1:0-Sieg in MainzDie Leverkusener Minimalisten

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Lucas Alario (l.) bedankt sich nach seinem Tor zum 1:0 bei höheren Mächten. 

Mainz – Es sei nur ein „Meinungsaustausch“ gewesen, versicherte Jan-Moritz Lichte, einige Minuten nachdem er energisch und mit hochrotem Kopf über die Bande in Richtung eines Fans geklettert war und sich mit dem Mann eine hitzige Diskussion geliefert hatte. Einige der insgesamt 250 zugelassenen Fans in der Mainzer Opel-Arena hatten dem Coach des FSV offenbar vorgeworfen, dass sich sein Team beim 0:1 gegen Bayer 04 Leverkusen keine Torchancen erspielt hätte. „Darüber wollte ich mit ein, zwei Fans genauer sprechen. Mir war danach, das mal zu klären“, sagte er. Beleidigungen und Beschimpfungen habe es nicht gegeben – auch wenn es anders aussah. Welchen Klärungsbedarf Lichte hatte, blieb aber unklar. Denn die Mainzer Anhänger hatten durchaus Recht, der punktlose FSV spielte zwar nicht ganz so desaströs wie in den Wochen zuvor, doch eine richtige Möglichkeit, ein Tor gegen Leverkusen zu erzielen, hatten die Rheinhessen nicht.

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Und das lag nicht daran, dass Bayer 04 einen herausragenden Samstagnachmittag erwischt hatte und Mainz nicht zur Entfaltung kommen ließ. Im Gegenteil. Wären Leverkusener Fans zugelassen gewesen, hätten sie sich sicher auch nicht rundum zufrieden auf den Heimweg gemacht – obwohl die Werkself nach drei Unentschieden den ersten Saisonsieg feiern konnte, einen minimalistischen. Gegen harmlose Mainzer tat sich Bayer 04 extrem schwer, irgendwie Tempo in seine Kombinationen zu bekommen. Das siegbringende 1:0 fiel nach einer Ecke (30.), es war eine einstudierte Variante. Zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeterraum tummelten sich mehrere Leverkusener in einem Knäuel. Als die Flanke von Leon Bailey hereingeflogen kam, lösten sich die Bayer-Profis und verwirrten somit die Mainzer Hintermannschaft. Im Ergebnis hatte Lucas Alario keinen Gegenspieler mehr, der ihn am Kopfball hindern konnte. Keeper Robin Zentner bekam zwar noch die Hand an den Ball, doch konnte er ihn erst deutlich hinter der Linie unter Kontrolle bringen. Der Tor-Alarm auf der Uhr von Schiedsrichter Bastian Dankert brachte endgültige Sicherheit.

Abseits rettet Tapsoba

Bei der zweiten wegweisenden Situation der Partie waren erneut Regelwerk und Technik aufseiten von Bayer 04. Bis tief hinein in die zweite Halbzeit kam Leverkusen zwar kaum zu Chancen auf das 2:0, verteidigte die knappe Führung gegen biedere Mainzer aber recht problemlos. Bis urplötzlich Karim Onisiwo auf Lukas Hradecky zustürmte und kurz vor der Strafraumkante von Edmond Tapsoba zu Boden gebracht wurde. Leverkusens bester Verteidiger sah wegen einer Notbremse die Rote Karte (78.). Während sich Jonathan Tah bereits auf seinen Einsatz vorbereitete, wurde die Szene allerdings noch einmal im Kölner Keller überprüft, eine Abseitsstellung von Onisiwo erkannt – und der Platzverweis gegen Tapsoba zurückgenommen.

Donnerstag gegen Nizza

In Überzahl hätte Mainz vielleicht noch einmal energisch auf den Ausgleich drücken können, doch so blieb es beim  Leverkusener Pflichtsieg, einer großen Erleichterung bei Bayer  04 und dem Redebedarf von FSV-Trainer Lichte. Sein Gegenüber Peter Bosz war trotz des dürftigen Auftritts „sehr zufrieden“. Als eine Erklärung für die spielerischen Mängel nannte er den löchrigen Rasen in Mainz. „Es ist fast unmöglich, hier guten Fußball zu spielen.“

In Leverkusen ist der Platzwart damit aufgerufen, bis zum Europa-League-Auftakt am Donnerstag gegen OGC Nizza (18.55 Uhr/Dazn) für ein perfektes Geläuf zu sorgen. Um Diskussionen mit Fans in der Bay-Arena muss sich Bosz hingegen keine Gedanken machen. Zuschauer sind in den nächsten Heimspielen nicht zugelassen.

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