Wegen der PandemieFC-Mitgliederversammlung nur virtuell

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MGV2019

Die Zeiten, in denen die FC-Mitglieder zu Tausenden in die Lanxess-Arena strömten, sind vorerst vorbei.

Köln – Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wird in diesem Jahr rein virtuell stattfinden. Trotz des Impffortschritts und absehbar sinkender Inzidenzen sieht der Verein keine Möglichkeit, die Veranstaltung am 17. Juni (18 Uhr) in der Lanxess-Arena in Präsenz durchzuführen. Bis zuletzt hatten die FC-Verantwortlichen darauf gehofft, zumindest 1000 Mitgliedern den Zugang zur Halle gewähren zu können. Allerdings hätte das einerseits einen hohen organisatorischen und damit auch finanziellen Aufwand bedeutet. Außerdem scheint es kaum denkbar, dass eine Zusammenkunft mit 1000 Menschen in einer geschlossenen Arena behördlich zugelassen wird.

So haben Verein und Mitglieder nun ausreichend Zeit, sich auf die Abläufe vorzubereiten. Eine virtuelle Versammlung bedeutet technologische Herausforderungen, und es hat gedauert, einen Anbieter zu finden, der den Ansprüchen des FC gerecht wird. Der Verein rechnet mit bis zu 20 000 Teilnehmern, das verlangt entsprechende Server-Kapazitäten. Die Firma Voting Partner hat den Zuschlag erhalten, über die Plattform des Unternehmens wird nicht nur die Veranstaltung in Ton und Bild übertragen. Es werden auch die Abstimmungen durchgeführt. Außerdem haben Mitglieder die Möglichkeit, per Chat Wortbeiträge und Fragen einzureichen.

Digitale Einlasskontrolle

Damit nur teilnimmt, wer auch tatsächlich berechtigt ist, wird es eine digitale Einlasskontrolle geben, analog zur Überprüfung des Lichtbildausweises am Eingang zur Präsenz-Versammlung. Über den Münchner Technologieanbieter IDnow können sich die FC-Mitglieder identifizieren, sie benötigen dazu ihren Personalausweis und einen mit einer Kamera ausgestatteten Computer, ein Tablet oder ein internetfähiges Smartphone.

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„Wir haben lange gehofft, eine hybride Mitgliederversammlung durchführen zu können. Deshalb haben wir bis zuletzt zweigleisig geplant. Zwar werden glücklicherweise immer mehr Menschen geimpft, dennoch gibt es am 17. Juni voraussichtlich keine Chance auf eine größere persönliche Zusammenkunft. Das hat uns auch das Kölner Gesundheitsamt klar signalisiert“, sagt FC-Präsident Werner Wolf.

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Die Mitgliederversammlung war bereits im vergangenen Sommer Thema, als ein FC-Mitglied den Mitgliederrat gebeten hatte, sich für eine virtuelle Versammlung einzusetzen. Sie gehöre zur Risikogruppe und wolle trotzdem ihr Stimmrecht ausüben, teilte die damals 67-Jährige mit. Stefan Müller-Römer, damals Chef des Gremiums, hatte ihr daraufhin mitgeteilt, die Vereinsdemokratie lebte davon, „dass man live mitmacht und sich auch die Mühe macht, eine MV zu besuchen“. Müller-Römer hatte damals offenbar eine andere Entwicklung der Inzidenzen vorhergesehen, „faktisch haben wir kein wirkliches Problem mit der Pandemie. Ich sehe die Gefahr nicht so groß, wie sie von Politikern wie Lauterbach im Fernsehen populistisch dargestellt wird“, schrieb der mittlerweile zurückgetretene Vorsitzende damals.

Wettich steht zur Wahl

Am 17. Juni steht Carsten Wettich als Vizepräsident zur Wahl, der Anwalt war aus dem Mitgliederrat für den nach nur 100 Tagen im Amt zurückgetretenen Jürgen Sieger nachgerückt und möchte nun für die verbleibende Amtszeit des Präsidiums gewählt werden. Wettich hat keinen Gegenkandidaten. Ein Teil der von Vorstand und Mitgliederrat geplanten Änderungsvorschläge wird verschoben. Dabei geht es um die Zustimmung der Mitgliederversammlung zu Anteilsverkäufen. Die Mitglieder sollen künftig die Möglichkeit haben, vom ersten Anteil an über einen Anteilsverkauf entscheiden zu dürfen, bislang dürfte der Verein bis zu 25 Prozent ohne Zustimmung veräußern. „Wir halten die Satzungsänderung weiterhin für wichtig, wollen sie jedoch zunächst ausführlich mit unseren Mitgliedern diskutieren – aber nicht virtuell, sondern persönlich. Wir holen das nach, sobald es die pandemische Lage zulässt“, sagt FC-Präsident Werner Wolf.

Mitglieder wollen Mitgliederrat entmachten

Sechs Mitglieder stellen den Antrag, dem Mitgliederrat das Vorschlagsrecht für das Präsidium zu entziehen und die Zahl der Mitglieder, die einen Wahlvorschlag unterstützen, zudem auf 1000 zu senken. Derzeit müssen drei Prozent der Mitglieder ein Kandidatenteam unterstützen, das ohne den Vorschlag des Mitgliederrats ins Amt kommen will, derzeit sind das rund 3000 Mitglieder. Tatsächlich bedeuten 3000 Unterschriften eine hohe Hürde, die Reduzierung auf 1000 Unterstützer wäre durchaus bedenkenswert.

Das Vorschlagsrecht des Mitgliederrats abzuschaffen, bedeutete einen massiven Einschnitt in die Befugnisse des Gremiums, die Balance der Satzung wäre damit fundamental verändert. Ein amtierender Vorstand würde zwar der Satzung nach durch den Mitgliederrat kontrolliert, müsste sich aber keine Gedanken machen, ob er erneut aufgestellt würde. Charmanter wäre wohl der Gedanke, mehrere Vorstandsteams zu nominieren – allerdings herrscht im Verein die Sorge, ein Wahlkampf könnte für zu viel Unruhe sorgen.

Die Pandemie beschleunigt nun auch beim 1. FC Köln einen Prozess, den ein Verein mit mehr als 110.000 Mitgliedern ohnehin früher oder später hätte anstoßen müssen. Für die Zukunft denkt der Verein darüber nach, dass Mitglieder, die sich etwa zu Wort melden wollen, persönlich anwesend sein müssen. Ihr Stimmrecht sollen die FC-Fans auch künftig virtuell ausüben können.

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