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Sturmpartner für ModesteWarum Andersson bei Baumgart die Nase vor Uth hat

Lesezeit 4 Minuten
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Mark Uth steht derzeit hinter Sebastian Andersson, sieht sich selbst aber grundsätzlich ohnehin eher im Mittelfeld. 

Köln – Steffen Baumgart scheint tatsächlich großes Vertrauen in Sebastian Andersson zu haben. Am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt stellte der Kölner Trainer den Schweden ganz bewusst in die erste Elf, um ihn auf Martin Hinteregger treffen zu lassen, Frankfurts österreichischen Nahkampfspezialisten. Mark Uth habe wegen körperlicher Nachteile nicht von Beginn an gespielt, „ich habe mir gegen Hinteregger eine andere Präsenz vorgestellt“, erklärte Baumgart hinterher.

Andersson ist größer und schwerer als Uth, zudem verfügt er über ein beachtliches Geschick, wenn es darum geht, im direkten Duell die bessere Position zum Ball zu finden. Gegen Hintereggers kärntnerische Urkraft war Andersson die bessere Wahl, „da wäre Mark nicht der richtige gewesen“, sagte Baumgart.

Verblüffend gut im Spiel

Sechs Abschlüsse und eine Passquote von 89 Prozent – Andersson war im Auswärtsspiel gegen die Eintracht verblüffend gut im Spiel, besser sogar als sein Sturmpartner Anthony Modeste, der zurzeit eigentlich den besseren Lauf hat. Modeste und Andersson bilden ein extrem unwahrscheinliches Sturmduo: Modeste verbrachte die vergangenen Saison überwiegend verletzt und ohne Ligatreffer. Andersson litt unter rätselhaften Kniebeschwerden, die ihn vom Trainieren abhielten und in einen Teufelskreis aus mangelnder Fitness und fehlender Spielpraxis führten. Dass beide nach behutsamer Aufbauarbeit nun gemeinsam in der Bundesliga stürmen und ihren Gegnern dabei Probleme bereiten, ist eine riesige Überraschung.

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Baumgart beendet Diskussionen

Für seinen Trainer ist Anderssons steigende Formkurve gut erklärbar. „Er hat letztes Jahr kaum trainiert, jetzt trainiert er fast kontinuierlich. Er ist präsent“, sagt der Coach des 1. FC Köln. Tatsächlich war Andersson nicht nur aktiv, er legte auch die drittmeisten Meter seines Teams zurück: Knapp elf Kilometer rannte er, nur Ellyes Skhiri und Ondrej Duda liefen noch weiter. „Es gab Diskussionen über seine Bundesliga-Tauglichkeit. Ich glaube, die können wir ad acta legen“, befand Baumgart.

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Zum Ende der Transferperiode hatte Andersson mit einem Wechsel in die Türkei geliebäugelt. Als der Transfer geplatzt war, integrierte Baumgart ihn schon am nächsten Nachmittag wieder ins Training, als sei nichts gewesen. Angeblich habe Andersson den Medizincheck in Antalya nicht bestanden. Baumgart hatte Andersson umgehend für spielfähig erklärt, welcher Fußballprofi jenseits der 30 ist schon vollständig beschwerdefrei? Auch Andersson muss auf sich und sein Knie achten, dabei wird es bleiben. „Was er hat, das hat er. Die Frage ist: Kann er spielen? Wir sehen, dass es seit dem Sommer kontinuierlich bergauf geht.“

Später Retter

Mit seinen Treffern zum 2:1 und 3:1 im Relegations-Rückspiel bei Holstein Kiel rettete Andersson Ende Mai den Fortbestand des 1. FC Köln. In dieser Saison hat er zwar in sieben von sieben Pflichtspielen auf dem Platz gestanden, davon dreimal in der Startelf. Doch einen Treffer verzeichnete er bislang nicht. In Frankfurt kam er in der zweiten Hälfte einmal auf Höhe der Mittellinie an den Ball, auch gegen Leipzig bereitete er zwar Dudas Chance in der Schlussminute vor, jedoch ebenfalls  aus dem Konter. „Er ist noch nicht in den Abschluss-Situationen, die er braucht. Da müssen wir ihn hinbringen, das kann er nicht allein“, erklärt Baumgart.

Allerdings leitete Andersson auch in Frankfurt die letzte Aktion des Spiels ein, die den Sieg hätte bringen können: Mit einer Flanke von der rechten Seite, die der eingewechselte Mark Uth mit links annahm, um mit dem schwächeren rechten Fuß abzuschließen. Beides gelang perfekt, doch brachte Danny da Costa noch den Fuß dazwischen, sonst wäre der Ball unhaltbar im langen Eck eingeschlagen. Uth war für Duda gekommen, womöglich ist auch die mittelfristige Aussicht des Porzers, eher für den slowakischen EM-Teilnehmer als für Andersson ins Team zu rücken. „Es wäre wichtig, Mark wieder auf dem Platz zu sehen. Er hat eine sehr hohe Abschlussqualität. Man darf aber nicht verkennen, dass die Jungs, die gespielt haben, es sehr gut gemacht haben“, sagt Baumgart.

Auch Duda, in der vergangenen Saison Kölns Topscorer und maßgeblich dafür, dass ohne Stürmer überhaupt eine Kölner Offensive stattfand, kommt immer besser in Baumgarts Fußball zurecht. Baumgart wird das weiter honorieren, wie er auch Anderssons Aufwand schätzt: „Wenn Sebastian weiter seine Möglichkeiten von mir bekommt, wird er auch das Tor wieder treffen. Ich werde gegen Fürth nicht auf ihn verzichten.“

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