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2:1-Erfolg in GladbachBayer 04 Leverkusen besiegt die Gespenster

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Jonathan Tah (r.)  behielt auch in der umkämpften Schlussphase die Lufthoheit.

Mönchengladbach – Jonathan Tah war die Gelassenheit in Person am Samstagabend im Borussia-Park. Als Bayer 04 Leverkusen wieder erste Anstalten machte, eine 2:0-Führung zu verspielen, blieb der Abwehrchef ruhig. Sowohl in der Ansprache an die Kollegen als auch im Führen und Gewinnen seiner Zweikämpfe. Im West-Duell mit Mönchengladbach zog Tah die dafür notwendige Überzeugung aus seinem eigentlich angeknacksten Selbstvertrauen.

Mit Blick auf die letzten, durchwachsenen Ergebnisse der Werkself berichtete der Nationalspieler durchaus kühn: „Um ehrlich zu sein: Ich stand auf dem Platz und wusste, dass wir das Spiel heute gewinnen werden. Ich habe das einfach gespürt: Egal, was heute passiert, wir gewinnen dieses Spiel. Und am Ende ist es so gekommen.“ 2:1 (0:0) konnte sich Bayer 04 in Gladbach durchsetzen und nach zuletzt vier sieglosen Partien zurück auf Champions-League-Platz drei klettern. „Ich kann nicht genau beschreiben, woher dieses Gefühl kam. Vielleicht, weil wir so lange nicht gewonnen hatten und das nicht unser Anspruch ist“, sagte Tah.

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Trainer Gerardo Seoane, der eigentlich durchgehend in sich ruhende Schweizer, war weit weniger überzeugt vom Überstehen der Gladbacher Schlussoffensive als sein Abwehrchef. Immerhin hatte Bayer 04 in der jüngeren Vergangenheit 2:0-Führungen gegen den 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim aus der Hand gegeben. „In der letzten Viertelstunde sind noch einmal die Gespenster der letzten Wochen aufgekommen, dass wir vielleicht eine Führung abgeben könnten“, berichtete Seoane, eine Schlussphase sei „immer speziell“, darum sei er angespannt gewesen. In der Bewertung eines möglichen Gladbacher Ausgleichstreffers waren sich Tah („eine Katastrophe“) und Seoane („ein harter Schlag“) zumindest einig.

Alles zum Thema Florian Wirtz

Andrich und Schick treffen für Bayer 04

In der ersten Halbzeit hatten beide Teams den Fokus auf eine stabile Defensive gelegt. Bayer 04 hatte die besseren Offensiv-Ansätze, verzettelte sich nach schönen Mittelfeld-Kombinationen aber regelmäßig in umständlichen Abschlüssen. „Genauigkeit und Entschlossenheit haben gefehlt“, sagte Seoane. Nach der Pause erhielten diese beiden Qualitäten Einzug ins Spiel der Werkself. Zwei Standard-Tore waren der Lohn: Robert Andrich traf nach einem Eckball des starken Florian Wirtz (51.), Patrik Schick nach Vorarbeit von Kerem Demirbay (74.).

Doch muss es heißen: Nur zwei Standard-Tore waren der Lohn. Denn Leverkusen kam auf beachtliche 30 Abschlüsse, darunter diverse Hochkaräter in der Schlussphase sowie zwei Foulelfmeter. Zunächst war Schick mit einem Schuss in Richtung des linken unteren Ecks am herausragenden Gladbacher Keeper Yann Sommer gescheitert (50.). Kurz vor Schluss behielt der Schweizer auch im anderen Eck gegen Demirbay die Oberhand (87.). So waren nach Nico Elvedis Anschlusstreffer in der 81. Minute – die Werkself hatte einen Eckball schlecht verteidigt – die von Seoane erwähnten „Gespenster“ aufgetaucht. Doch blieb Bayer 04 unerschrocken. Trotz des doppelten Elfmeter-Scheiterns und weiterer ausgelassener Chancen. „Die Jungs haben alles für die Mannschaft gemacht, dann dürfen sie auch Elfmeter verschießen“, nahm Tah seine Mitspieler in Schutz.

Elvedis Treffer könnte wichtig für Leverkusen werden

Für Bayer 04 könnte das Vermeiden des Systemabsturzes nach einem Rückschlag ein wichtiger Lernprozess für die Rückrunde werden – und Elvedis Tor ein wichtiges aus Leverkusener Sicht. Wenn noch der Chancen-Wucher eingedämmt wird und neben Schick auch andere Angreifer wieder treffen, ist die Werkself dem anvisierten Topteam-Status sehr nahe. „Unsere Geschlossenheit, unsere Art, verteidigen zu wollen, hat mir gut gefallen. Nur so geht es. Nächste Woche soll es genauso aussehen, es darf keine Eintagsfliege sein“, sagte Mittelfeldspieler Robert Andrich.

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