Bayer 04 LeverkusenFriede, Freude und ein Punkt für jeden im Spitzenspiel

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B04 RBL

Handschake nach der Partie: Leipzigs Timo Werner (l.) und Leverkusens Kai Havertz

Leipzig – Die letzten Sonnenstrahlen fanden gegen 17.25 Uhr am Sonntagnachmittag ihren Weg durchs Dach der Leipziger Arena. Sie rundeten das Bild eines friedlichen Bundesliga-Spieles zweier mehr oder weniger zufriedener Teams ab, bei dem es keine Leidtragenden gab. Etwas Außergewöhnliches an diesem 24. Spieltag. Bayer 04 Leverkusen holte ein 1:1 (0:0) beim Tabellenzweiten RB Leipzig. Der Rückstand auf die Champions-League-Plätze wuchs an, doch sie bleiben in Sichtweise – ebenso wie Leipzig. Die schöne Serie von sechs Pflichspiel-Siegen in Serie war zwar gerissen, Trübsal gab es aber nicht bei Bayer 04. „Es war für mich fast wie ein Spaziergang“, sagte Bayer-Torwart Lukas Hradecky. „Es war keine besonders heiße Atmosphäre. Ich weiß nicht, ob sie so viel Respekt vor uns hatten oder wir es so gut gemacht haben.“

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Im Vergleich zum starken 3:1 in der Europa League beim FC Porto hatte Peter Bosz seine Mannschaft auf drei Positionen umgebaut. Wendell, Leon Bailey und Neuzugang Exequiel Palacios rückten für Daley Sinkgraven, Moussa Diaby und Lars Bender in die Startelf. Der Kapitän hatte in Portugal eine Hüftprellung erlitten, dürfte am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Union Berlin (Bay-Arena/18.30 Uhr) aber wieder zur Verfügung stehen. Diaby, der parallel zum Einzug unter die letzten 16 der Europa League erstmals Vater wurde, stieß zwar rechtzeitig aus Paris wieder zum Leverkusener Tross, saß aber zunächst auf der Bank. Ebenso Mittelfeldstratege Charles Aránguiz, der seine Erkältung auskuriert hat.

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„Love, Peace and Rasenball“

Noch wichtiger als die Personalien war vor Anpfiff aber die fast an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, dass es in der Red-Bull-Arena zu keinen Beleidigungen oder Todesdrohungen gegen Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp kommen würden – dem prägenden Merkmal dieses Bundesliga-Spieltags. Denn Leverkusens aktive Fanszene boykottierte das Spiel beim unbeliebten Brauseklub, es hatten sich nur wenige Anhänger der Werkself nach Leipzig verirrt. Und von den Fans des erst knapp zehn Jahre alten Projekts RB Leipzig waren ohnehin keine Schmähungen gegen 1899 Hoffenheim zu erwarten. Im Gegenteil: Es gab eine Kurven-Choreo mit „Love, Peace and Rasenball“ – ein angenehmer Kontrast beim Aufeinandertreffen von Brause- und Werksklub.

Nadiem Amiri auf der rechten Außenbahn

So freundschaftlich ging es auf dem Rasen glücklicherweise nicht weiter. Bayer 04, mit dem Selbstvertrauen von neun Siegen aus den vergangenen zehn Spielen im Rücken, versuchte über Ballgewinne und schnelle Angriffe sein Glück in Leipzig. Nach fünf Minuten steckte Kai Havertz, in Abwesenheit von Lars Bender und Kevin Volland erneut Kapitän, den Ball auf Kerem Demirbay durch. Peter Gulacsi parierte den Distanzschuss des Ex-Hoffenheimers stark. Leipzig war vor allem über den pfeilschnellen Timo Werner gefährlich, der Jonathan Tah und Nadiem Amiri auf Leverkusens rechter Abwehrseite immer wieder vor Probleme stellte.

Leipzig kontert Baileys Führung

Offensiv machte es Amiri, der den Vorzug vor Mitchell Weiser und Karim Bellarabi erhalten hatte, deutlich besser. Bayers zweiter Ex-Hoffenheimer gewann nach einer halben Stunde in der eigenen Hälfte den Ball und setzte Havertz in Szene. Der Nationalspieler bediente in er Mitte Leon Bailey optimal – der Jamaikaner vollendete den tollen Angriff zum 1:0. Lange hielt die Freude nicht. Werner wurde bei einem seiner Flügelläufe von Amiri und Tah mit einem Foul gestoppt. Den fälligen Freistoß trat Christopher Nkunku an den Fünfmeterraum – dort segelte Sven Bender unter dem Ball durch. Patrik Schick hatte beim 1:1 (32.) kaum mehr Mühe als kurz zuvor Bailey. 

Diaby und Aránguiz setzen keine Akzente

Anders als die erste Hälfte begann die zweite mit einer Topchance für RB. Der in den letzten Wochen so starke Nkunku zog aus 16 Metern platziert ab. Als Parallele zur ersten Halbzeit konnte aber wieder der Keeper glänzen: Hradecky tauchte in sein linkes unteres Eck und drehte den Ball noch um den Pfosten. „Da wäre ein Rückstand sehr schlecht gewesen“, analysierte der Finne korrekt. Denn Leipzig hatte die Partie fortan besser im Griff. Bayer 04 stand tiefer und kam seltener zum Kontern. Die ultimative Waffe für diese Option, Moussa Diaby, wurde erst in der 71. Minute eingewechselt. Doch weder kam junge Franzose ins Sprinten, noch der ebenfalls eingewechselte Chilene Charles Aránguiz ins Dirigieren. Vielmehr schien es, als habe sich Bayer 04 mit einem Punkt in Leipzig arrangiert – ein nachvollziehbarer Gedanke. Weil RB auch nicht mehr mit dem letzten Risiko auf Sieg spielte, bleib es beim leistungsgerechten 1:1. Und der Epilog des Topspiels verlief ähnlich harmonisch wie der Prolog.

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