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Bayer 04 in der AnalyseSo viel Defensive wie noch nie – Strategie geht nicht auf

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusen v Leipzig 170422

Leverkusens Spieler nach der Niederlage gegen RB Leipzig.

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen unterlag RB Leipzig nach eigentlich durchschnittlichen Leistungen von Hradecky, Schick, Diaby und der restlichen Mannschaft am Ostersonntag 0:1 und rutsche in der Fußball-Bundesliga auf den vierten Platz ab. Unsere Analyse:

Das Wichtigste zuerst

Der Tabellendritte Bayer 04 Leverkusen hat am Ostersonntag gegen den Tabellenvierten RB Leipzig 0:1 verloren und die Plätze mit ihm getauscht. Es entschied ein Treffer von Dominik Szoboszlai in der 70. Minute. In den verbleibenden vier Spielen der Saison wird es für die durch viele Verletzungen geschwächte Werkself (52 Punkte) darum gehen, Platz vier und den Einzug in die Champions League gegen den SC Freiburg (51) zu verteidigen. Vermutlich wird das Spiel in der Bay-Arena zwischen beiden Teams darüber entscheiden.

Das Tor

In der 70. Minute unterläuft Odilon Kossounou auf der rechten Seite unbedrängt ein Fehlpass. Der direkt gespielte Ball erreichte nicht, wie geplant, den Kollegen Charles Aranguiz sondern Christopher Nkunku, dessen Einwechslung zur Halbzeit das Spiel massiv zugunsten der Gäste verändert hatte.

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Der Franzose nahm sofort Tempo auf, sah den Raum, in den Dominik Szoboszlai laufen würde, spielte ihn hinein, der Ungar stellte Jonathan Tah mit einem Ballkontakt geschickt auf den falschen Fuß, schloss mit dem nächsten Ballkontakt ab und Tah fälschte den Ball beim Rettungsversuch leicht, aber unhaltbar ins eigene Tor ab. Das sah in diesem Moment schon sehr wie die Entscheidung in einem Spiel aus, in dem Bayer 04 über wenige funktionierende offensive Werkzeuge gegen die aktuell erfolgreichste Mannschaft des deutschen Fußballs verfügte.

Das war gut

Die defensive Disziplin in einer ersten Halbzeit, die dem Gegner den Raum und die Lust an seinem Spiel nehmen sollte. Leipzigs Trainer Domenico Tedesco hatte sein Team nach den Anstrengungen des Europa-League-Sieges in Bergamo auf sieben Positionen verändert und seine Offensivstars Nkunku und Olmo, sowie den zuletzt so starken Mittelfeldsprinter Konrad Laimer draußen gelassen.

So zwang die Werkself mit Fünferkette und drei defensiven Mittelfeldspielern den ebenfalls vorsichtigen Gegner zu einem Negativrekord: Zum ersten Mal in seiner Bundesliga-Geschichte blieb RB Salzburg in der ersten Halbzeit ohne Gegentor.

Das war schlecht

Die durch die vielen Verletzungen und den starken Gegner provozierte Defensivausrichtung der Leverkusener hatte einen hohen Preis: Mit acht nicht offensiv programmierten Feldspielern verfügte Bayer 04 in der Startaufstellung über so wenig Offensivpotenzial, wie es noch selten eine Startaufstellung von Bayer 04 hatte. Trainer Gerardo Seoane hatte angekündigt, dass man ohne die Schnelligkeit und Kreativität der Langzeitverletzten in den letzten Saisonspielen keinen Bayer-Fußball mehr sehen würde.

Was das bedeutete, wurde gegen Leipzig sichtbar. So lange RB nicht in Führung ging, schien dieser Plan zu funktionieren. Als dann die Offensivstars um Nkunku das Feld betraten, funktionierte er nicht mehr. Schon vor dem 0:1 hatte RB zwei große Chancen zum Führungstor. Auch schlecht: Piero Hincapie und Robert Andrich sahen zum fünften Mal die Gelbe Karte und werden nächsten Samstag gegen Fürth fehlen.

Mann des Spiels

Christopher Nkunku, der momentan interessanteste Angriffsspieler der Bundesliga. Mit seinem Erscheinen nach der Halbzeit änderte sich das Spiel völlig, weil die totale Kontrolle des Gegners nicht mehr möglich ist, wenn solch ein Stürmer für ihn spielt. Schon wenige Sekunden nach seiner Einwechslung sorgte er im Bayer-Strafraum für Aufregung, lag nach einem Zusammenprall mit Tah am Boden und in der nächsten Sekunde traf Orban, der frei zum Schuss kam, nur den Pfosten. Er zwang die Leverkusener zu Fouls und spielte dann den entscheidenden Pass auf Szoboszlai.

Moment des Spiels

Der Anpfiff der zweiten Halbzeit, in der eine andere Leipziger Mannschaft auf dem Feld stand.

Das sagen die Trainer

Domenico Tedesco (RB Leipzig): „Wir sind natürlich glücklich über den Sieg. In der ersten Halbzeit war es zu wenig, wir hätten mehr Intensität entwickeln müssen, um diesen kompakten Leverkusener Block, der uns ein wenig überrascht hat, zu bewegen. In der zweiten Halbzeit hat uns das Tor geholfen. Dann haben wir das Ergebnis gut verteidigt.“

Gerardo Seoane (Bayer Leverkusen): „Wir sind enttäuscht über das Resultat, trotzdem haben wir viele Dinge heute gut gemacht. Wir haben den Leipzigern nie erlaubt, richtig ins Tempo zu kommen. Wir hatten einen Fehler zu viel, das hat die Konterchance erlaubt, die Leipzig genutzt hat. Allerdings haben wir in Ballbesitz den Ball zu schnell hergegeben. Wir haben uns im offensiven Zweikampf zu wenig durchgesetzt. Leipzig hat nicht nur einen Lauf, sondern steht auch gut auf dem Platz.“

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Das sagen wir

Die offensiv bessere Mannschaft, der momentan bessere Kader, hat dieses Spiel gewonnen. Bayer 04 hatte ein schlüssiges Konzept, das nach dem Rückstand allerdings nicht mehr funktionieren konnte. In den letzten vier Spielen geht es ausschließlich um die Verteidigung des vierten Platzes. Daran werden am Ende alle gemessen.

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