Bayer 04 LeverkusenDas neue Leben des Edmond Tapsoba

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Kam von Vitoria Guimaraes zu Bayer 04: Verteidiger Edmond Tapsoba

  • Der Neuzugang aus Burkina Faso war bis im Januar nur Experten ein Begriff, doch für die Werkself entpuppte er sich schon jetzt als Glücksgriff.
  • Das plötzliche Ende des Alltags durch den Ausbruch des Coronavirus hat den Verteidiger unvorbereitet und hart getroffen in einem fremden Land, dessen Kultur und Sprache der Verteidiger noch nicht richtig kennenlernen konnte.
  • Tapsoba ist in Sorge um seine Familie und versucht mit Spenden von Schutzmasken und Schutzhandschuhen zu helfen.

Leverkusen – Der Name Edmond Tapsoba war noch im Januar nur Experten für portugiesischen Fußball ein Begriff. Der 21-Jährige hat nur wenige Spiele benötigt, um das zu ändern. Neun Spiele und 788 Minuten, um genau zu sein. Sein Transfer von Vitoria Guimaraes nach Leverkusen am Ende der Winterpause gilt als Glücksgriff. Der junge Mann aus Burkina Faso hat der Verteidigung der Werkself eine neue Dimension gegeben. Er hat entscheidend dazu beigetragen, trotz der wenigen Spiele, dass Bayer 04 noch in allen Wettbewerben, so sie denn zu Ende gespielt werden, mit besten Chancen vertreten ist.

In seiner Heimat tobt ein Bürgerkrieg

Das plötzliche Ende des Alltags durch den Ausbruch des neuartigen Coronavirus hat ihn unvorbereitet und hart getroffen in einem fremden Land, dessen Kultur und Sprache er noch nicht richtig kennenlernen konnte. Und seine Familie lebt in Burkina Faso zwischen Bürgerkrieg und Virusangst. Ein Machtkampf zwischen Islamisten, Regierung und lokalen Machthabern hat Hunderttausende in die Flucht getrieben.

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„Die generell kritische Situation in meiner Heimat wird nun noch durch die Corona-Krise verschlimmert, das ist wirklich hart. Ich mache mir große Sorgen, ja, ich habe auch Angst. So viele Menschen gehen mit der Ungewissheit ins Bett, wie der morgige Tag aussehen wird“, sagt Tapsoba, der seine Heimat 2017 im Alter von 18 Jahren verließ, um sein Glück im Norden Portugals zu suchen.

Inzwischen ist er zu einem sehr gut verdienenden Fußball-Star geworden, der seiner Heimat, in der Islamisten und Militär gegeneinander kämpfen, etwas zurückgeben will. „Ich spende, damit zum Beispiel Schutzmasken oder Schutzhandschuhe gekauft werden können“, sagt Tapsoba, „meine Großeltern leben dort, sie sind wegen ihres Alters auch mehr gefährdet. Ich unterstütze Organisationen finanziell, die dort vor Ort die lebenswichtigen Dinge verteilen. Eine Schutzmaske kostet da teilweise fünf Euro, das kann sich kaum einer erlauben. Ich kann eigentlich nur spenden und für alle beten.“

Tapsoba muss sich noch an Sprache und Küche gewöhnen

Die zwei Wochen ohne Trainingsalltag hat Tapsoba in seiner neuen Wohnung in Köln mit einem Freund aus Portugal verbracht. Sprache und Essen bereiten dem schlanken Abwehrspieler noch ein wenig Probleme. „Jeden Tag kommen neue Worte hinzu. Ich muss gestehen, dass es die Schimpfwörter sind, die man am schnellsten lernt“, erklärt der Profi, der außer seiner Muttersprache, die Moore heißt, Französisch und Portugiesisch spricht. Die deutsche Küche findet er gewöhnungsbedürftig, aber das ist kein Problem: „Ich kann kochen und mache mir oft etwas Afrikanisches, um mir etwas Gutes zu tun.“

Der frühere Star Deco ist sein Berater

Der schnelle Aufstieg und der Blitz-Wechsel nach Leverkusen kamen auch für ihn überraschend. Aber sein Berater Deco, der in Brasilien geboren und in Porto und Barcelona zum Star wurde, hat ihn zum Schritt nach Deutschland ermutigt.  „Das ist wie ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist“, meint Tapsoba.

Der Beginn des stark individualisierten Trainings an der BayArena am Mittwoch war für ihn eine große Befreiung. Es gibt wieder eine Alternative zu Playstation und Herumliegen auf dem Bett („ein großes Hobby von mir“). Und der Ball ist wieder im Spiel. Die Zweier-Einheiten an der Seite seines guten Kollegen Moussa Diaby hat er sehr genossen, „obwohl er viel schneller ist als ich.“ Das aber hat nicht viel zu sagen, denn Moussa Diaby ist viel schneller als alle.

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