„Ich weiß, was ich kann“Leon Baileys Sehnsucht nach der alten Stärke

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Leon Bailey kam Anfang 2017 für 13,5 Millionen Euro aus Genk nach Leverkusen. 

  • Leon Bailey hatte sensationelle Monate für Bayer 04 Leverkusen – das liegt aber schon einige Zeit zurück.
  • Die Rolle als Spielentscheider der Werkself musste der Jamaikaner inzwischen abtreten.
  • Doch der 22-Jährige gibt sich optimistisch. Bailey will zurück zu alter Form. Der Saisonstart macht Hoffnung.

Leverkusen – Ein Schuss, ein Treffer – und was für einer. So in etwa lief es in der Glanzzeit von Leon Bailey bei Bayer 04 Leverkusen. Zwischen September 2017 und Februar 2018 führte der Jamaikaner die Werkself mit spektakulären Toren und Vorlagen zu Siegen und vielen Punkten, wurde mit Lobeshymnen überhäuft. Der Außenstürmer war der Spielentscheider für Bayer 04. Leverkusen schien seinen nächsten internationalen Topspieler mit dem Potenzial zu noch mehr gefunden zu haben. Doch der Hype war nicht von Dauer, es folgte ein Abschwung. Plötzlich funktionierte kaum noch etwas von dem, was zuvor wie brillante Automatismen gewirkt hatte. Bailey traf nicht mehr das Tor sondern nur noch viele falsche Entscheidungen. Zwischen März 2018 und Februar 2019 gelang ihm nur ein Treffer in der Bundesliga. Erst mit dem Trainerwechsel von Heiko Herrlich zu Peter Bosz Ende 2018 zeigte die Formkurve wieder nach oben.

Selbstkritik von Leon Bailey

Zum Start der neuen Saison setzt sich dieser Trend fort. Bailey war beim 4:1 im Pokal in Aachen und beim 3:2 gegen Paderborn zum Liga-Auftakt erfolgreich. Der Jamaikaner spiegelt den Gesamtauftritt der Mannschaft wider: Es hakt zwar noch an einigen Ecken, doch der Weg scheint  richtig zu sein.

„Wir kennen uns in unserem Spielsystem eigentlich schon gut aus. Jetzt müssen wir es noch perfektionieren“, sagte Bailey nach dem Training am Montag. Gemeint ist die Defensivarbeit. „Damit es perfekt funktioniert, muss jeder mitmachen, Stürmer und Abwehrspieler. Da haben wir noch Probleme. Hoffentlich bekommen wir das künftig besser hin, sodass wir weniger Torchancen zulassen“, meinte der 22-Jährige. In der vergangenen Saison hatte er ab und zu Wege nach hinten verweigert und die ohnehin schon großen Freiräume für die Gegner noch einmal größer werden lassen. Bailey gelobte Besserung und übte indirekt Selbstkritik: „Meine Einstellung ist immer dieselbe. Natürlich war die letzte Saison nicht optimal. Aber ich versuche, fokussierter zu bleiben, härter zu trainieren und fit zu bleiben. Und mehr auf die Anweisungen des Trainers zu hören.“

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Bosz wird das gerne hören. Nach den beiden Toren dürfte Bailey auf dem linken Flügel gesetzt sein, auch wenn die Konkurrenz im Sommer größer geworden ist. Der junge Franzose Moussa Diaby ist mindestens ähnlich schnell wie der Jamaikaner, der Brasilianer Paulinho ist nach einer starken Vorbereitung ein gefühlter Neuzugang und Routinier Karim Bellarabi wird sich auch nicht auf Dauer mit einer Jokerrolle zufriedengeben. Bailey gibt sich – wie es seinem Naturell entspricht – aber selbstbewusst: „Ich weiß, was ich kann. Und dahin will ich zurück. Ich will wieder mehr Tore schießen und Vorlagen geben.“ Die verbesserte Kadertiefe sieht Bailey als Vorteil, wie auch die gute Stimmung im Team: „Wenn wir weiter diesen Geist haben, dann können wir große Dinge erreichen. Ich versuche, gute Laune ins Team zu bringen. Denn ohne Spaß am Fußball kann man keinen Erfolg haben.“

Kai Havertz ist der neue Spielentscheider

Vor einem Jahr verlängerte Bailey seinen Vertrag bis 2023. Nachdem es in der Vergangenheit regelmäßig wilde Wechselgerüchte um den Mann aus Kingston gab – zuletzt die angebliche Einigkeit mit dem FC Bayern – blickt Bailey vorerst bis zum nächsten Sommer: „Ich bin glücklich und auf den Rest dieser Saison fokussiert.“ In dieser Zeit will er zurück auf sein altes Level, auch wenn Bailey die Rolle des Spielentscheiders an Kai Havertz abgeben musste. Über den zwei Jahre jüngeren Teamkollegen sagte der Jamaikaner mit unerwarteter Weisheit: „Er ist jung, smart und hat viel Qualität. In diesem Alter schon solche großen Dinge tun zu können, erinnert mich an mich selbst, als ich in dem Alter war.“

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