Basketball-EM in KölnErlösende Nachricht von Daniel Theis

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Daniel Theis hat die Belastungstests bestanden.

Köln – Das Training der deutschen Basketball-Nationalmannschaft endet am Mittwochmittag mit Applaus. Bundestrainer Gordon Herbert (63) hat im Campus in Köln-Bickendorf eine kurze Ansprache gehalten, seine Spieler, die Assistenten und Betreuer stehen im Kreis um ihn herum und spenden Beifall. Es ist eine Art von Bestätigung, ein Ausdruck von Zufriedenheit und eine Geste der Erleichterung.

Der kanadische Coach hat kurz vor dem Auftaktspiel der Europameisterschaft am Donnerstagabend in der Lanxess-Arena gegen Frankreich (20.30 Uhr, live und kostenlos bei Magenta TV) offenbar die richtigen Worte gewählt, das Team wiederum darf für sich in Anspruch nehmen, während der vergangenen 90 Minuten konzentriert und intensiv gearbeitet zu haben. Das gilt auch für Daniel Theis, für den dies weitaus weniger selbstverständlich als für seine Teamkollegen ist. Der Center klagte in den vergangenen Tagen und Wochen über Knieprobleme, die seinen Einsatz beim Heimturnier mit den Vorrundenspielen in Köln und der Finalrunde in Berlin bis zuletzt fraglich erscheinen ließen.

Belastungstests bestanden

Doch jetzt gibt es Gewissheit. Theis (30) hat die letzten Belastungstests bestanden und befindet sich im zwölf Profis umfassenden Kader. Als letzter Spieler wurde Gavin Schilling (CSP Limoges) aus dem Aufgebot gestrichen. „Ich habe in den vergangenen zwei Wochen viel dafür getan, dass ich dabei sein kann“, erklärt Theis. Als sei es ein stilles physisches Zeichen der Bestärkung, rinnt ihm ein Schweißtropfen über die Wange, hinunter auf die spektakulär tätowierten Arme. „Zum Glück ist es positiv ausgegangen. Das Knie hält und der Körper fühlt sich gut an.“

Bis kurz vor Meldeschluss hat der DBB auf die entscheidenden Signale seines Centers und der medizinischen Abteilung gewartet, weil das Team ihn dringend brauchen wird. Daran hat nie jemand einen Zweifel gelassen. Insbesondere eine Qualität des Routiniers wird in den Duellen mit Frankreich, Bosnien und Herzegowina, Litauen sowie Slowenien und Ungarn gefragt sein: „Ich bin der Defensiv-Anker“, so Theis. „Von meiner Position unter dem Korb aus sehe ich alles, was vor mir passiert und kann die anderen Jungs lenken.“

Für Deutschland geht es darum, mindestens Vierter der Vorrundengruppe B zu werden, um das Achtelfinale in Berlin zu erreichen und in den Kampf um die Podiumsplätze einzugreifen. Und nichts anderes ist das Ziel, wie Präsident Ingo Weiss am Sonntag am Rande des WM-Qualifikationsspiels gegen Slowenien (90:71) in München betonte: „Wir wollen eine Medaille. Wir gehen in die Halle, um zu gewinnen und nicht, um den Zuschauern zu winken.“

Die Teilnahme von Theis ist auf mehreren Ebenen von enormer Bedeutung. In erster Linie in sportlicher Hinsicht, weil Herbert die Athletik des 2,03 Meter großen Niedersachsen, der künftig für die Indiana Pacers spielt, im Kampf gegen physische Groß-Kaliber wie den Franzosen Rudy Gobert (2,15 Meter), die Litauer Jonas Valanciunas und Domantas Sabonis (je 2,11 Meter) und den Bosnier Jusuf Nurkic (2,13) als wirkungsvolles Gegenmittel zu schätzen weiß. „Er hat eine große Präsenz unter dem Korb, Erfahrung gegen NBA-Spieler und er kann werfen“, erklärte der Coach.

Zudem hätte ein weiterer Ausfall das Potenzial gehabt, der Mannschaft nachhaltig aufs Gemüt zu schlagen, nachdem bereits Moritz Wagner, Isaac Bonga, Maxi Kleber, Isaiah Hartenstein und Tibor Pleiß ihre Teilnahme aus unterschiedlichen Gründen absagen mussten.

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Auch Theis hätte beinahe den Preis für eine lange Saison und eine kurze Pause zahlen müssen, nachdem er mit den Boston Celtics das NBA-Finale erreicht hatte. „Körperlich bin ich jetzt bei 100 Prozent“, versichert er. „Wie es mit der Kondition aussieht, muss sich in den Spielen zeigen.“

Als der DBB in den Sommer startete, schwärmten die Fans zurecht vom mit sieben NBA-Profis potenziell wohl stärksten Kader, den Deutschland je hatte. Hätten es in Dennis Schröder und Franz Wagner – aus welchen Gründen auch immer – nur zwei aus dieser prominenten Auswahl zur EM geschafft, wäre das eine auch für die Außenwirkung irritierende Botschaft gewesen, die zwangsläufig Fragen zur Identifikation mit dem Team aufgeworfen hätte. Theis jedenfalls hat keine Zweifel an seiner Begeisterung gelassen. „Die Vorfreude ist riesig“, betont er. Hätten seine Teamkollegen noch um ihn herumgestanden, hätte es sicher Applaus gegeben.

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