Bayer gewinnt in Düsseldorf75 Minuten Glanz – Demirbay kritisiert Fortuna-Fans

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Karim Bellarabi (v. links), Kevin Volland und Kerem Demirbay

Düsseldorf – Sichtlich zufrieden lauschte Peter Bosz den Lobpreisungen seines Kollegen Friedhelm Funkel. „Wir haben nicht gegen eine gute, sondern gegen eine sehr gute Leverkusener Mannschaft verdient verloren. Wir waren, wenn man ganz ehrlich ist, chancenlos“, sagte Fortuna Düsseldorfs Trainer nach dem 1:3 (0:3)-Niederlage im rheinischen Duell mit Bayer 04 am Samstag. „Sie haben den Ball laufen lassen, fast nur mit einem Kontakt gespielt.“ Es bedurfte zwar ohnehin keines weiteren Beweises, um die anstehende Vertragsverlängerung von Bosz zu rechtfertigen – Leverkusens Trainer und die Werkself lieferten ihn mit dem über 75 Minuten überzeugenden Sieg trotzdem. „Wir haben gezeigt, dass wir sehr gut zusammenspielen können. Die Torchancen haben wir uns gut herausgespielt und gleichzeitig nur wenige Düsseldorfer Chancen zugelassen“, resümierte Bosz.

Peter Bosz vor Vertragsverlängerung

Die Zahlen des Niederländers aus nun acht Monaten in Leverkusen sind beeindruckend. In 19 Bundesliga-Partien gab es 13 Siege und 40 Punkte. Saisonübergreifend holte Bayer 04 acht Erfolge aus den letzten neun Pflichtspielen. Dazu die stetige Entwicklung der Mannschaft, die sich auch von der schwachen Vorbereitung nicht aus der Ruhe bringen ließ. Als Lohn winkt die Vertragsverlängerung. Im Raum steht ein neuer Kontrakt bis 2022, der in der Länderspielpause finalisiert werden könnte.

In dieser Saison steigerte sich Bayer 04 vom Pokalspiel in Aachen (4:1) zum Saisonauftakt gegen Paderborn (3:2) ein bisschen. Der Leistungssprung zum Auftritt am Samstag in Düsseldorf war deutlich größer, gerade im Defensivspiel. Die Werkself reduzierte ihre Fehlerquote und hielt die Freiräume zwischen den Mannschaftsteilen kleiner. Angeführt vom famos aufspielenden Kevin Volland glänzte die Offensive in bekannter Form. Das 1:0, ein Eigentor des erst unglücklichen und später wütenden Düsseldorfers Lewis Baker, hatte Volland mit einem energischen Antritt und einer harten Hereingabe eingeleitet (6.). Karim Bellarabis 3:0 (39.) wurde ebenfalls vom Stürmer ermöglicht – mit einer brillanten Körpertäuschung und einem klugen Pass in den Rückraum.

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Kritik an Fortuna-Fans

Kerem Demirbay wurde beim Spiel in Düsseldorf von den Fortuna-Fans ausgepfiffen und bei der Ausführung von Eckbällen mit Gegenständen beworfen – einige Zuschauer waren nicht gut auf den früheren Düsseldorfer (2015/16)  zu sprechen. Demirbay fand klare Worte: „Ich muss sagen, dass ich mich darauf gefreut hatte, wieder vor den Fans zu spielen, aber jetzt sage ich: Die Fans haben keinen Respekt mehr vor den Spielern. Wenn ich damals nicht einen großen Teil dazu beigetragen hätte, wäre der Verein abgestiegen.“ (ckr)

Volland vermied es, seine Topleistung herauszustellen, auf Nachfrage stellte er die Mannschaft ins Rampenlicht: „Wir haben eine unglaubliche Qualität auf dem Platz. Und dann ist es für Düsseldorf schwer, uns zu verteidigen, wenn wir heiß laufen – egal wer da kommt.“ In der 34. Minute war es ein schnell ausgeführter Freistoß von Kerem Demirbay und ein wuchtiger Drehschuss von Charles Aránguiz, der Fortunas Defensive sezierte. Nach der Überprüfung auf ein mögliches Handspiel des Chilenen durch den Videoassistenten wurde das zwischenzeitliche 2:0 auch anerkannt.

Kritik an Schluss-Viertelstunde

In der zweiten Hälfte verwaltete Leverkusen die klare Führung. „Reif“ war die Leistung nach Vollands Ansicht. Erst in der Schluss-Viertelstunde wurde aus dem Verwalten ein Vernachlässigen. „Da habe ich mich geärgert. Da haben wir nicht den Ball laufen lassen, da sind wir mit dem Ball gelaufen. Und das dürfen wir nicht machen“, kritisierte Bosz. Torhüter Lukas Hradecky, der noch das 1:3 durch Alfredo Morales hinnehmen musste (81.), meinte: „Da kommen noch einige gefährlichere Mannschaften. 75 Minuten reichen nicht.“ Auf 90 Prozent bezifferte Volland den aktuellen Leistungsstand von Bayer 04 Leverkusen, etwas Luft nach oben sei noch. Die verbleibenden zehn Prozent könnte man mit Bosz noch erreichen, glaubt Volland: „Es macht riesig Spaß, er fordert uns immer wieder neu im Training.“ Auch diese Aussage wird Bosz gerne hören.

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