Bayern laut Bosz „machbar“Bayer 04 voller Selbstvertrauen ins Geister-Finale

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Peter Bosz auf der virtuellen Pressekonferenz, im Hintergrund das Berliner Olympiastadion

Berlin/Leverkusen – Zumindest der Anfang der Reise ließ Pokalstimmung aufkommen. Als sich die Profis von Bayer 04 am Freitagvormittag im Mannschaftsbus von der Bay-Arena in Richtung Flughafen Köln/Bonn aufmachten, wurden sie von über 1000 Leverkusener Fans gefeiert. Mit Fahnen und Bengalos bildeten die Anhänger ein Spalier auf der Bismarckstraße. Mit den Corona-Schutzvorschriften nahmen es die meisten Fans nicht so genau, als sie ihr Team anfeuerten. Dennoch blickten die Spieler, die ordnungsgemäß maskiert hintereinander im Bus saßen, glücklich aus den Fenstern auf das in diesen Zeiten ungewohnte Spektakel, von Geschäftsführer Rudi Völler gab es ein Daumen hoch.

„In diesem Moment hat man dann gemerkt, um was es geht“, sagte Lars Bender am Nachmittag, knapp 30 Stunden vor dem Anpfiff des Endspiels gegen den FC Bayern am Samstag (20 Uhr/ARD und Sky) im leeren Berliner Olympiastadion. Vielleicht ein hilfreicher Motivationsschub auf dem Weg zur ersehnten Überraschung?

Eine niederländische Tradition

Für den Kapitän, der nach mehrwöchiger Fußverletzung am abschließenden Liga-Spiel gegen Mainz zu seinem Comeback kam, ist es das erste Pokalfinale. „Wir gehen mit großen Ambitionen ins Spiel. Man spielt, um etwas zu gewinnen. So gehen wir das an“, sagte der 31-Jährige. Bei Leverkusens letztem Titelgewinn 1993 war Bender gerade vier Jahre alt. „Das merkt man im ganzen Verein. Es gab danach viele Finalspiele, in denen Leverkusen als Verlierer vom Platz gegangen ist. Man lechzt nach einem Titel. Und für uns bietet sich diese Chance nicht jedes Jahr“, sagte Bender. Die Ruhe und Übersicht des Rechtsverteidigers hatte Bayer 04 auf der Zielgeraden der Bundesliga gefehlt, als Bayer 04 die Champions League verspielte. Deshalb ist Peter Bosz froh, dass sein verlängerter Arm wieder auf dem Rasen steht. Verzichten muss der Trainer nur auf den angeschlagenen Daley Sinkgraven und den erfolgreich am verletzten Kreuzband operierten Paulinho – der Brasilianer wird wohl sechs Monate ausfallen. Bosz versprach ein offensives Auftreten gegen die Bayern, „dazu passen unsere Spieler am besten“.

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Der 56-Jährige möchte in Berlin eine niederländische Tradition fortführen. Jeder seiner drei Landsmänner, die als Trainer im Pokalfinale standen, durfte am Ende auch die 52 Zentimeter große und 5,7 Kilogramm schwere Trophäe in die Höhe strecken: Rinus Michels 1983 mit dem 1. FC Köln, Huub Stevens 2001 und 2002 mit dem FC Schalke 04 und Louis van Gaal 2010 mit dem FC Bayern. „Dann müssen wir ja nicht mehr spielen“, scherzte Bosz kurz vor Beginn der Pressekonferenz, später fügte er mit Überzeugung an: „Die Trainer sind in Holland große Namen. Es wäre super, wenn mein Name auch in dieser Reihe stehen würde.“

„Neue Lebenserfahrung“ für Manuel Neuer

Zwei Plätze neben Bosz saß Manuel Neuer auf der Bühne. Der viermalige Welttorhüter und Kapitän des FC Bayern hat alleine mehr Titel gewonnen als ganze Generationen von Leverkusener Profis, darunter fünfmal den DFB-Pokal. Am Samstag wird er sein siebtes Endspiel in Berlin absolvieren. Aufgrund der Corona-Maßnahmen taugen frühere Finals nur bedingt als Hilfestellung: „Das wird auch für mich eine Lebenserfahrung sein.“ Ein Satz, den Neuer wohl nicht mehr oft vor einem Fußballspiel sagen wird. Doch auf sieges-satte Bayern hätte Leverkusen ohnehin nicht hoffen können, das machten die beeindruckenden Auftritte des Teams von Hansi Flick in den vergangenen Wochen klar, als die Meisterschaft längst entschieden war.

Eine besonders große Ehrfurcht vor dem Rekordpokalsieger ließ Bayer-Trainer Bosz dennoch nicht erkennen. Auf die Frage, wie München als Endspielgegner klinge, entgegnete Bosz gewohnt trocken: „Machbar.“

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