Vor BVB-SpielRoman Weidenfeller glaubt nicht an den 1. FC Köln

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Roman Weidenfeller

  • Hinter Roman Weidenfeller liegt eine fast 20 Jahre andauernde Profi-Karriere.
  • Mittlerweile ist der ehemalige Torhüter TV-Experte.
  • Mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht Weidenfeller über den BVB, den 1. FC Köln und das Spiel am Freitag.

Köln – Beim vorletzten Aufeinandertreffen in der Bundesliga zwischen beiden Mannschaften gehörte Roman Weidenfeller (39) noch dem Kader von Borussia Dortmund an. Von der Bank aus erlebte der ehemalige Torhüter, wie sich am 2. Februar 2018 der noch vom langjährigen Kölner Coach Peter Stöger trainierte BVB mit 3:2 beim 1. FC Köln durchsetzte. Sieben Monate später beendete Weidenfeller seine fast 20 Jahre andauernde Profi-Karriere. Doch wenn sich einer immer noch bestens bei Borussia auskennt, dann er.

454 Spiele bestritt der im Westerwald aufgewachsene Torhüter für die Schwarz-Gelben.  Er wohnt  weiter in Dortmund, einer der fußballverrücktesten Städte Deutschlands.  Weidenfeller  hat noch beste Kontakte zum Klub und bekommt hautnah mit, wie die Stimmung rund um  den BVB ist. „Und die ist derzeit so gut wie lange nicht mehr. In Dortmund ist große Euphorie zu spüren. Das liegt vor allem daran, dass die Vereinsführung und sportliche Leitung einen extrem guten Job gemacht haben. Die Neuzugänge werden Borussia noch einmal auf ein höheres Level heben“, sagt Weidenfeller im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor dem Spiel des Vizemeisters am Freitag beim 1. FC Köln (20.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion).

„Mats Hummels ist der perfekte Leader“

Der Kader der Dortmunder sei  qualitativ auch in der Breite stark verbessert worden, beim 5:1-Sieg am ersten Spieltag gegen den FC Augsburg habe man das bereits sehen können. Weidenfeller ist überzeugt, dass sich die Borussen in der Defensive verbessert zeigen werden. „Borussia war in der letzten Saison ja schon nahe an den Bayern dran, am Ende wurde die Meisterschaft in der Defensive verspielt. Mit Mats Hummels und Nico Schulz hat der BVB genau die richtigen Spieler verpflichtet. Mats bringt nicht nur Ruhe in die Defensive, sondern er ist genau der perfekte Leader und Wortführer, den die Mannschaft gebraucht hat. Und Nico Schulz ist mit seiner Vielseitigkeit neben Thorgan Hazard wohl der Spieler, der das Potenzial hat, auf Anhieb noch einmal einem Sprung nach vorne zu machen.“

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Trotz der jüngsten, vom Namen hochkarätigen  Transfers des FC Bayern (Coutinho, Perisic, Cuisance)  hält Weidenfeller einen Titelgewinn der Dortmunder für „absolut möglich. Ich sehe das Meisterrennen als total  offen und spannend an und fiebere der Saison richtig entgegen.“

Dies macht er  aus Sicht eines BVB-Sympathisanten,  emotional wohl auch aus Sicht eines Fans, schließlich lassen sich 16 Jahre in einem Klub nicht einfach beiseiteschieben. Allerdings ist Weidenfeller auch in  einer  neuen Rolle gefordert, in der Neutralität und Objektivität gefragt sind. Mit Laura Wontorra und dem Kölner Thomas Wagner moderiert der Ex-Profi beim Sender „Nitro“ die Europa League.  „Das war komplettes Neuland für mich, macht mir aber riesigen Spaß. Als Profi redet man manchmal auch um den heißen Brei herum, in dem Job muss man jetzt auch mal den Finger in die Wunde legen“, sagt Weidenfeller. Das sei ihm am Anfang des neuen Jobs, kurz nach dem eigenen Karriereende,  nicht leicht gefallen: „Ich kenne natürlich noch so viele Jungs, die haut man nicht gleich öffentlich in die Pfanne. Das hat ja auch etwas mit Respekt zu tun.“ Aber mittlerweile habe er eine größere Distanz – und betrachte das Geschehen immer mehr aus einem  anderen Blickwinkel: „Ich habe ein großes Verständnis für die journalistische Arbeit bekommen und merke selbst, dass man es heutzutage als Journalist nicht immer so leicht hat.“

„Der FC tut der ganzen Bundesliga gut“

Als Fußballexperte ordnet Weidenfeller auch den BVB-Gegner vom Freitag ein. „Der FC ist kein normaler Aufsteiger. Und es tut der ganzen Liga gut, dass solch ein großer Traditionsklub wieder zurück ist und hoffentlich jetzt auch mal auf Dauer der Bundesliga angehört. Denn auch  in Köln wird der Fußball gelebt. Ich denke, dass sich der FC gut verstärkt hat und absolut in der Lage ist, den Klassenerhalt zu schaffen. Und darum sollte es erst einmal nur gehen“, meint der ehemalige Torhüter. Was das Duell am Freitag angeht, hat Weidenfeller aber weniger gute Nachrichten für alle Kölner Fans parat: „Mein Tipp ist: Borussia gewinnt mit 3:1. Es wird sicherlich kein einfaches Spiel für meinen Ex-Klub, aber am Ende setzt sich dann doch die größere individuelle Qualität des BVB durch.“

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