Werner Wolf im Interview„Beim 1. FC Köln werden immer die Mitglieder das Sagen haben“

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Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln, im Gespräch. (Archivbild)

Herr Wolf, warum wird die Debatte um die 50+1-Regel so emotional geführt? Wolf: Ein oft genanntes Argument für die Abschaffung der 50+1-Regel ist ja, dass deutsche Klubs europäisch nicht mehr mithalten können, wenn sie sich nicht gegenüber Investoren öffnen. Dabei werden aus meiner Sicht mehrere Aspekte übersehen. Das beginnt schon damit, dass es in England zum Beispiel grundsätzlich eine andere Struktur gibt. Dort waren die Klubs schon immer Unternehmen, nie Vereine. Das war dort schon immer akzeptiert.

Dahinter steht oftmals ein relativ einfaches Geschäftsmodell: Sehr reiche Menschen kaufen sich ein Unternehmen für den Betrag X und verkaufen es später, im besten Falle für einen höheren Betrag Y. Da stelle ich mir die Frage: Kann man als Verein der Bundesliga überhaupt grundsätzlich mit solchen Konstrukten konkurrieren? Meine Antwort darauf ist: Wir werden da nicht mithalten können. Und wir sollten es auch nicht wollen.

Sie stehen mit dem 1. FC Köln für ein anderes Modell.

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Der Profifußball basiert auf den Millionen von Amateuren, die Woche für Woche auf dem Platz stehen. Daher bekennen wir uns klar zum Vereinsmodell. Wir haben 120 000 Mitglieder, die muss ich mitnehmen. Unabhängig von der 50+1-Regel: Beim 1. FC Köln werden immer die Mitglieder das Sagen haben. Das ist unsere Sichtweise als aktueller Vorstand, die wir auf breiter Basis durch unsere Mitglieder abgesichert haben.

Zumal das Bundeskartellamt zu der Ansicht gelangt ist, dass die 50+1-Regel zwar ein Eingriff in den Wettbewerb ist – aber vor allem für Chancengleichheit sorgt.

Genau. Allerdings gibt es Ausnahmen, die nun geprüft werden. Die DFL ist nun gefordert, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Fredi Bobic hat den Kölner Aufruf an die Uefa, Teams aus Belarus von allen Wettbewerben auszuschließen, zum Anlass genommen, zur strikten Trennung von Sport und Politik aufzurufen.

Wir sind ein Teil des politischen Geschehens und haben eine Verantwortung. Das bedeutet für uns, dass wir uns zu bestimmten Sachverhalten äußern – und das nicht nur dürfen, sondern müssen. Der Sport hat schon immer eine politische Dimension gehabt. »Wir sind Sportler und keine Politiker« – das ist für mich deutlich zu kurz gesprungen. Wir haben als Profifußball eine riesige Bühne. Und ich sehe uns in der Pflicht, diese Bühne zu nutzen.

Das habe ich übrigens auch aus meinen Gesprächen mit dem neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf mitgenommen: Wir müssen uns äußern und wir müssen uns sozial engagieren. Wenn ich höre, dass ein Champions-League-Teilnehmer wie Dynamo Kiew europaweit um Hilfe bittet, um seine Jugendmannschaften in Sicherheit zu bringen, dann frage ich mich doch, wie es sein kann, dass am Ende nur wir uns mit unserer FC-Stiftung in dieser Sache engagieren.

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Ist es für Sie problematisch, dass Ihr Vorstoß in Bezug auf die belarussischen Klubs keine Erfolgsaussichten hatte?

Überhaupt nicht. Wir haben andere ermutigt, sich beim nächsten Mal zu äußern und haben Menschen zum Nachdenken bewegt. Wenn niemand etwas sagt, wird nie etwas passieren. Bei uns in Köln heißt es: „Arsch huh – Zäng ussenander“. Wenn nächstes Mal wegen unseres Vorstoßes nur zehn Leute mehr aufstehen, ist viel gewonnen.

Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft?

Der Trainer und die Mannschaft sind hochmotiviert. Nach meinem Empfinden spielen sie einen hervorragenden Fußball. Wenn sie das durchziehen, bin ich absolut überzeugt davon, dass wir die Klasse halten werden. Das ist unser wichtigstes Ziel – und wir werden das schaffen.

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