Stürmer vor WechselSebastian Andersson ist beim 1. FC Köln nie wirklich angekommen

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Sebastian Andersson kam in Köln nie richtig auf die Beine.

Köln – Am Mittwoch fehlte Sebastian Andersson beim Training des 1. FC Köln. Das war jetzt wahrlich nicht zum ersten Mal der Fall, erst in den vergangenen Tagen hatte der Stürmer wegen eines Infekts aussetzen müssen, auch davor hatte der 31-Jährige aus diversen körperlichen Gründen immer mal wieder pausieren müssen. Soweit nichts Ungewöhnliches. Doch dann machten Spekulationen aus Dänemark die Runde, die womöglich das unglückliche Kapitel des Schweden am Geißbockheim nach 47 Pflichtspielen, acht Toren und zwei Torvorbereitungen ganz beenden könnten.

Denn wie der dänische TV-Sender TV3 Sport berichtet, will Bröndby IF den Mittelstürmer verpflichten. Der Erstligist soll den 31-Jährigen sogar bereits zum Medizincheck in Kopenhagen erwarten. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ kann dieses Interesse bestätigen, Kölns Lizenzspielleiter Thomas Kessler blieb im Gespräch mit dieser Zeitung allerdings noch vorsichtig: „Sebastian ist auf der Suche nach einer Lösung. Aber zu der gehören immer drei Parteien. Seine Situation ist ja bekannt. Es ist aber nicht so, dass wir derzeit etwas vermelden können.“

Anderssons „Situation“ ist folgende: Beim Bundesligisten hat er keine Perspektive mehr, in der Kaderplanung von Trainer Steffen Baumgart spielt er keine wesentliche Rolle mehr, beim Pflichtspielauftakt im Pokal in Regensburg (3:4 nach Elfmeterschießen) war für den Angreifer kein Platz mehr im Kader. Hinter Anthony Modeste, Neuzugang Steffen Tigges und Florian Dietz ist Andersson nur noch Stoßstürmer Nummer vier. Dazu hat Baumgart mit Neuzugang Sargis Adamyan (29) sowie den jungen Jan Thielmann und Tim Lemperle weitere  Optionen in der Offensive.

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FC reist im November nach Texas

Reise in die USA: Der 1. FC Köln bestätigte am Mittwoch die  zuletzt  bereits bekanntgewordene Reise nach Nordamerika während der WM-bedingten Bundesliga-Unterbrechung im November. Unmittelbar nach dem letzten Spieltag vor der Pause  (11. bis 13. November, der FC tritt bei Hertha BSC an)  reist das Baumgart-Team nach Austin in Texas, wo es am 19. November ein Testspiel gegen den Bundesliga-Konkurrenten VfB Stuttgart bestreitet. „Wir freuen uns, dass wir die ungewohnt lange WM-Pause mit einem sinnvollen Inhalt füllen können. Mit Unterstützung der DFL werden wir versuchen, die Bundesliga in den USA greifbarer zu machen und sind froh, mit dem VfB Stuttgart einen Mitstreiter gefunden zu haben, der eine sportliche Herausforderung für uns darstellt“, sagt Thomas Kessler, der Leiter des FC-Lizenzspielerkaders. (LW)

Von Andersson war nicht nur zuletzt keine Rede mehr, und so ist es auch kein Wunder, dass der Schwede mit dem Kapitel Köln im Kopf wohl schon länger abgeschlossen hat. Bereits im vergangenen Sommer hatte der Angreifer nicht nur über einen Wechsel ernsthaft nachgedacht, sondern er war kurz vor Ende der Transferperiode sogar an die türkische Riviera gereist, verhandelte dort mit Erstligist Antalyaspor. Doch dann platzte der Deal auf der Zielgeraden, die Türken nahmen Abstand vom Transfer.

Doch die „Lösung“ ist auch diesmal nicht so einfach, so lassen sich Kesslers Worte ebenfalls interpretieren. Für Andersson und den FC wäre der Optimalfall, dass der Spieler einen neuen Klub findet, der ihm große Teile seines Kölner Gehalts und dem FC noch eine Ablöse zahlen könnte. Doch das ist Wunschdenken. Andersson zählt am Geißbockheim mit einem Gehalt von rund zwei Millionen Euro zu den Großverdienern, in Dänemark werden solche Gehälter nicht bezahlt. Zudem steht der Stürmer, der zu Beginn der Saison 2020/21 für rund 6,5 Millionen Euro von Union Berlin nach Köln gewechselt war, noch mit einem Drittel der Ablöse in den Büchern. Um nicht das Eigenkapital zu belasten, bräuchte der FC eigentlich eine Ablöse in Summe dieses Restbetrags. Andererseits: Die Dänen wissen natürlich auch, dass der FC nur zu gerne das üppige Gehalt des neunfachen A-Nationalspielers einsparen will. Zudem hat der Spieler ohnehin einen (2023) auslaufenden Vertrag beim FC. Und dann gibt es noch eine weitere Hürde: Andersson muss erst einmal den Medizincheck erfolgreich bestehen.

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Obwohl Stoßstürmer auf dem Transfermarkt begeht sind, führte diese schwierige Gemengelage dazu, dass aus Optionen nicht mehr wurde. Der Grasshopper Club Zürich hatte zwar jüngst sein Interesse an Andersson bekundet, dieses bestätigte auch FC-Geschäftsführer Christian Keller. Doch die Schweizer konnten das Paket nicht stemmen und verpflichteten stattdessen den wesentlich kostengünstigeren Brasilianer Guilherme Schettine. Als unrealistisch erwies sich ein kolportiertes Interesse von Eintracht Braunschweig an Andersson. Der Zweitliga-Aufsteiger holte jetzt den vereinslosen Ex-Kölner Anthony Ujah.

Schwerer Stand

Andersson hatte zuletzt einiges einstecken müssen und bei Fans und Öffentlichkeit einen schweren Stand. Auch der FC und insbesondere Ex-Sportchef Horst Heldt wurden für diesen Transfer viel kritisiert. Sollte der 31-Jährige jetzt gehen, meilenweit unter der Ablöse oder gar ablösefrei, wäre Andersson in der Tat ein Missverständnis gewesen. Doch es gab auch gute Gründe für den Transfer: Der kopfballstarke Andersson hatte zwischen 2016 und 2020 fünf Spielzeiten in Folge zweistellig getroffen und besonders gut von 2019 bis 2021 bei Union funktioniert (26 Tore in 74 Partien). Der Schwede war jahrelang von Verletzungen verschont geblieben.

Doch schon kurz nach seinem Wechsel nach Köln fing die große Pechsträhne an: Gleich in seiner ersten Saison für den FC verpasste er wegen  Knieproblemen, die chronisch wurden, zwischen Mitte Dezember 2020 und Anfang April 2021 16 Pflichtspiele. In der Relegation gegen Kiel erzielte er dann zwei wichtige Tore für den FC, die ihm aber auch keinen Auftrieb geben sollten. Anfang April diesen Jahres fing sich der Skandinavier dann eine hartnäckige Corona-Infektion ein.

Sebastian Andersson ist beim 1. FC Köln nie wirklich angekommen.

Dass Brondby vielleicht ein neuer Karriere-Booster für ihn und das Leben in Kopenhagen sehr lebenswert sein kann, dass weiß Andersson entweder selbst oder hat es bereits von seinem Kölner Noch-Teamkollegen Marvin Schwäbe erfahren, der von 2018 bis 2021 für Brondby im Tor stand und mit den Gelb-Blauen 2021 Meister wurde.

 „Für mich war es eine tolle Zeit. Die Stadt ist schön, der Verein sehr traditionsreich. Brondby wie der FC sehr viele verrückte Fans. Das ist ein sehr guter Klub“, sagt Schwäbe zu seiner Zeit in der dänischen Hauptstadt.

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