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Virtuelle BundesligaWie der 1. FC Köln bei Fifa auf Titeljagd geht

Lesezeit 5 Minuten
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22 Vereine kämpfen in der VBL um die deutsche Meisterschaft.

  • Anfang November startet die zweite Auflage der Virtual Bundesliga.
  • Auch der 1. FC Köln ist vertreten. Der Verein investiert seit einiger Zeit in Kölner E-Sport-Unternehmen.
  • Der Wettbewerb bietet Bundesliga-Vereinen die Möglichkeit, junge Zielgruppen anzusprechen.
  • Und dem Deutschen Meister winken am Ende Zehntausende Euro Preisgeld.

Köln – Am 2. November empfängt RB Leipzig in der Fußball-Bundesliga den FSV Mainz 05. Mittelfeldspieler Diego Demme hat dabei gute Chancen, in der Leipziger Startelf zu stehen. Bereits zwei Tage später wird der 27-Jährige womöglich wieder für RB im Einsatz sein, doch diesmal werden die sonst üblichen Debatten über Überbelastung und Ermüdungserscheinungen ausbleiben. Denn der Leipzig-Star spielt seit dieser Saison nicht nur auf dem echten, sondern auch auf dem virtuellen Rasen. Der Mittelfeldspieler ist Teil des Fifa-E-Sport-Teams der Leipziger, das den Verein in der deutschen Klub-Meisterschaft, der Club Championship, vertritt.

Hinter dem Wettbewerb steckt ein Projekt der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Spieleherstellers Electronic Arts, das bereits 2012 ins Leben gerufen wurde. In der Virtual Bundesliga (VBL) wird dabei der offizielle Deutsche Meister in der Fußballsimulation Fifa ausgespielt. Bis zur Saison 2018/19 konnten an der Veranstaltung ausschließlich Einzelspieler teilnehmen. Da die VBL mit rund 130.000 Teilnehmern in den vergangenen Jahren immer populärer geworden ist, entschied sich die DFL im letzten Jahr dazu, die Club Championship zu gründen, um auch den Bundesligavereinen die Möglichkeit zu bieten, eine offizielle Klub-Meisterschaft auszuspielen.

Virtual Bundesliga: 22 Vereine nehmen teil

Die 22 teilnehmenden Vereine treten an 21 Spieltagen gegeneinander an, wobei es in drei Begegnungen maximal neun Punkte zu erreichen gibt. Zwei Begegnungen werden dabei im Modus Eins-gegen-Eins ausgetragen, die letzte Partie im Doppelmodus Zwei-gegen-Zwei. Wer nach den 21 Spieltagen die meisten Punkte hat, ist deutscher Fifa-Meister.

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Für die Vereine bietet der Wettbewerb vor allem eine Vermarktungsmöglichkeit in der schnell wachsenden E-Sport-Branche. Das bestätigt auch Maurice Sonneveld, Leiter der Digital-Media-Abteilung von Hertha BSC, im ARD-Interview: „Was wir in Berlin merken, ist, dass wir noch mal eine ganz neue Zielgruppe ansprechen können.“

E-Sport-Engagement soll junge Menschen ansprechen

Gerade junge Menschen, die bislang über keine Stadionerfahrung verfügen, sollen durch das E-Sport-Engagement angesprochen werden. „Möglicherweise kann man, wenn man ein bisschen in die Zukunft blickt, auch Hertha-BSC-Fan werden, wenn man im ersten Schritt den virtuellen Selke (Davie Selke, Anm. d. Red.) mag und sich dann überlegt, den möchte ich mir vielleicht in Wirklichkeit auf dem Feld angucken“, sagt Sonneveld.

Diese Vermarktungschance hat auch der 1. FC Köln erkannt und investierte zu Beginn des Jahres in das Kölner E-Sport-Unternehmen SK Gaming, das die Kölner seitdem in der VBL vertritt. Der Einstieg in eine der erfolgreichsten E-Sport-Organisationen überhaupt ist Teil der Digitalisierungsstrategie des 1. FC Köln, mit der man sich vor allem neuen, jungen Zielgruppen öffnen will, um die Basis nachhaltig zu stärken.

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle betont auf der Vereins-Homepage: „Wir wollen beim FC nicht den Ball durch den Controller ersetzen, sondern bei Ideen, Trends und Geschäftsmodellen dabei sein, mit denen wir die Daseinsberechtigung des FC, den professionellen Fußball, stärken können.“

Ein großer Schritt für die Akzeptanz des Fifa-E-Sports

Und auch für die Spieler selbst stehen vor allem der Teamgedanke und die Möglichkeit, einen Bundesligaverein zu repräsentieren, im Vordergrund. Das erklärte der amtierende deutsche Meister Michael Bittner, der den Titel im vergangenen Jahr sowohl als Einzelspieler als auch auf Klubebene für Werder Bremen gewinnen konnte: „Dass man nicht nur für sich selber spielt, sondern einen Verein vertreten darf, ist für einen Spieler natürlich noch mal eine ganz andere Ehre.“

Die Club Championship sei „ein riesengroßer Schritt für die Akzeptanz des Fifa-E-Sports“, ergänzte der Torschützenkönig der vergangenen Saison. Auch Mirza Jahic, der den 1. FC Köln in der Club Championship vertritt, sieht in dem Wettbewerb eine Chance für die Entwicklung des E-Sports: „Das ist doch eine unfassbare Entwicklung, wie es im Fifa-E-Sport vorangeht. Ich bin unglaublich stolz, nun Teil eines Projektes mit einem so traditionsreichen Bundesligisten zu sein“, schrieb der 28-Jährige auf Facebook.

Dem Deutschem Meister winken 45.000 Euro Preisgeld

Neben der Möglichkeit, einen Bundesliga-Verein zu vertreten, sind für die Spieler auch finanzielle Aspekte von Bedeutung. Zwar steht noch nicht fest, ob es in der kommenden Saison ein Preisgeld für den Klub-Meister geben wird, aber die Spieler der sechs besten Teams qualifizieren sich automatisch für das Finale um die Einzelmeisterschaft, bei dem dem Sieger ein Preisgeld in Höhe von 45.000 Euro winkt.

Dass das Interesse am virtuellen Sport wächst, sieht man schon daran, dass bereits im letzten Jahr ausgewählte Spiele der ersten Club-Championship-Saison live im Fernsehen zu sehen waren und dort von bis zu 120.000 Zuschauern verfolgt wurden. Und auch die zweite Auflage des Wettbewerbs wird bei Prosieben Maxx im TV zu sehen sein. Es steckt also viel Potenzial im E-Sport.

Hertha BSC hat seine eigene E-Football-Akademie

Immer mehr Bundesliga-Vereine wollen Teil dieses wachsenden Marktes werden, um junge Generationen stärker anzusprechen. Und auch für die E-Sport-Branche ist die Kooperation mit der wichtigsten deutschen Sportliga ein großer Schritt aus dem Nischen-Dasein. So gründete Hertha BSC eine eigene E-Football-Akademie, in der Spieler professionell ausgebildet werden.

Nachdem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bereits mehrfach seine konsequente Ablehnung der Aufnahme von E-Sport in den organisierten Sport betont hatte, hilft die Kooperation mit der DFL, weiter in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Für die Bundesliga-Vereine stehen neben der sportlichen Entwicklung dabei vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. So ist Diego Demme vermutlich auch nicht der beste Fifa-Spieler, den Leipzig in sein E-Sport-Team hätte berufen können, doch er ist mit Sicherheit der populärste.

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