit Vertretern des Vereins hatte sprechen müssen, hatte Heldt zwar als ungewöhnlich, in der Konsequenz aber sogar als gewinnbringend empfunden. „Ich war sehr glücklich, an diesem Prozess teilzunehmen, auch erst mit dem Headhunter, weil man sich da auch weiterentwickeln kann. Dass es über mehrere Runden gelaufen ist, finde ich richtig und bin nun sehr glücklich, dass ich hier bin“, sagte Heldt.

Die Kölner präsentierten neben Heldt auch ihren neuen Trainer; Markus Gisdol, den sie verpflichtet haben, weil er bereits an zwei Bundesliga-Standorten Rettungsmissionen erfolgreich beendet hat: In Hoffenheim und beim Hamburger SV. Mehr steckte nicht hinter der Auswahl, aber auf mehr kommt es wohl auch nicht an, deutete Heldt an, der in die Auswahl eingebunden war. „Wir haben nicht viel Zeit, wir müssen uns jetzt nicht neu erfinden, das wäre deplatziert. Unsere Erfahrung ist sehr hilfreich, um sofort in die Vollen gehen zu können.“

Horst Heldt beeindruckt von Gisdol

Gisdol hatte sich zuvor in einer ersten Ansprache an seine neue Mannschaft gewandt und seinen neuen Chef damit gleich beeindruckt. „Da wäre ich gern Spieler gewesen und hätte am liebsten gleich einem vors Schienbein getreten in Leipzig“, sagte Heldt mit Blick auf die problematische Aufgabe der Kölner am Samstag beim Tabellen-Zweiten.

Gisdol hielt die Dinge einfach. Er wisse, was zu tun sei – und an welchen Stellen es sich lohnt, Energie zu investieren. „Ich muss eine Beziehung zur Mannschaft aufbauen, einfache Hilfen geben, um Stabilität ins Team zu bekommen“, sagte der 50-Jährige. Eine Spielidee präsentierte er nicht, was wahrscheinlich nicht ganz falsch war als Nachfolger zweier FC-Trainer, die eine extrem detaillierte Vorstellung ihres Fußballs mitgebracht hatten, um an dann der Umsetzung mit dem Kölner Kader zu scheitern. Auch Heldt schob taktische Erwägungen beiseite. „Jeder hat seine Idealvorstellungen, und unsere sind sehr ähnlich. Aber jetzt spielen wir Abstiegskampf. Vielleicht können wir aber über die Zeit eine Idee entwickeln.“

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Sein aus Hoffenheimer Zeiten zumindest belastetes Verhältnis mit Anthony Modeste, dem kriselnden Kölner Starstürmer, tat Gisdol entspannt ab. „Wir haben uns angelächelt“, berichtete er nach dem Wiedersehen: „Wir haben ein anständiges Verhältnis. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Tony in Bestform – wäre geil, wenn wir das hinbekämen.“

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