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4:3 gegen BVBDer Traumabend für Bayer 04 Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
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Werkself-Kapitän Lars Bender lässt seiner Freude nach dem 4:3 freien Lauf. 

Leverkusen – Lars Bender schrie seine Freude ungehemmt in den Leverkusener Abendhimmel. Der Kapitän breitete die Arme aus und wurde wenig später unter den Körpern der jubelnden Mannschaftskollegen begraben. Bender hatte kurz zuvor mit einem fantastischen Kopfballtor das spektakulärste Fußballspiel der laufenden Bundesliga-Saison entschieden, Leverkusen besiegte Borussia Dortmund am Samstagabend nach mehrmaligem  Führungswechsel 4:3 (2:2). Den  Erfolg und sein Tor kommentieren wollte Lars Bender nicht, obwohl er der Werkself drei wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Plätze beschert hatte. Das übernahmen andere. „Ich hatte eine Gänsehaut beim 4:3“, berichtete Nadiem Amiri nach seinem mit Abstand besten Spiel für Bayer 04. Sport-Geschäftsführer Rudi Völler, der nach langen Jahren der mitunter legendären Wutausbrüche mittlerweile auch gern nach Erfolgserlebnissen spricht, sagte: „Das war toll, auch für die Zuschauer. So ein Spiel haben wir gebraucht.“

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Trainer Peter Bosz, dem der erste Sieg gegen seinen früheren Arbeitgeber Dortmund gelangt, lobte: „Es war ein verrücktes Spiel. Beide Mannschaften haben eine Riesen-Qualität in der Offensive. Wenn wir zweimal in Rückstand geraten und das Spiel noch gewinnen am Ende – dann muss ich meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen. Der Wille der Spieler war das Wichtigste.“

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Acht Schüsse, vier Tore

Ausgedrückt in Namen und Minuten liest sich die Dramaturgie des Samstagabends wie folgt: Kevin Vollands 1:0 (20.) wurde von Mats Hummels (22.) und Emre Can in eine 2:1-Führung gedreht (33.). Noch vor der Pause konnte der überragende Volland ausgleichen (43.), ehe Raphael Guerreiro zum 3:2 für den BVB traf (65.). Leon Bailey (81.) und Lars Bender (82.) sorgten binnen knapp 80 Sekunden für die finale Wendung in der ausverkauften Bay-Arena. „Nach dem 3:2 der Dortmunder habe ich noch ein bisschen auf das 3:3 gehofft. Dass wir dann noch gewinnen – es war ein Traumabend für uns. Ein Unentschieden wäre die etwas gerechtere Variante gewesen“, resümierte Völler. Doch die für Leverkusener Verhältnisse erstaunlich gute Chancenverwertung, aus acht Torschüssen resultierten vier Treffer, drehte die Partie letztlich in Richtung der Werkself. Zum Vergleich: Beim 1:2 in Hoffenheim fand von 22 Versuchen nur einer den Weg ins gegnerische Tor. „Das gibt auf jeden Fall Selbstvertrauen“, sagte Volland.

Haaland erstmals ohne Tor

Ähnlich wichtig wie die Effektivität war der Faktor Bender. Abwehrchef Sven nahm in Absprache mit dem starken Debütanten Edmond Tapsoba BVB-Wunderstürmer Erling Haaland aus dem Spiel. Bayer 04 kann sich rühmen, als erster Bundesligist kein Tor des jungen Norwegers kassiert zu haben. In der Schlussphase der Partie rückte Sven Bender dann ins defensive Mittelfeld vor und sorgte für Stabilität im Angesicht des Dortmunder Angriffswirbels. Das Aushängeschild des Sieges wird rückblickend aber sein Zwillingsbruder bleiben.

Denn nach zahlreichen Einsätzen als Rechtsverteidiger durfte Lars Bender gegen Dortmund an alter Wirkungsstelle aushelfen – im defensiven Mittelfeld. Trainer Bosz hatte den Ausfall aller vier etatmäßigen Sechser zu beklagen. Charles Aránguiz, Julian Baumgartlinger und Exequiel Palacios fehlten verletzt, Kerem Demirbay war gesperrt. Die Lücke sollten Lars Bender und Amiri stopfen. Und das kurzfristig installierte Duo erledigte seine Aufgaben herausragend. Der Kapitän mit Wucht und Härte, der frühere Hoffenheimer mit Übersicht und klugen Pässen.

Der Siegtreffer krönte den Auftritt von Lars Bender – zumal der 30-Jährige nur aufgrund seiner Willensstärke überhaupt noch auf dem Rasen stand. „Er hat einen Schlag auf das Knie erhalten, ich wollte ihn eigentlich auswechseln“, berichtete Trainer Bosz, „aber er hat zu mir gesagt: »Gib mir noch eine Minute!«“ Der Niederländer hörte auf seinen Kapitän. Und Bayer 04 wurde belohnt.

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