Stürmer hat sich zurückgekämpftModeste will beim FC endlich wieder durchstarten

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Anthony Modeste gut gelaunt in Donaueschingen

Donaueschingen – Anthony Modeste erlebt in diesen Tagen eine Qual, nach der er sich in den vergangenen Jahren mehrfach gesehnt hat: Seit der Franzose im Juli 2017 den 1. FC Köln nach China verließ, hatte er immer wieder Schwierigkeiten, seine gewohnte Fitness zu erreichen: Damals debütierte er nur zwei Wochen nach seiner Ankunft in Tianjin in der chinesischen Liga. Im August 2018 verließ er China bereits wieder, fand jedoch zunächst keinen neuen Verein, da seine Vertragssituation ungeklärt war. Erst im Oktober 2018 nahm Modeste das Training in der zweiten Mannschaft des FC auf, da hatte er das nächste Sommercamp verpasst.

Anfang 2019 gab er sein Comeback in der Zweiten Liga und versuchte, unter Achim Beierlorzer wieder in die Stammelf zu finden. Doch obgleich er im Sommer 2019 wieder in Form kam, verlief die Saison enttäuschend. Spätestens nach dem Trainerwechsel zu Markus Gisdol hatte der Angreifer kaum noch Chancen auf die Startelf. In der Rückrunde spielte er nur noch einmal über die volle Distanz. Im vergangenen Sommer verpasste Modeste wegen hartnäckiger Verletzungen erneut die Vorbereitung, die Saison wurde zum Desaster. Nur einmal stand er in der Bundesliga von Beginn an auf dem Platz – beim 0:5 in Freiburg.

„St. Etienne war für alle gut"

Anfang Februar wechselte er zur AS St. Etienne, doch auch in der französischen Liga fand Modeste nicht zu seiner Form – im Gegenteil: Im April ließ er sich an der Leiste operieren, nach nur sieben Einsätzen kehrte er ohne Treffer nach Köln zurück. Dennoch blickt er ohne Groll zurück. „Für mich war das die richtige Entscheidung. Ich habe frische Luft bekommen, das war gut für jede Partei. Leider musste ich dann operiert werden – aber Hauptsache, ich war ein bisschen weg aus Köln. Das war Druck für jeden“, sagte er am Mittwoch im Trainingslager in Donaueschingen.

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Nach einem behutsamen Aufbau steht er mittlerweile voll im Training, in den Tests gegen Bayern München und den FC Schaffhausen setzte ihn Steffen Baumgart jeweils eine Halbzeit lang ein. Zwar war Modeste kein großer Faktor, doch immerhin hat er nun so etwas wie einen Rhythmus, der zumindest darauf hoffen lässt, dass er im Alter von 33 Jahren noch einmal eine Rolle spielen könnte beim FC, den er im Jahr 2017 mit 25 Toren in die Europa League geschossen hatte. Nach der Leistenoperation ließ sich Modeste noch die Weisheitszähne entfernen. „Ich möchte mich durchsetzen und endlich mal wieder eine Vorbereitung mitmachen. Klar bin ich nicht zu hundert Prozent fit, aber ich habe in diesem Sommer viel investiert.“

„Baumgart ist ein gerader Typ"

Seit zehn Jahren habe er Probleme an den Adduktoren, daran habe sich auch nach der Operation grundsätzlich nichts geändert. Allerdings habe er Phasen gehabt, in denen er „nicht mehr laufen konnte“. Nun gehe es ihm viel besser. Der sensible Franzose hatte Schwierigkeiten mit Markus Gisdol, das darf man wohl sagen, doch nun schätzt er Steffen Baumgarts direkte Ansprache. „Er ist gerade, und im Fußball gibt es selten gerade Typen. Er sagt einem die Dinge ins Gesicht und redet nicht hinter dem Rücken. Manchmal ist es nicht einfach, aber wir ziehen das durch, denn es ist sein Weg und am Ende des Tages auch unser Weg. Ich fühle, dass der Trainer auf mich setzt. Das ist schon mal richtig, richtig gut.“

Baumgarts Stil ist enorm fordernd, auch für die Stürmer, die intensiv den Gegner attackieren müssen, um Ballverluste zu provozieren. Das strengt an und entspricht nicht unbedingt der Spielweise des eleganten Offensivspielers Modeste. Allerdings kommt den Stürmern entgegen, dass der Weg zum Tor im Moment des Ballgewinns nicht mehr allzu weit ist, unter Markus Gisdol war das anders. „Das Pressing ist natürlich anstrengend. Aber wenn wir früh angreifen, haben wir die Möglichkeit, schnell für Torgefahr zu sorgen“, beschreibt Modeste.

Auch Andersson kämpft um Anschluss

Ob er das Programm durchhält – ob er in der Bundesliga in der Lage sein wird, das Kölner Spieltempo mitzugehen, ist fraglich. Ähnliches gilt für Sebastian Andersson, der nach einem verlorenen Jahr voller Kniebeschwerden in diesen Tagen ebenfalls um seine Zukunft kämpft. „Garantieren kann ich nichts. Das Knie fühlt sich so gut an wie lange nicht. Aber ich kann nicht zu 100 Prozent versprechen, dass es wieder wie früher sein wird“, sagte Andersson zu Beginn der Vorbereitung im „kicker“.

Zwei Mittelstürmer also, mit denen Baumgart nur bedingt planen kann. Zunächst werden wohl vor allem Mark Uth und Jan Thielmann in vorderster Reihe für Tore sorgen sollen, beide präsentieren sich derzeit in guter Form, der Druck auf Modeste ist also derzeit nicht allzu hoch – obgleich Modeste selbst ohnehin ständigen Druck empfindet. „Der Druck ist jeden Tag da. Aber ich bin immer noch Tony, ich habe ein paar Dinge erlebt, die waren schwierig. Aber wenn man viel investiert, können nur gute Sachen kommen. Ich möchte fit werden, fit sein und fit bleiben.“

Zwei Jahre steht Modeste noch in Köln unter Vertrag, nach dem Abstecher nach Frankreich sieht er dieser Zeit nun positiv entgegen. „Ich bin glücklich damit. Ich möchte den Vertrag erfüllen, das wollte ich von Anfang an, als ich zurückgekommen bin.“

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