Wirbel beim 1. FC KölnMüller-Römer nach Rundumschlag unter Druck

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Stefan Müller-Römer auf der letztjährigen Mitgliederversammlung des 1. FC Köln

  • Stefan Müller-Römer hatte gegen Mitglieder und den Vorstand des 1. FC Kölns ausgeteilt.
  • Nun steht der FC-Mitgliederratschef unter Druck. Am Dienstag reagierte der FC mit einer Stellungnahme.
  • Alle Hintergründe zum Wirbel beim Kölner Verein.

Köln – Am Mittwochabend treffen sich unweit des Stadions der Vorstand und die Geschäftsführung des 1. FC Köln zur Aussprache mit den Alt-Internationalen des Klubs. Wolfgang Overath, Toni Schumacher, Stephan Engels, Karl-Heinz Thielen, Wolfgang Weber und Co. hatten in einem Brief an den Vorstand ihre Sorge über die Entwicklung des Vereins zum Ausdruck gebracht und Gesprächsbedarf angemeldet. „Der Klub hat sich eine Charta gegeben. Wir wollen wissen, ob die noch gelebt wird“, sagte Engels. Vor allem am Wirken des Mitgliederratschefs Stefan Müller-Römer entzündet sich bei ihnen immer wieder Kritik.

Dies ist nicht die erste Aussprache beim FC, am 7. September lud der Vorstand um Präsident Werner Wolf die Abteilungsleiter zum Gespräch. Diese hatten auf die Entlassung von Medienchef Tobias Kaufmann mit einem Brandbrief reagiert.

Stefan Müller-Römer teilte gegen Vorstand und Mitglieder aus

Kurz vor dem Treffen mit den Ex-Stars sorgte allerdings nun Müller-Römer mit einem Rundumschlag für Aufruhr, der schon kurz nach der Veröffentlichung im „Kölner Stadt-Anzeiger“ weitere hitzige Diskussionen im Klub nach sich zog. Diese Zeitung hatte von einem E-Mail-Austausch zwischen einem Mitglied und dem Mitgliederratschef berichtet, in der anfangs über die Vor- und Nachteile einer virtuellen Mitgliederversammlung diskutiert wurde. Doch dann griff Müller-Römer, eigentlich ein erfahrener Anwalt mit Schwerpunkt Medienrecht, in diesem ohne Not Teile der Mitgliedschaft und die Geschäftsführung an.

Teile der kritischen Mitgliederschaft stellte der Mitgliederratschef mehr oder minder in die radikale Ecke. „Ich habe keine Lust mehr, mir diese AfD-artigen Mitglieder anzutun. Wenn ich lesen, was in den Foren von den üblichen Verrückten und den bekannten Hetzern so geschrieben wird, habe ich zumindest in solche Gestalten kein Vertrauen.“ Das seien „alles Verlierer, die noch nie wirklich etwas für den Verein getan haben. Die sollten den Verein einfach verlassen. Dann hätten wir endlich Frieden“, so Müller-Römer in seiner Mail an das Mitglied.

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Zudem attackierte der Mitgliederratschef die Geschäftsführung und da insbesondere Alexander Wehrle, dessen Wirken er bereits seit geraumer Zeit kritisch sieht. Müller-Römer warf der Geschäftsführung gegenüber einem Mitglied vor, „dem Verein die katastrophale Finanzlage eingebrockt“ zu haben. Da Müller-Römer qua seines Amts auch einen Sitz im wichtigen Gemeinsamen Ausschuss hat, der über „Maßnahmen und Geschäfte von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung“ auf der Ebene insbesondere der 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA zustimmen muss, scheint eine weitere Zusammenarbeit mit den Geschäftsführern der KGaA kaum mehr möglich. Ob dies so ist, so war zu erfahren, wollen die Alt-Internationalen am Mittwoch im Beisein des Vorstands Wehrle und Heldt explizit fragen.

Am Dienstag reagierte der FC mit einer Stellungnahme auf den Rundumschlag des Mitgliederratschefs. „Der Vorstand wird über einige der angeblichen Aussagen das klärende Gespräch mit Herrn Müller-Römer suchen.“ Diese „angeblichen Aussagen“ hatte diese Zeitung vor der Veröffentlichung auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft mit dem Ergebnis, dass sie echt sind. Weiter heißt es in der Stellungnahme: Die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Geschäftsführung sei gut und vertrauensvoll. Man sei sich einig, dass die aktuelle schwierige finanzielle Lage nur gemeinsam gemeistert werden könne.

Die Mitteilung endete mit einer Aussage, die als Zurechtweisung Müller-Römers interpretiert werden könnte. „Ein möglicher Vorwurf, die Geschäftsführung habe eine wie auch immer geartete Mitverantwortung für die finanzielle Lage, entbehrt jeder Grundlage.“ Zu dem Treffen am Mittwoch mit den Alt-Internationalen ist Müller-Römer nicht eingeladen. Absetzen könnte der Vorstand laut Satzung den im Oktober 2018 gewählten Mitgliederratsvorsitzenden ohnehin nicht einfach so, Müller-Römer könnte nur selbst zurücktreten.

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