Serie zum Bundesliga-AufstiegWieder Erste Liga – diese Spieler haben den FC gerettet

Lesezeit 6 Minuten
FC Regensburg Jubel1

Da ist die Radkappe: Die Spieler des 1. FC Köln halten nach einer durchwachsenen Saison die Zweitliga-Meisterschale in die Höhe.

  • Die vergangene Saison mit dem 1. FC Köln dramatisch zu nennen, wäre noch ganz schön untertrieben. Wir erinnern uns: Modeste-Transfer, Vorstands-Zoff, Trainer-Rausschmiss. Und die unnötige Hängepartie, als der Aufstieg schon sicher schien.
  • Doch jetzt ist die Rückkehr in die Erste Liga erreicht. Der „Kölner Stadt-Anzeiger” lässt den Aufstieg in den nächsten vier Wochen mit der Serie „Aufstieg Nummer Sechs” Revue passieren.
  • Folge 1: Unser FC-Experte Christian Löer würdigt vier Spieler, die ganz entscheidend zum Erfolg beigetragen haben.

Köln – Es war eine Aufstiegsparty mit angezogener Handbremse: Am Sonntag verlor der 1. FC Köln gegen Regensburg im Rhein-Energie-Stadion 3:5. Trotzdem enterten Tausende Fans den Platz, um ihre Spieler zum Feiern. Doch auch wenn die ganz große Euphorie ausblieb: Wir analysieren im Rückblick, welche FC-Spieler die vergangene Saison entscheidend geprägt haben – und wie.

Dominick Drexler

Im Winter vor knapp anderthalb Jahren entschied sich der Offensivmann nach vielen Jahren in der Zweiten und Dritten Liga, sein Glück in Dänemark zu versuchen. Seine Ausbildung hatte er beim Bonner SC und im Leistungszentrum von Bayer 04 Leverkusen absolviert, dann allerdings war er ausgezogen, um sich für seinen Durchbruch bereit zu machen. Doch der ließ auf sich warten: Über Erfurt, Aalen und Fürth kam er nach Kiel, wo er unter Markus Anfang zum Spezialisten für Tor-Vorbereitungen geworden war.

Der FC Midtjylland, Dänemarks Meister, wurde auf Drexler aufmerksam – beziehungsweise: Der Algorithmus, den Midtjyllands Klubchef programmiert hat, um Datenbanken nach Personal zu durchsuchen. Drexler fiel dem System auf, weil er dazu neigt, Spiel-entscheidende Situationen zu schaffen. Er bereitete nicht nur ständig Tore vor und traf selbst regelmäßig. Er war zudem außerordentlich oft an Toren beteiligt, die Spielen eine Tendenz gaben.

Alles zum Thema Anthony Modeste

Dominick Drexler

Dominick Drexler

Das Angebot aus Dänemark war ordentlich – und es kam früh im Jahr. Drexler sagte zu, spielte dann jedoch eine herausragende Rückrunde in Kiel, und als sich abzeichnete, dass er auch in Deutschland gute Aussichten hatte, den Sprung zu einem ambitionierten Klub zu schaffen, holte er sich in Midtjylland die Erlaubnis, mit anderen Vereinen Gespräche zu führen. Dass Drexlers Wahl auf den FC fiel, war logisch: Markus Anfang war auf dem Weg nach Köln, außerdem hatte er so die Chance, näher an die Bonner Heimat zu ziehen. Zwar kostete Drexler vier Millionen Euro plus einen Nachschlag wegen des nun vollendeten Aufstiegs. Doch dankte er dem Verein die Investition mit 11 Treffern und sagenhaften 21 Vorlagen in Liga und Pokal. 33 Mal stand er bislang in der Kölner Startelf. Kein Feldspieler absolvierte mehr Spielminuten als Drexler, obwohl der sich auf dem Platz keine Pausen gönnt.

Serie zum Aufstieg

Mit unserer Serie „Aufstieg Nummer 6“ feiern wir in den kommenden vier Wochen die Rückkehr des FC in die Erste Liga. Was bedeutet der Aufstieg konkret – finanziell wie organisatorisch? Wie kann ein erneuter Wieder-Abstieg verhindert werden? Welche Rolle spielt Psychologie bei den Spielern? Was sind die häufigsten Verletzungen? Vor allem aber fragen wir: Wer sind die vielen Menschen hinter dem FC? (sbs)

Auffällig an Drexler war nicht nur, dass er ohne Pause läuft. Er ist auch ein Spieler, der davon besessen ist, Spiele zu gewinnen: Er zetert, er hadert, er reklamiert – und manchmal veranstaltet er auch ein wenig Theater. Dabei ist er neben dem Platz ein reflektierter, gelassener Mann. Der Lohn für die Leistungen der vergangenen zehn Monate ist nun seine erste Saison in der Bundesliga – er wird dann 29 Jahre alt sein. Es wurde also höchste Zeit für ihn, seine lange Reise durch den deutschen Fußball abzuschließen.

Jorge Meré

Der Spanier durchlebte eine abwechslungsreiche Saison. Gleich im ersten Spiel beim VfL Bochum sah er Gelb-Rot, nach dem 3:5 gegen Paderborn verlor er seinen Platz in der Startelf an Lasse Sobiech und bekam Wochen später nur die Chance zur Bewährung, weil Sobiech sich verletzte. Doch erst als Anfang nach dem 0:1 in Hamburg die Defensive veränderte, wurde Meré richtig stark. Als zentraler Mann der Dreierkette zeigte er seine Qualität im Passspiel, mehr als 90 Prozent seiner Bälle kamen im Saisondurchschnitt an. Zudem fand er seine Position in den Zweikämpfen.

Jorge Meré

Jorge Meré

Kein Wunder, dass die Heimat ruft: Meré ist Kapitän der spanischen U-21-Nationalmannschaft. Zwar verlängerte er erst im vergangenen Herbst seinen Vertrag bis 2023. Doch könnte er für eine festgeschriebene Ablöse von 30 Millionen Euro in diesem Sommer wechseln. Und 30 Millionen für einen 22 Jahre alten Verteidiger mit der Erfahrung von mehr als 100 Spielen auf professionellem Niveau in zwei Ländern bedeuten keine Summe, die zum Beispiel Atlético Madrid abschrecken würde. Sollte er bleiben, wäre den Kölnern allerdings zu raten, sich größte Mühe zu geben. Denn nach einem Wiederabstieg dürfte Meré die Kölner nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ für zwölf Millionen Euro verlassen.

Jhon Córdoba

Dem Kolumbianer war in seinem ersten Jahr beim 1. FC Köln alles Schlimme dieser Fußballwelt widerfahren: Nachdem die Kölner Anthony Modeste nach China verkauft hatten, war Córdoba heillos überfordert, den Franzosen zu ersetzen. Der Druck der 17-Millionen-Euro Ablöse kam hinzu, und an Ende der Saison war der Stürmer mit null Bundesligatoren einer der Sündenböcke. Im Sommer wollte er unbedingt fort aus Köln, doch Markus Anfang stärkte ihn und brachte ihn schon im Sommertraining dazu, seine Rolle im Team neu zu definieren. Córdoba ist kein Feintechniker. Eher ein brachialer Angreifer, der Selbstvertrauen braucht, um seinen körperlichen Vorteile ins Feld zu führen. Wer Córdoba allerdings in die Lage versetzt, seine volle Wucht ins Spiel zu bringen, bekommt einen Stürmer, der kaum aufzuhalten ist. Dennoch entschied sich Markus Anfang nach einem mäßigen Saisonstart für Simon Terodde, der im Ein-Stürmer-System traf und traf. Für Córdoba blieben nur Kurzeinsätze und Spezialaufträge, was dem Selbstvertrauen des 26-Jährigen nicht zuträglich war.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dann aber die Umstellung auf zwei Spitzen: Gleich im ersten Spiel im neuen System traf Córdoba beim 8:1 gegen Dresden zweimal. Allein in der Rückrunde ließ er 14 Tore folgen, beim Aufstiegsspiel in Fürth gelang ihm der zweite Dreierpack dieser Saison. Mittlerweile ist Córdoba einer der Lieblinge der Fans, er hat sich die Zuneigung durch Leistung ehrlich erarbeitet und scheint es den Leuten nicht weiter zu verübeln, dass sie ihn noch vor einem Jahr am liebsten aus der Stadt gejagt hätten.

Simon Terodde

Dass die Kölner ein sagenhaftes Torverhältnis haben und trotz neun Saisonniederlagen die Zweitliga-Meisterschaft sicher haben, ist vor allem Simon Terodde zu danken. Als der FC in der ersten Saisonhälfte noch an den Abläufen im Mannschaftsspiel arbeitete, erzielte Terodde Tor um Tor, wobei ihm entgegen kam, dass er im Ein-Stürmer-System das Ziel beinahe jedes Kölner Angriffs war. Doch auch im Verbund mit Jhon Córdoba funktionierte der 31-Jährige. 21 Hinrundentreffer bedeuteten eine unfassbare Marke. Allerdings kann man nicht sagen, dass Terodde von Anthony Modestes Rückkehr profitierte. Im Duo funktionierten beide nicht, und weil sie einander mehrfach Spielzeit kosteten, schien Terodde ein wenig den Rhythmus und Modeste die gute Laune zu verlieren. Markus Anfang hatte in seinen letzten Wochen als FC-Trainer auch ein Problem im Sturm – obwohl die Offensive das Prunkstück dieser Kölner Saison gewesen war.

KStA abonnieren