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Trainer der FC-FrauenSascha Glass ist „manchmal vielleicht etwas über dem Standard“

Lesezeit 4 Minuten
Sascha Glass Training

Sascha Glass beim Training beobachtet die Spielerinnen des 1. FC Köln beim Training.

Köln – Sascha Glass (48), gebürtiger Berliner, hat den 1. FC Köln zurück in die Frauenfußball-Bundesliga geführt. In beeindruckender Manier sammelte der FC an 16 Spieltagen 46 von 48 möglichen Punkten und lag am Ende 19 Punkte vor dem Tabellenzweiten FC Bayern München II.

Herr Glass, vier Spieltage vor Saisonende war die Mission Wiederaufstieg erfüllt. Im Norden der zweigeteilten Zweiten Bundesliga ging es wesentlich enger zu. Wie beurteilen Sie das Niveau in Ihrer Staffel?

Sascha Glass: Insbesondere die U-20-Mannschaften der Bundesligisten spielen einen attraktiven, vorwärts gerichteten Fußball. Da sind etliche talentierte und gut ausgebildete Spielerinnen unterwegs. Einige von ihnen werden wir sicher schon bald in ihren ersten Mannschaften wiedersehen. Und wenn ich mir beispielsweise den FC Ingolstadt anschaue, sind dort rund ein Dutzend Spielerinnen aktiv, die der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München entsprungen sind. Das Niveau konnte sich also sehen lassen.

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Nach leichteren Startschwierigkeiten gab es schon früh keinen Zweifel daran, wer das Rennen machen wird.

Die ersten Spiele waren in der Tat etwas holprig. In der Folge hat sich jede einzelne Spielerin enorm steigern können, womit das Kollektiv zusehends an Stärke gewann. Diese Mannschaft hat für den Erfolg hart gearbeitet und mit größtmöglicher Disziplin agiert – sie hat einfach einen unglaublichen Job gemacht.

Hart ist ein gutes Stichwort. Kennen Sie die Fairness-Tabelle?

Ja.

In dieser ist Ihr Team Schlusslicht. Mit 19 Gelben Karten, einer Gelb-Roten und einer Roten Karte – ungewöhnlich für einen Aufsteiger.

Ehrlich, ich bin froh, dass ich keine brave Mannschaft habe und Leben auf dem Platz herrscht. Schlimmer wäre es doch, als fairste Mannschaft nicht aufzusteigen. Ich habe mit dieser Tabelle kein Problem, aber sie interessiert mich nicht wirklich. Dazu muss man sagen, dass die Rote Karte gegen Anja Pfluger, eine angebliche Notbremse, zu hart war.

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Sie persönlich haben auch einige Karten kassiert. Drei Gelbe, wenn die Statistik stimmt.

Nur drei (lacht)? Ich glaube, es waren sogar fünf. Drei in der Meisterschaft und zwei weitere im Pokal. Ich bin halt ein emotionaler Typ. Und manchmal vielleicht etwas über dem üblichen Standard. Aber danach ist alles vergessen. Ich habe durchweg einen guten Draht zu den Unparteiischen, die mir mein gelegentlich überbordendes Temperament am Spielfeldrand hoffentlich nachsehen.

Das Gute daran ist ja, dass mit jeder Verwarnung Geld in die Mannschaftskasse fließt.

Dann ist doch alles in Butter. Meine Strafe ist jedenfalls beglichen. Ich glaube, es waren in Summe 175 Euro.

Ärgern Sie sich eigentlich noch über den einzigen Punktverlust in Saarbrücken?

Das ist Geschichte, auch wenn mir die Partie noch präsent ist. Wir haben es dort in der ersten Halbzeit vergeigt, als wir aus 13 Torchancen nur ein Tor gemacht haben. Und dann kriegst du hinten raus in der Nachspielzeit noch das 3:3.

In der Mehrzahl herrschten jedoch Glücksgefühle – mit einigen Überraschungen.

Wie schon gesagt, Fortschritte haben alle gemacht. Aber wenn ich mir beispielsweise die Entwicklungen von Ally Gudorf und Yuka Hirano anschaue, dann geht mir das Herz auf. Das war in dieser Form nicht zu erwarten. Aber selbst eine gestandene Spielerin wie Sharon Beck schafft es, mich immer wieder zu überraschen und war ein wichtiger Baustein für den Aufstieg. Manon Klett wird auch in der Bundesliga zu den besten Torhüterinnen zählen. Peggy Kuznik, unsere Kapitänin, ist Taktgeberin und Ruhepol dieser Mannschaft. Mandy Islacker war enorm wichtig für unser Offensivspiel.

Kader Saison 2021/2022

Tor: Manon Klett, Elvira Herzog (Neuzugang vom SC Freiburg), Pauline Nelles

Abwehr: Francesca Calo, Sabrina Horvat, Marith Müller-Prießen, Peggy Kuznik, Rachel Rinast, Irini Ioannidou (SGS Essen)

Mittelfeld: Yuka Hirano, Alicia Gudorf, Anja Pfluger, Manjou Wilde (SGS Essen),

Angriff: Amber Barrett, Mandy Islacker, Eunice Beckmann, Sharon Beck, Jana Beuschlein (TSG 1899 Hoffenheim)

Abgänge: Karoline Kohr (Luxemburg), Ricarda Schaber (unbekanntes Ziel), Sonja Giraud (Schweiz), Theresa Gosch, Caro Schraa (alle U20), Kristina Hild, Johanna Tietge, Lena Lotzen (alle Karriereende)

Cheftrainer: Sascha Glass.

Beginn der Saisonvorbereitung: 7. Juli

Vier Neuverpflichtungen sind fix. Einige Verträge verlängert worden. Ihr Vertrag endet im nächsten Sommer 2022. Wann verlängern Sie?

Das hat noch Zeit. Köln ist eine großartige Stadt, die Menschen besonders, der Klub sensationell. Der FC passt einfach sehr gut zu mir und meiner Art. Und natürlich kann ich mir vorstellen, den eingeschlagenen Weg beim 1. FC Köln auch in Zukunft fortzusetzen. Mehr kann ich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

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