Zum vierten Mal in Folge1. FC Köln erwirtschaftet Rekordumsatz

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle konnte positive Nachrichten verbreiten.

Köln – Der 1. FC Köln mag in der vergangenen Saison mit einer historisch schwachen Punkteausbeute aus der ersten Fußball-Bundesliga gestürzt sein. Doch dabei stellten die Kölner auch eine positive Rekordmarke auf: Zum vierten Mal in Folge erzielte der FC einen Rekordumsatz. Das berichtete Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle am Mittwochabend anlässlich der Jahreshauptversammlung des Vereins den mehr als 6000 Mitgliedern in der Lanxess-Arena.

171,8 Millionen Euro setzte der 1. FC Köln in der ersten Europapokal-Saison seit 25 Jahren um. Damit steigerten sie den Umsatz aus dem vergangenen Geschäftsjahr um 42,6 Millionen Euro. Vor Steuern erzielte der FC damit ein Jahresergebnis von 27,4 Millionen Euro. Das Eigenkapital stieg von 20,2 auf 37,5 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote des Vereins liegt nun bei 40 Prozent. „Das alles sind Zahlen eines wirtschaftlich stabilen und gesunden Klubs. Unsere wirtschaftliche Substanz ist allerdings kein Selbstzweck. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass wir, anders als 2012, eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine stellen konnten, die das Ziel Wiederaufstieg erreichen kann“, sagte Wehrle.

Mannschaft deutlich teurer

Der Aufwand für die Mannschaft stieg ebenfalls deutlich: In der Saison 2016/17 war der FC mit einem Etat von 38,6 Millionen Euro Fünfter geworden. Ein Jahr später gab man 47,2 Millionen Euro aus – und stieg als Letzter ab. Die Kosten des Abstiegs sind schwierig zu bemessen, ebenfalls ist die Frage kaum zu beantworten, was die Kölner im Winter noch finanziell hätten tun können, um den Gang in die Zweite Liga zu vermeiden. Nach dem Sieg beim Hamburger SV hatten die Kölner noch drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, das war am 20. Januar.

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Zehn Tage Transferzeit blieben da, um personell nachzurüsten. Doch nachdem man bereits Vincent Koziello und Simon Terodde verpflichtet hatte, blieb der Wunsch des Trainers Stefan Ruthenbeck nach einem Rechtsverteidiger unerfüllt. Ob ein Rechtsverteidiger den Abstieg hätte verhindern können – niemand wird es je erfahren. Klar ist aber: Geld war vorhanden. Wehrle stellte am Mittwoch allerdings klar, nicht aus Lust auf hohe Gewinne die sportlichen Ziele aus den Augen verloren zu haben: „Ich hätte die guten Zahlen gern gegen den Klassenerhalt eingetauscht“, sagte er. Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des Mitgliederrates, konterte das: „Unser Gewinn ist der sportliche Erfolg.“

Gewinn im nächsten Jahr unwahrscheinlich

Für das laufende Geschäftsjahr rechnen die Kölner mit einem Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro, was mehr ist, als mancher Erstligist auf die Beine stellt. Dennoch wird eine Lücke von 50, eher 60 Millionen Euro im Vergleich zur Vorsaison entstehen, und weil der FC auch in der Zweiten Liga mit dem Apparat eines Erstligisten antritt, werden die Kosten ähnlich sein. Einen Gewinn werden die Kölner im nächsten Jahr eher nicht ausweisen können – es sei denn, sie kommen im DFB-Pokal sehr weit.

6321 der mittlerweile 105 752 Mitglieder kamen am Mittwochabend in die Lanxess-Arena. Schon früh war klar, dass der Abend sehr lang werden würde. Ein Mitglied hatte am Montag einen Antrag zur Änderung des Verfahrens eingereicht: Die Wahl des Mitgliederrats sollte vorgezogen werden, um auch den Mitgliedern die Möglichkeit zur Abstimmung zu geben, die nicht bis zum Ende der Veranstaltung bleiben wollten oder konnten. Weil der Antrag in offener Abstimmung kein eindeutiges Ergebnis lieferte, gab es bereits vor 20 Uhr eine erste geheime Abstimmung. Die dauerte – und lieferte ein klares Ergebnis: 3400 Mitglieder stimmten gegen eine Änderung. Es war ein erster Hinweis darauf, dass die Mehrheit der Mitglieder mehr wollte als nur ein schnelles Ende des Abends.

Ovationen für Ritterbach

Die Reden des Vorstandes gerieten hoch emotional. Markus Ritterbach bekam Ovationen für seinen Aufruf zum Zusammenhalt. „Hört mit der Gewalt auf. Wer sich an Gesetze, Stadionordnung und FC-Charta halten will: Ihr seid herzlich willkommen.“ Präsident Werner Spinner thematisierte auch die teure Trennung von Ex-Geschäftsführer Jörg Schmadtke, die er als alternativlos beschrieb und betonte noch einmal, dass der Vorstand weder den Verkauf von Vereinsanteilen an Investoren plane noch einen Stadion-Neubau vor den Kölner Stadtgrenzen: „Wir wollen in Müngersdorf bleiben – Punkt.“

Stefan Müller-Römer äußerte sich in seiner um Ausgleich bemühten Rede  erneut zum „grundlegend unterschiedlichen Verständnis von Zusammenarbeit“ zwischen Mitgliederrat und Vorstand. Der Vorstand lasse zu wenig Mitsprache zu, doch „Überwachung gehört zu einem modernen Unternehmen“, sagte er. Trotz kontroverser Debatten gingen die Entlastungen ohne Verwerfungen über die Bühne: Vorstand, Mitgliederrat, Wahlkommission und Gemeinsamer Ausschuss wurden für das Geschäftsjahr 2017/18 mit großen Mehrheiten entlastet. 

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