85:79-Sieg gegen MontenegroDeutsche Basketballer im EM-Viertelfinale

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Theis Dunk

Daniel Theis punktet spektakulär.

Berlin – An spektakulären Showelementen hat es beim Achtelfinale der Basketball-Europameisterschaft am Samstag nicht mangeln sollen. Vor dem Spiel zwischen Deutschland und Montenegro wirbelten Laserstrahlen durch die abgedunkelte Arena am Ostbahnhof in Berlin und am Spielfeldrand sorgten Flammenwerfer für Erleuchtung, während zwei Tänzer mit Leuchtstäben eine Aufführung darboten.

Als das Licht wieder anging, gab es für die deutschen Nationalspieler die erste und einzige Ernüchterung des Nachmittags: Nach den stimmungsvollen Festtagen der Vorrunde in der regelmäßig ausverkauften Lanxess-Arena in Köln blieben diesmal einige Sitze frei.

Negative Auswirkungen auf die sportliche Leistung haben die geringere Zuschauerzahl und die gedämpfte Stimmung nicht gehabt, im Gegenteil: Das Team von Bundestrainer Gordon Herbert setzte sich mit 85:79 (48:24) durch und trifft im Viertelfinale am Dienstag auf den Gewinner der Begegnung zwischen Griechenland und Tschechien, die am Sonntagabend (20.45 Uhr) stattfindet.

Zuvor hatten sich bereits Frankreich dank eines 87:86 nach Verlängerung gegen die Türkei sowie Slowenien mit dem 88:72 gegen Belgien für die Runde der besten acht Nationen qualifiziert, die auch Spanien durch das 102:94 nach Verlängerung am Samstagabend gegen Litauen erreicht hat. 

„Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit  gespielt", sagte Kapitän Dennis Schröder, der mit 22 Punkten und acht Assists der stärkste deutsche Spieler war. „In der zweiten Halbzeit ist es dann etwas schwieriger geworden - auch, weil  Montenegro Zone gespielt und nicht aufgegeben hat. Aber im Endeffekt stehen wir im Viertelfinale - und das ist alles, was zählt."

Herbert

Coach Gordon Herbert führte sein Team in die nächste Runde.

Schröder und Daniel Theis standen der DBB-Auswahl erwartungsgemäß wieder zur Verfügung. Beide waren beim 106:71 im sportlich bedeutungslosen letzten Gruppenspiel am Mittwochabend in Köln gegen Ungarn geschont worden. Für Nick Weiler-Babb reichte es dagegen nicht zu einem Einsatz. Der 26-jährige Profi des FC Bayern klagte nach wie vor über Probleme mit der Schulter, die er sich in der Partie gegen Slowenien am Mittwoch (80:88) überdehnt hatte. Auch ein zwischenzeitlicher Aufenthalt in München zur Behandlung führte nicht die erhoffte Linderung herbei.

Statt des verletzt fehlenden Nick Weiler-Babb startet Andreas Obst

Der kurz vor der EM eingebürgerte Amerikaner konnte seine Defensivqualitäten diesmal also nicht bei der Verteidigung des gefährlichsten gegnerischen Angreifers zur Entfaltung bringen, wobei es Coach Herbert auch schwergefallen sein dürfte, diesen eindeutig zu identifizieren. Montenegro hat keinen herausragenden Scorer in seinem Aufgebot, dafür aber in Bojan Dubljevic (Valencia/durchschnittlich 13,8 Punkte), Vladimir Mihailovic (KK Mornar/13,6) und Kendrick Perry (Unicaja Malaga/13,2) gleich mehrere solide Werfer. Hinzu kommt in Marko Simonovic (7,8) ein 2,14 Meter großer Center, der in der NBA bei den Chicago Bulls unter Vertrag steht.

Statt Weiler-Babb rückte Andreas Obst in die Startformation – ein klares Bekenntnis zu einer offensiveren Ausrichtung. Und die zahlte sich schnell aus. Deutschland erarbeitete sich beim 11:2 (5.) die erste komfortable Führung und erweiterte diese dank seiner starken Verteidigung und variablen Offensivspiels kontinuierlich. Dennis Schröder zeigte eine mit sieben Assists in der ersten Halbzeit starke Leistung als Regisseur und trat darüber hinaus mit acht Punkten in Erscheinung.

Deutschland spielt dominante erste Halbzeit

Die Anspiele des 28-jährigen Braunschweigers verwandelten Daniel Theis mühelos unter dem Korb, oder Andreas Obst, Franz Wagner und Mado Lô aus der Distanz. Standen diese Optionen einmal nicht zur Verfügung, vollendete Schröder selbst per spektakulärem Dunk – 42:19 (19.).  „Montenegro hat uns Mann gegen Mann nicht halten können", bemerkte Theis treffend. 

Die Zuschauer waren begeistert und jubelten nur in jenen Momenten noch lauter, in denen Dirk Nowitzki auf dem Videowürfel erschien, der sich das Match in seiner Rolle als EM-Botschafter und DBB-Edel-Fan ansah. Montenegro, das erst wegen des Ausschlusses des russischen Teams ins Teilnehmerfeld gerutscht war, fand offenbar wenig Vergnügen an der Vorführung und ließ seinem Frust mit einer physisch bisweilen etwas zu robusten Gangart freien Lauf.

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Nach dem Seitenwechsel geschah das Unvermeidliche: Im Gefühl des scheinbar sicheren Sieges schlichen sich beim Favoriten Konzentrationsschwächen sowie einige unglückliche Aktionen ein. Montenegro wiederum hatte nichts mehr zu verlieren und spielte vor allem über Kendrick Perry (25 Punkte) befreit auf, bis der Vorsprung der DBB-Auswahl auf 69:64 geschmolzen war (33.). Hinzu kamen Sorgen um Franz Wagner, der nach einem Wurf auf dem Fuß seines Gegenspielers landete, umknickte und nicht weiterspielen konnte. 

Franz Wagner knickt um und kann nicht weiterspielen

Die Gefahr eines nervenaufreibenden Finishs wussten die Profis von Gordon Herbert zu vermeiden, weil  sie in den wichtigen Momenten wegweisende  Punkte durch  Mado Lô und Johannes Thiemann erzielten und wieder auf 76:66 davonzogen. „In der zweiten Halbzeit sahen wir gegen die Zone nicht gut aus und unsere Offensive hat unsere  Defensive beeinflusst. Das darf uns nicht passieren, denn auch  wenn wir  unsere Würfe nicht treffen, müssen wir besser verteidigen", meinte Theis. Und Coach Herbert ergänzte:  „In der zweiten Halbzeit haben wir komplett das Momentum verloren"

Deutschland: Lô (14), Giffey (2),  Voigtmannn(2), Wagner (14), Theis (9), Schröder (22), Wohlfarth-Bottermann (4), Hollatz, Thiemann (9), Obst (9), Sengfelder. – Zuschauer: 12 938.  

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