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0:2 gegen WolfsburgBayer Leverkusen ist in der Krise angekommen

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusen nach Wolfsburg

Enttäusche Gesichter bei den Spielern von Bayer 04 nach der Heimniederlage gegen Wolfsburg

Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen hat sich mit der 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg am zehnten Spieltag endgültig in eine Krise verabschiedet, die an der Bundesliga-Tabelle noch nicht richtig abzulesen ist. Es war das fünfte Spiel in Folge ohne Sieg. Und eines, bei dem die Werkself alle ihre spektakulären Tugenden vermissen ließ.

Die Tore

Das 0:1 fiel in der 48. Minute infolge eines Wolfsburger Personalwechsels zur Halbzeit und einer Leverkusener Schlafmützigkeit. Der von Neu-Trainer Florian Kohfeldt eingewechselte Dodi Lukebakio kam an der Grenze zur Abseitsstellung auf der linken Seite an den Ball, konnte von der keinem Bayer-Verteidiger gestoppt werden, durfte in die Mitte passen, wo das Spielgerät leicht abgefälscht bei U21-Europameister Lukas Nmecha landete, der es unbedrängt ins leere Tor stolpern konnte.

Drei Minuten später begann auch das 0:2 auf der linken Angriffsseite bei Dodebakio, der den mit ihm in der 46. Minute eingewechselten Paulo Otavio einsetzte, dessen Flanke Nmecha aufs Tor köpfte. Diesen Abschluss wehrte Lukas Hradecky ab. Der Nachschuss von Yannick Gerhardt wurde von Kerem Demirbay geblockt. Den zweiten Nachschuss knallte VfL-Kapitän Maximilian Arnold dann unter die Latte. Damit war das Spiel entschieden.

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Das war gut

Auf Leverkusener Seite zunächst einmal der Versuch, nach den tragischen Chancenvernichtungs-Festivals gegen Köln und Karlsruhe einen Plan B zu installieren. Mit müden Beinen und enttäuschten Köpfen, soviel war klar, würde ein naives Offensivspektakel gegen eine ausgeruhte, kraftstrotzende Mannschaft wie Wolfsburg ins Verderben führen. Zudem fehlten Patrik Schick (verletzt) und Moussa Diaby (gesperrt).

Deshalb hatte Trainer Gerardo Seoane drei Innenverteidiger aufs Feld geschickt und Stabilität als oberstes Gebot ausgegeben. Eine Halbzeit lang konnte Wolfsburg so mit wenigen Ausnahmen vom Tor weggehalten werden. Allerdings war der Preis dafür hoch. Und damit wären wir beim nächsten Kapitel der Analyse.

Das war schlecht

Durch die Sicherheitsstrategie und die Enttäuschungen der letzten Tage kam das eigene Offensivtalent praktisch zum Erliegen. Große Chancen gab es in der ersten Halbzeit trotz eines halben Dutzend Eckbällen nicht. Die entscheidenden Zweikämpfe wurden vor allem von den Wolfsburgern gewonnen. Bayer 04 wirkte wie eine Gruppe Minderjähriger, die Samstagabends auf den Kölner Ringen zehn Türstehern gegenüberstehen, die ihnen den Zutritt zu allen wichtigen Räumen verwehren.

Mann des Spiels

Der ehemalige Düsseldorfer und Berliner Dodi Lukebakio. Nach seiner Einwechslung brachte er bei beiden Toren die bis dahin einigermaßen sichere Leverkusener Hintermannschaft aus dem Gleichgewicht, bereitete die Tore vor und half deshalb entscheidend dabei, ein taktisches Patt aufzubrechen.

Moment des Spiels

Fand nach dem Spiel statt. Als die im Spiel duldsam ihr Team anfeuernden Bayer-04-Fans die Spieler mit schrillem Pfeifkonzert zur direkten Begegnung vor der Tribüne aufforderten, erschienen auf strenges Geheiß ihres Kapitän Lukas Hradecky alle Bayer-Spieler dort mit gesenkten Häuptern. Vor allem durch den direkten Austausch der Anhänger mit dem finnischen Kapitän verwandelte sich das Pfeifkonzert allmählich wieder in Anfeuerung.

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Als die Gruppe der harten Fans mit lauten „Bayer-Bayer“-Rufen signalisierte, dass sie einem kämpfenden Werkself-Team die Gefolgschaft nicht aufkündigen werde, durften die Profis dann die Kabine aufsuchen.

Das sagen die Trainer

Florian Kohfeldt (VfL Wolfsburg): „Dass wir 2:0 in Führung gehen, hat uns natürlich in die Karten gespielt. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft, was die Defensive und die Intensität angeht. Was ausbaufähig ist, ist unser offensives Positionsspiel und Lösungen gegen einen pressenden Gegner. Für mich persönlich war es das erste richtige Spiel vor Publikum seit langer Zeit und ein wunderschönes Ergebnis.“

Gerardo Seoane (Bayer 04): „Ich finde, die erste Halbzeit war sehr ausgeglichen, beide Mannschaften haben sich mit einem ähnlichen System neutralisiert. Beide Trainer konnten damit gut leben. In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit hatten wir drei, vier Stellungsfehler, das wurde vom Gegner ausgenutzt. Der große Unterschied waren heute die Torabschlüsse, die gingen von uns fast alle daneben. Daran müssen wir arbeiten. Klar hat uns ein wenig der Speed gefehlt, die Frische und taktisch erst einmal ein Spieler im Offensivbereich. Es ist keine einfache Phase für die Mannschaft.“

Das sagen wir

Fünf Spiele ohne Sieg, darunter zwei klare Liga-Heimniederlagen sowie ein krachendes Pokal-Aus gegen einen Zweitligisten ist für einen Klub mit den Ansprüchen von Bayer 04 eine Krise. Dass jetzt auch noch Spielfreude und Fußballkultur verschwinden, ist ein Alarmzeichen. Und die Mannschaft hat keine Zeit zur Regeneration. Für Trainer Gerardo Seoane und sein wochenlang gelobtes Team beginnt die Saison unter erschwerten Bedingungen jetzt quasi noch einmal neu.

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