Vorschau 1. FC KölnNagelsmann sieht „extrem gefährlichen“ FC und lobt Baumgart

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Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (l.) und FC-Coach Steffen Baumgart im Gespräch vor dem Testspiel im Trainingslager in Donaueschingen

Köln – „Seine Aussagen haben mich an mich erinnert.“ Es ist schon ungewöhnlich, wenn sich ein 34-jähriger Trainer so über einen 16 Jahre älteren Kollegen äußert. Doch die Wortmeldung von Julian Nagelsmann, dem Cheftrainer des FC Bayern München, war vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr) beim 1. FC Köln von großem Respekt geprägt.

Der 50-jährige Steffen Baumgart hatte einen Tag zuvor kämpferische Aussagen getätigt, die von manchem gar als Kampfansage vor dem direkten Duell interpretiert worden waren. Allerdings nicht grundlos, befand der Bayern-Coach einen Tag später.

Julian Nagelsmann: „Steffen ist ein cooler Typ und guter Trainer“

Baumgarts forschen Töne waren bei Nagelsmann „gut“ angekommen. „Steffen ist ein cooler Typ und guter Trainer, der schon aus Paderborn viel gemacht hat und attraktiven Fußball spielt. Bei Köln zieht er seine Linie durch. Er will eine Mannschaft mit Mut und Risiko sehen. Er lässt Fußball spielen“, lobte Nagelsmann am Freitag sein Kölner Pendant. Baumgart sei es wichtig, dass die Mannschaft auch mal einen Fehler machen dürfe, wenn sie sich gleichzeitig etwas im Spiel nach vorne zutraue. Das schätze er sehr.

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„Seine Aussagen haben mich an mich erinnert, als ich noch bei anderen Klubs war. Da muss man manchmal eine forsche Ansage machen, um eine Chance zu haben und einen Glauben in der Kabine zu entwickeln.“

Bereits siebte Bundesliga-Saison für Nagelsmann

Doch während Ex-Bundesliga-Stürmer Baumgart erst seine zweite Saison als Trainer im Oberhaus absolviert, ist es für Nagelsmann bereits die siebte. 200 Bundesligaspiele als Trainer von Hoffenheim, Leipzig und der Bayern kann der Frühstarter vorweisen.

Während in der jüngeren Vergangenheit der Gegner Köln beim FC Bayern nur am Rande interessierte und anderen Themen weit wichtiger waren, beschäftigte sich der Trainer des Rekordmeisters diesmal durchaus intensiv mit den Kölnern.

„Sie sind extrem gefährlich nach Flanken. Am meisten imponiert mir, dass sie dieses offensive Konzept durchgehen, sie verteidigen sehr hoch. Mit uns sind sie die Mannschaft mit den meisten Spielern im gegnerischen Sechzehner. Deshalb sind sie auch so gefährlich im Konter. Sie haben gute Abläufe, die nötige Variabilität und die Qualität, gefährlich zu werden“, warnte Nagelsmann vor dem FC. Schade sei es aber, dass nur 750 Zuschauer zu diesem Spiel im Rhein-Energie-Stadion zugelassen seien. „In Köln ist sonst immer auch eine emotionale Stimmung.“

Baumgart sieht große Sieg-Chance

Baumgart hatte einen Tag zuvor mit kämpferischen Aussagen durchaus für Aufsehen gesorgt. Jedenfalls bei denen, die nicht regelmäßig den Wortmeldungen des selbstbewussten Trainers lauschen. „Man kann die Bayern kriegen. Mir wird zu viel darüber gesprochen, dass wir keine Chance haben“, sagte der Kölner Cheftrainer: „Doch, wir haben eine große Chance, am Samstag zu gewinnen. Ich habe ein gutes Gefühl. Wir wollen diesen großen Abstand, den wir zu Bayern München haben, geringer werden zu lassen.“

Natürlich brauche es „eine exzellente Leistung“ und vor allem das Vertrauen in die eigene Stärke. Daher sieht der Trainer bei einer Abkehr von seiner Herangehensweise „keine Erfolgsaussichten. Wir wollen unseren Fußball durchsetzen. Egal, gegen welchen Gegner es geht. Wir wissen, dass das gegen die Bayern schwerer ist. Wir bleiben bei unserer Art, wie wir Fußballspielen wollen.“ Nach drei Siegen in Folge und dem Sprung auf Platz sechs ist bei den Kölnern merklich das Selbstvertrauen gestiegen.

Der 50-Jährige sprach offen davon, den Weg nach oben einschlagen zu wollen. Und sich dabei an den Besten zu orientieren. „Wir wollen uns verbessern. Das heißt: Wir versuchen den großen Abstand, den wir zu den Bayern haben, geringer werden zu lassen. Das hört sich im ersten Moment wild an. Das ist mir auch klar. Im zweiten Moment geht es aber genau darum, sich an denen zu messen, die es über Jahre sehr gut gemacht haben.“

Bayerns Corona-Chaos lichtet sich

Beim Gastgeber kehren mit Stürmer Sebastian Andersson und Kingsley Schindler nach ihren Infekten wieder zwei Akteure in den Kader zurück. Auch Nagelsmann kann nach dem undurchsichtigen Corona-Chaos personell etwas aufatmen. Beim missglücken Start ins Fußballjahr mit dem „sehr ärgerlichen“ 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach hatte der Trainer auf insgesamt 13 Profis verzichten müssen. Darunter befanden sich neun zuletzt positiv getestete Akteure um Kapitän Manuel Neuer.

Der Torhüter ist einer der Akteure, die am Samstag zurückkehren. Wieder im Kader sind auch Dayot Upamecano, Omar Richards, Leroy Sané, Tanguy Nianzou und Corentin Tolisso. Der von Corona genesene Joshua Kimmich läuft erneut nicht im Mittelfeld, sondern als Rechtsverteidiger auf. „Er hat auch richtig Bock hinten rechts zu spielen.“

Herzmuskelentzündung: Davies fehlt länger

Alphonso Davies wird den Bayern dagegen nach seiner Corona-Infektion wegen einer Herzmuskelentzündung länger fehlen. „Das muss ausheilen und dauert auf jeden Fall eine gewisse Zeit“, sagte Nagelsmann. Ob die Herzmuskelentzündung eine Corona-Folge sei, vermochte der Trainer nicht zu sagen. Aber natürlich sei die Wahrscheinlichkeit gegeben, wenngleich die Ursache aktuell keine Relevanz habe. „Er hat's - das ist bescheiden bis beschissen, bis hochgradig beschissen“, sagte der 34-Jährige.

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Doch auf wenn der Ligaprimus wahrlich nicht in Bestbesetzung in Köln antreten kann, so ändert sich nichts an der Rollenverteilung. Zu ausgeglichen und stark besetzt ist schließlich der Kader der Bayern. Diese Vorzeichen sah auch Nagelsmann dann so: „Dass wir der Favorit sind, ist klar. Dass wir gewinnen wollen auch.“

Doch der Coach rechnet damit, dass dies längst nicht mehr so einfach wird wie in der Vergangenheit, als die Münchener fast immer mit einem ängstlich agierenden Gegner rechnen durften und beinahe wie selbstverständlich die drei Punkte mit aus Köln mitnahmen (zuletzt 43 von 45 möglichen Zählern). Nagelsmann: „Wir wissen, dass wir einen sehr guten Gegner haben, der seine Chance sieht.“

Mögliche Aufstellungen

1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Kilian, Hübers, Hector - Özcan - Ljubicic, Duda, Kainz - Uth, Modeste.- FC Bayern München: Neuer - Kimmich, Pavard, Süle, Sabitzer - Roca, Tolisso - Gnabry, Müller, Musiala - Lewandowski. 

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