Verstraete da, Talent vor AbschiedDer 1. FC Köln sucht seine Mitte

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Birger Verstraete gegen Antwerpens Lior Refaelov

  • Birger Verstraete aus Belgien soll das Zentrum der Kölner verstärken.
  • Die Hoffnungen ruhen auf Marco Höger, doch sucht Armin Veh nach weiterem Personal für die Mitte des Kölner Spiels.
  • Ein Kölner Talent steht dagegen nach gescheiterten Vertragsverhandlungen vor dem Abschied vom FC.

Köln – Die Videos mit Birger Verstraetes besten Momenten lassen viel erwarten vom Kölner Zugang aus Gent, doch wäre der Belgier nicht der erste Fußballprofi, der auf dem Bildschirm besser aussieht als im Stadion. Im zweiminütigen Zusammenschnitt sieht mancher Amateurkicker aus wie ein internationaler Spitzenmann, denn ab und an gelingt ja jedem etwas. Dennoch erlauben die Scoutingfilme einen Einblick in das Repertoire des Mittelfeldspielers, der in dieser Woche einen Vierjahresvertrag beim 1. FC Köln unterschrieben hat und den Anteil an  Laufstärke, Aggressivität und Übersicht in der Kölner Spielzentrale erhöhen soll. Verstraete hat Qualitäten als Zweikämpfer, und es gibt Zusammenschnitte, in denen er einen Ball nach dem anderen erobert.

Kölner Problemposition

Der 25-Jährige, der im vergangenen Jahr beim 4:0 im Test gegen Schottland für fünf Minuten das Trikot der belgischen Nationalmannschaft trug, soll dem Kölner Spiel außerdem aus dem Mittelfeld Richtung geben. Seine Spezialität sind Verlagerungen auf die Flügel, offenbar hat Verstraete ein gutes Raumgefühl. Ob er seine Bälle auch in der Enge eines Bundesliga-Mittelfelds spielen kann; ob die Gegner ihm die Räume anbieten, in die er in Belgiens Liga so schön seine Bälle spielen konnte – das alles wird sich gegen Ende des Sommers beweisen, wenn der gebürtige Oostender Verstraete beim Aufsteiger auf einer der traditionellen Kölner Problempositionen spielen wird.

Zwei Mann für die Mitte

Trainer Achim Beierlorzer wird den FC mit einer Vierer-Abwehrkette auflaufen lassen, außerdem bietet sich angesichts der Kölner Besetzung im Sturm an, zwei Spitzen aufzubieten. Bleiben vier Feldspieler-Positionen, von denen Beierlorzer (51) in der Regel zwei mit defensiven Mittelfeldspielern besetzt. Der Franke ließ mit Jahn Regensburg einen enorm aufwendigen Stil spielen, dafür braucht er einen wie Verstraete – beziehungsweise: eigentlich ja zwei.

Für den Platz an Verstraetes Seite bietet sich bislang vor allem Marco Höger an. Viel wird davon abhängen, ob der Champions-League-erfahrene Kölner gesund durch die Vorbereitung kommt, denn das Körperliche ist nach zahlreichen Verletzungen ein Problem des 29-Jährigen. Seine Erfahrung, sein bemerkenswertes Kopfballspiel und seine Qualität im Kurzpass sind Tugenden, auf die die Kölner gern zählten. Doch ist ungewiss, ob Höger über 90 Minuten Tempo abliefern kann.

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Ein zweiter Kandidat ist Vincent Koziello, der sich in der Rückrunde der Abstiegssaison durchaus als Erstligaspieler in Szene setzen konnte. In der abgelaufenen Zweitligasaison blieb der 23-Jährige oft auf der Bank. Als er kurz vor Weihnachten gegen Beierlorzers Regensburger sein bestes Saisonspiel machte, stoppte ihn ein Innenbandriss im Knie, der ihn lange außer Gefecht setzte. FC-Geschäftsführer Armin Veh ist  vollends überzeugt von den Fähigkeiten des nur 1,68 Meter großen Franzosen. Koziellos Vertrag läuft noch bis Juni 2022.

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Salih Özcan steht vor dem Abschied vom 1. FC Köln.

Viel mehr Auswahl hat Beierlorzer bislang nicht. Johannes Geis und Matthias Lehmann werden nicht weiter beschäftigt. Nikolas Nartey soll ausgeliehen werden. Der talentierte Däne kam in der vergangenen Saison trotz starker Leistungen in der U21 nur auf knapp zehn Einsatzsekunden und null Ballkontakte bei den Profis. Nun steht er in Gesprächen mit anderen Klubs, eine Anfrage von Viktoria Köln lehnte er ab. Die FC-Verantwortlichen stehen Nartey zwar als Ratgeber zur Verfügung. Eine Entscheidung, wo er sich Spielpraxis und einen Tapetenwechsel verschaffen will, muss der 19-Jährige mit seinen Beratern entscheiden.

Bei Salih Özcan ist dagegen offenbar eine Entscheidung gefallen: Der Ehrenfelder wird den 1. FC Köln in diesem Sommer verlassen. Der Vertrag des 21-jährigen Talents läuft im nächsten Sommer aus, es ergäbe also keinen Sinn, ihn jetzt zu verleihen und dann ablösefrei gehen zu lassen. Die Verhandlungen zwischen Veh und Özcans Beratern sind ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Daher werden die Kölner darauf hinwirken, dass sich Özcan einen neuen Verein sucht. Die Idee, den Vertrag des Kölners zu verlängern und ihn zu verleihen, um ihm zu Spielpraxis und außerhalb seiner Heimatstadt zu mehr Selbstständigkeit zu verhelfen, wird sich wohl nicht in die Tat umsetzen lassen.

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