Vor dem Duell mit Union BerlinErhält FC-Verteidiger Sobiech seine Chance?

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Zwei Männer über 1,90 Meter: Lasse Sobiech (r.) und Simon Terodde

Köln – Der 1. FC Köln hat seit elf Jahren oder 15 Spielen bei einem Bundesliga-Mitaufsteiger nicht mehr gewonnen (sechs Remis, neun Niederlagen), konnte bisher im Vergleich mit Union Berlin nur die Hälfte der Punkte erzielen und muss mit Kapitän Jonas Hector und Abwehrchef Rafael Czichos, die beide gesperrt sind, gleich zwei Stützen ersetzen. Es gibt bessere Voraussetzungen, um am Sonntag im Auswärtsspiel bei Union Berlin (15.30 Uhr) etwas Zählbares zu holen. Dennoch peilt der 1. FC Köln im dritten Anlauf unter dem neuen Trainer Markus Gisdol den ersten Sieg an.

Union Berlin ist heimstark

Dass das bei den heimstarken Unionern, die im stimmungsvollen Stadion „An der Alten Försterei“ bereits Dortmund, Hertha BSC und Gladbach bezwangen, alles andere als einfach ist, dass wissen auch der Trainer und Sportchef Horst Heldt. „Union ist klar in der Favoritenrolle. Trotzdem sind wir in der Lage, dort zu punkten. Das Spiel gegen Augsburg war eine gute Basis für die Zukunft. Ich bin zufrieden, wenn die Jungs wieder alles in die Waagschale werfen“, sagte Heldt am Freitag. Gisdol erwartet im Duell der beiden Teams, die die meisten Fouls in der Bundesliga begehen, „kein schönes Spiel. Union lässt dem Gegner keine Minute Luft. Da hast du nur eine Chance, wenn du das Spiel annimmst.“

Lasse Sobiech könnte von Sperre von Rafael Czichos profitieren

Im Berliner Osten könnte einer nach fast sieben Monaten Abstinenz wieder zum Einsatz kommen, den nur noch wenige auf der Rechnung haben: Lasse Sobiech hat wegen der Sperre von Rafael Czichos offenbar gute Chancen, erstmals seit dem 19. Mai in Magdeburg (1:1) wieder zu spielen. Und zwar von Beginn an.

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Unter Ex-Trainer Achim Beierlorzer war Sobiech chancenlos außen vor. „Union spielt viele lange, hohe Bälle. Es wird ein Fight, der auch in der Luft entschieden wird. Das müssen wir berücksichtigen“, sagte Gisdol und führte aus: „Lasse ist eher der rustikale Innenverteidiger, Jorge Meré eher die spielerische Lösung. Letztlich müssen wir entscheiden, was für dieses Spiel die richtige Lösung ist.“ Aussagen, die eher für einen Einsatz des kopfballstarken, 1,96 Meter großen Sobiech und gegen den Spanier Meré sprechen, der nach seiner Verletzung erst in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist.

Horst Heldt hat Verständnis für Jhon Córdoba

Gänzlich offen ließ Gisdol indes, wer den gesperrten Hector im linken Mittelfeld ersetzt. „Jonas hat zuletzt überzeugt, dort gibt es aber mehrere Lösungen.“ Keine Überraschung ist, dass Jhon Córdoba nach seinem starken Aufritt in der zweiten Halbzeit gegen Augsburg von Beginn an stürmen wird. „Er hat genau das gezeigt, was ich mir von ihm gewünscht habe“, sagte Gisdol. Dass der Kolumbianer nach seinem Torjubel gegen Augsburg erneut eine Gelbe Karte kassiert hatte, nahm Heldt jedenfalls öffentlich locker: „Wenn ich so einen Oberkörper hätte, würde ich auch mein Trikot ausziehen. Von daher kann ich das nachvollziehen."

Markus Gisdol: „Da sind alle glücklich“

Trainer Gisdol ging zudem auf die unterschiedliche Stimmungslage bei beiden Aufsteigern ein. Gisdol plädierte dafür, bei seiner Mannschaft nicht nur das Negative herauszupicken. „Es gibt auch viel Positives zu besprechen. So kann man den Jungs unter die Arme greifen. Das hat Union uns voraus. Da sind alle glücklich, dass sie Bundesliga spielen können. Wir sind genauso Aufsteiger, hier muss es ähnlich sein." Während Union allerdings seine erste Saison im Oberhaus spielt und diese feiert, kämpft das Bundesliga-Gründungsmitglied 1. FC Köln gegen den siebten Abstieg seit 1998.

Das sind natürlich gänzlich andere Voraussetzungen, das führte Horst Heldt an: „Wir sind ein Traditionsverein mit Fans, die schon viel durchgemacht haben. Für Enttäuschung haben wir Verständnis, aber wir müssen uns wehren und auf die Gegenwart konzentrieren. Wir brauchen die bedingungslose Liebe zum FC“, sagte Heldt, der am Montag einen runden Geburtstag feiert und 50 Jahre alt wird. Zu diesem erwartet der Sportchef aber keine Liebe, sondern tags zuvor lieber Punkte: „Ich bin zuversichtlich, dass es ein guter Geburtstag werden kann, auch wenn das überhaupt nicht wichtig ist. Wir sollten uns alle anstrengen, dass wir uns belohnen."

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