Vertrag läuft ausBerater äußert sich zum Poker um Jhon Córdoba

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Jhon Córdoba

  • Jörg Schmadtke holte den Kolumbianer für 17 Millionen Euro aus Mainz nach Köln.
  • Im ersten Jahr erzielte Córdoba kein Tor, der FC stieg ab.
  • Mittlerweile hat sich der Stürmer zu einem Spitzenspieler entwickelt, doch nun droht der Abschied vom FC.

Köln – Der 1. FC Köln hat sich in den Urlaub verabschiedet, nach Fehlstart und Abstiegskampf, Trainer- und Managerwechsel sowie der Rettung im Anschluss an die Pause wegen der Corona-Pandemie war es nach dem Saisonfinale mit zehn Spielen ohne Sieg und dem 1:6 am letzten Spieltag gegen Abstiegskandidat Werder Bremen höchste Zeit für etwas Abstand.

Jhon Córdoba etwa reiste gleich nach Barcelona in die Heimat seiner Partnerin. Der Kolumbianer hat aufreibende Jahre hinter sich. Nach schwerem Start und dem Abstieg als Rekord-Zugang in seinem ersten Kölner Jahr stabilisierte der Kolumbianer seine Leistungen, war maßgeblich an der Rückkehr in die Erste Liga beteiligt und besorgte nun mit 13 Toren die Rettung.

Vertrag läuft aus

Als er 2017 nach Köln kam, unterschrieb Córdoba einen Vierjahres-Vertrag, der im kommenden Sommer ausläuft. Wollen die Kölner den 27-Jährigen also nicht nach der nächsten Saison ablösefrei verlieren, müssen sie ihn in dieser Transferperiode verkaufen. Oder, das favorisiert FC-Geschäftsführer Horst Heldt, einen neuen Vertrag mit Córdoba schließen – zu verbesserten Konditionen, versteht sich, jedenfalls aus Córdobas Sicht. Wobei der 1. FC Köln kaum in einem Bieter-Wettbewerb mithalten könnte, würden sich große Vereine ernsthaft für Córdoba interessieren. „Wir sind mit Jhon und seinem Berater im Austausch. Wir wollen verlängern. Es gibt Vorschläge“, sagt Heldt.

Viel Bewegung ist noch nicht im Markt. Die großen Ligen in England, Spanien und Italien stehen noch im Wettbewerb, Transfers werden in diesem Jahr bis in den Oktober möglich sein. Viel Zeit also.

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Córdobas Berater und dessen Team arbeiten die Möglichkeiten ab, und es ist logisch, dass zunächst Option eins besprochen wird – nämlich die, dass alles bleibt wie bisher. „Der 1. FC Köln ist unser Ansprechpartner. Aktuell laufen nur Verhandlungen mit dem FC über eine Vertragsverlängerung. Wenn es Verhandlungen mit anderen Klubs geben würde, wüsste der FC darüber auch Bescheid. Wir machen keinen Druck, aber auch der FC macht keinen Druck. Es ist nicht so, dass sich seine Zukunft in den nächsten Tagen entscheidet“, sagt Christian Wein, Córdobas Berater, der praktischerweise in Barcelona lebt. „Es gibt Anfragen für Jhon, er hat ja auch etwas geleistet“, sagt Wein dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Veränderte Bedingungen

Durch die Corona-Krise wird sich der Transfermarkt im Profifußball verändern. Es zeigt sich bereits, dass sich die großen Vereine weiterhin die ganz großen Transfers leisten werden. Doch in der Mittelklasse könnte es verstärkt zu Leihen und Tauschgeschäften kommen.

Doch auch unterhalb der Champions-League-Klubs gibt es Geld für Spieler von Córdobas Qualität. Aus Wolfsburg wurde zuletzt Interesse gemeldet, was interessant wäre: Denn dort ist Jörg Schmadtke mittlerweile Geschäftsführer. Würde er Córdoba für 17 Millionen Euro zum VW-Werksteam holen, in dem Bereich liegt die Schmerzgrenze der Kölner, könnte Schmadtke von sich behaupten, 34 Millionen Euro für Jhon Córdoba ausgegeben zu haben.

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Kölns Torjäger Jhon Córdoba im leeren Rhein-Energie-Stadion

Am Wochenende berichtete die „B.Z.“ aus Berlin, Hertha BSC habe über Córdoba „intern diskutiert“. Seit dem Einstieg des Investors Lars Windhorst ist die Hertha eine sehr wohlhabende Dame, und weil Salomon Kalou und Vedad Ibisevic den Verein verlassen haben, herrscht dort Bedarf an Bundesliga-erprobten Angreifern. Es wäre also nur logisch, über ihn nachzudenken.

Sohn einer Legende

Córdoba stammt aus Istmina in Kolumbiens tropischem Westen. Sein Vater, Manuel Acisclo Córdoba, war selbst Stürmer bei den großen Klubs in Medellin und Bogotá und mit 602 Profispielen einer der großen Fußballer Kolumbiens, wenngleich auch ausschließlich in der Heimat. Sohn Jhon dagegen verließ Kolumbien schon als Teenager, zunächst nach Mexiko, mit 20 wagte er dann den Sprung nach Europa, wo er zunächst ein Jahr auf Leihbasis für Espanyol Barcelona spielte und später fest zum FC Granada wechselte.

2015 kam Córdoba in die Bundesliga zu Mainz 05, wo er nach einem Jahr als Leihspieler per Kaufoption für 6,5 Millionen Euro verpflichtet wurde. 22 Jahre alt war Córdoba damals. Zwar hatte er noch nie in seiner Karriere mehr als fünf Saisontore erzielt, und auch in Mainz sollte ihm das nicht gelingen. Doch seine körperlichen Anlagen waren beeindruckend, hinzu kam sein Talent im Zweikampf. Daher holte ihn Jörg Schmadtke im Sommer 2017 nach Köln, für 17 Millionen Euro.

Kritik an Schmadtke

Aus den Gremien hallte später nach, Córdoba sei Schmadtkes einziger Vorschlag des Sommers für die Position im Sturm gewesen. Entsprechend schnell geriet der Sportchef in die Kritik, als Córdoba in seinem ersten Kölner Jahr nicht in Tritt kam. Die Fußstapfen des nach China verkauften Anthony Modeste waren jedenfalls zu groß; von den 25 Treffern, mit denen der Franzose die Kölner nach Europa geschossen hatte, gelang Córdoba im Folgejahr genau keiner. Der Angreifer war monatelang verletzt, sein einziges Tor schoss er in der Europa League im September, es war das 1:0 beim 1:3 im Emirates gegen den FC Arsenal. Dabei blieb es.

Vom eigenen Publikum verhöhnt, stand Córdoba beim FC vor dem Aus. Jörg Schmadtke hatte sich längst verabschiedet. Doch im System des neuen Kölner Trainers Markus Anfang gelang es Córdoba, seine Stärke zu finden – besonders, nachdem Anfang auf zwei Spitzen umgestellt hatte. 20 Saisontore steuerte Córdoba zum Aufstieg bei.

Sensibler Stürmer

In der vergangenen Saison schaffte Córdoba dann 13 Erstligatore, zwölf davon unter Trainer Markus Gisdol. Offenbar ist der Stürmer ein Mann, der sensibel auf Veränderungen seines Umfeldes reagiert. Womöglich ein weiterer Grund, sich Zeit für eine Entscheidung zu nehmen. „Wir gehen das alles in Ruhe an“, sagt Wein: „Ich kann nicht ausschließen, das Jhon am Ende doch wechselt. Da spielen ja auch finanzielle Gründe eine Rolle. Ich kann aber auch sagen, dass sich Jhon in Köln und beim FC sehr wohlfühlt. Es ist noch alles offen.“

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