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Vorfreude bei Fans und TeamDer 1. FC Köln schaltet in den Europa-Modus

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Die Südkurve Köln hat an die Fans appelliert, am Donnerstag komplett in Rot im Stadion zu erscheinen.

Köln/Székesfehérvár – Nicht nur die Mannschaft und das Trainerteam des 1.FC Köln fiebern dem ersten Europapokalspiel des Klubs seit knapp fünf Jahren entgegen, auch die Fanszene stimmt sich auf die Partie am Donnerstag (20.30 Uhr, RTL live) gegen den Fehérvár FC aus Ungarn ein. Die „Südkurve Köln" hat am Montag an die eigene Anhängerschaft appelliert, im Playoff-Hinspiel um den Einzug in der Gruppenphase der Conference League komplett in Rot im Rhein-Energie-Stadion zu erscheinen.

Man möchte Geschlossenheit zeigen und den Spielern demonstrieren, dass man ihnen den „Weg nach Prag notfalls mit unseren eigenen Händen pflastern“ wolle. Das Motto ist: „Bis  nach Prag alle in Rot. Gemeinsam durch Europa“ In der tschechischen Hauptstadt wird am 7. Juli 2023 das Finale des Uefa-Wettbewerbs ausgetragen.

Südkurve richtet martialische Worte an Gegnerfans

Das ist allerdings Zukunftsmusik. Erst einmal geht es für die Fans darum, ihre Mannschaft am Donnerstag vor knapp 46.000 Zuschauern nicht nur akustisch, sondern auch durch eine besondere Optik zu unterstützen und den Gegner, der solche Kulissen  aus der Liga nicht gewohnt ist, etwas einzuschüchtern. Oder um es in den martialischen Worten der Südkurve zu sagen: „Unsere Gegner sollen sich vor der roten Wand einpissen.“

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Für den finanziell angeschlagenen Bundesligisten steht in den beiden Duellen gegen den dreifachen ungarischen Meister (2011/2015/2018), der vom Bottroper und früheren Windeck-Coach Michael Boris (47) trainiert wird, viel auf dem Spiel. Alleine die Uefa-Prämie für das Erreichen der Gruppenphase beträgt 2,94 Millionen Euro. Jeder Sieg in der Gruppenphase bringt noch einmal 500.000 Euro, ein Remis 166.000 Euro. Dem jeweiligen Gruppensieger winken 650.000 Euro, der Zweite erhält 325.000 Euro. Dazu kommen drei garantierte Heimspiele vor vollen Rängen, die weitere Millionen in die Kasse spülen würden. Jede K.o.-Runde bringt weitere Einnahmen.

Veränderungen angekündigt

Beim 1. FC Köln waren am Montagvormittag auf dem Trainingsplatz noch die Nachwehen vom intensiven und erfolgreichen Bundesliga-Duell in Leipzig (2:2) zu spüren. Die Startelf-Spieler vom vergangenen Samstag durften schon frühzeitig in die Kabine zurück, die anderen zogen die komplette Einheit durch. „Ich sehe aber im Moment keine größeren personellen Probleme auf uns zukommen“, sagte Trainer Steffen Baumgart, der gegen die Ungarn eine Rotation ankündigte, aber die „bestmögliche Mannschaft“ auf den Platz bringen will, wie er anfügte: „Es wird Veränderungen zum Leipzig-Spiel geben. Ich vertraue da voll und ganz unserem Kader.“

Féhervár erleidet 0:4 in der Liga

Gegner Féhervár ist schwierig einzuschätzen. Die Aufgabe in der dritten Qualifikationsrunde gegen den Moldau-Klub Hincesti hatte der Verein aus Székesfehérvár (60 Kilometer südwestlich von Budapest), früher bekannt als Videoton FC, souverän durch zwei Siege (5:0, 2:1) gelöst. Am Sonntag unterlag der Vierte der vergangenen Saison allerdings 0:4 bei Serienmeister Ferencváros Budapest, das Ergebnis war dabei klarer als der Spielverlauf. „Ich habe das Spiel gesehen.

Féhervár hätte auch seine Tore machen können. Die Mannschaft hat viel individuelle Qualität und ein klares System mit ihrer defensiven Dreier- oder Fünferkette. Sie hat  gute Umschaltspieler und einen großen, richtig guten Mittelstürmer, so dass wir immer wieder auf Flanken achten müssen“, sagte Baumgart. Der Coach meint damit den in Spanien geborenen Bosnier Kenan Kodro, der am Sonntag bereits nach 35 Minuten angeschlagen ausgewechselt wurde, sich aber nicht schwerwiegender verletzt hat und einsatzfähig ist.

FC in Favoritenrolle

Baumgart stellte klar: „Aber am Ende geht es um uns, um unsere Leistung. Wir haben zwei Spiele Zeit, in die Gruppenphase zu kommen. Und das müssen wir. Es wird keine einfache Aufgabe, aber ich bin schon der Meinung, dass wir der Favorit sind. Deshalb sollten wir auch diese Favoritenrolle annehmen. Und das sollten wir auf dem Platz auch zeigen.“

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Dass der FC die Gruppenphase insbesondere aus finanziellen Erwägungen erreichen müsse, kassierte Baumgart dann aber wieder ein. „Im Sport muss man gar nichts. Höchstens muss man eine gute Leistung bringen.“ Da habe er sich etwas falsch ausgedrückt. „Wir wollen weiterkommen und werden alles daran setzen.“ Das finanzielle Thema gehe ihm erst einmal am Allerwertesten vorbei. „Und das meine ich genauso, wie ich es sage. Wir haben die Bundesliga geplant, und dort wollen und müssen wir gute Leistungen bringen. Und dann gibt es andere Wettbewerbe, in denen wollen wir so weit wie möglich kommen. Und dies für mich nicht aus finanzieller, sondern aus sportlicher Sicht. Erst müssen wir sportlich etwas reißen, dann können wir gerne über die Finanzen reden“, sagte Baumgart, der erstmals eine Mannschaft auf der internationalen Bühne betreuen wird und auch deshalb große Vorfreude verspüre.

300 Fans aus Ungarn erwartet

Den großen Fan-Rückhalt haben Trainer und Mannschaft sicher. Am Donnerstag werden nicht einmal 300 Fans aus Ungarn im Kölner Stadion erwartet, ein einziger Fanbus wird sich offiziell auf den Weg von Székesfehérvár ins Rheinland machen. Aber auch im Rückspiel sieben Tage später erwartet den FC ein gutes Stück Heimspiel-Atmosphäre. Fehérvár, das im Ligabetrieb daheim durchschnittlich vor 3000 bis 3500 Zuschauer spielt, erwartet zwar zum ersten Mal überhaupt eine mit 14.200 Besuchern ausverkaufte MOL Aréna Sóstó, die Ende 2018 eröffnet wurde. Doch die Ungarn gehen davon aus, dass 5000 Fans plus X den 1. FC Köln unterstützen werden.

Sollte sich der FC gegen Fehérvár durchsetzen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Klub noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wird und nach dem Abgang von Anthony Modeste einen neuen Stoßstürmer holt.  Den vielen  Spekulationen   kann Baumgart allerdings wenig bis gar nichts abgewinnen, wie er am Montag  bekräftigte: „Es hat noch kein Stürmer unterschrieben. Und es wird auch kein Stürmer unterschreiben, bevor ihn nicht mit ihm gesprochen habe. Nur mal so als Hinweis.“

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