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Blamage in der Bay-ArenaPlanlose Leverkusener unterliegen Aufsteiger Bielefeld

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Leverkusens Nationalspieler Jonathan Tah

Leverkusen – Eine Sequenz der Nachspielzeit an der linken Eckfahne der Leverkusener Torauslinie stand sinnbildlich für den furchtbaren Sonntagnachmittag von Bayer 04. Bielefelds Sergio Cordova verteidigte den Ball intelligent und mit vollem Körpereinsatz. Der Aufsteiger wollte die 2:1 (1:0)-Führung gegen den selbsterklärten Champions-League-Aspiranten Leverkusen über die Zeit retten. Und was tat die Werkself? Sie leistete in Person von Wendell kopflos Unterstützung. Zunächst trat der Brasilianer Cordova von hinten plump in die Beine, dann wischte er ihm mit der Hand durchs Gesicht. Bielefeld bekam zwei Freistöße, die sechsminütige Nachspielzeit plätscherte dahin und letztlich jubelten die Gäste über drei Punkte im Abstiegskampf. Zeitgleich verschwanden die Leverkusener mit hängenden Köpfen in die Kabine.

Das letzte verbleibende Saisonziel, die Champions League, ist erneut ein Stück weiter in die Ferne gerückt. Verdient hätte Bayer 04 die Königsklassen-Teilnahme nach den vergangenen Monaten ohnehin nicht. „Wir haben die Gegentore schlecht verteidigt. Zudem haben wir unsere Großchancen nicht genutzt. Das Spiel dürfen wir niemals verlieren. Deswegen bin ich sehr sauer“, so Trainer Peter Bosz nach der neunten Pflichtspiel-Niederlage des Jahres.

Wirtz zurück im Kader

Weil der Niederländer nach dem Ausscheiden in DFB-Pokal und Europa League keine Rücksicht mehr auf ein Einteilen von Kräften nehmen muss, hatte er seine Startelf im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach nicht verändert. Nur die Wechsel-Alternativen waren namhafter: Leon Bailey kehrte nach Gelbsperre zurück auf die Bank, Florian Wirtz nach auskurierter Corona-Infektion.

Alles zum Thema Florian Wirtz

Bielefelds Spielidee war so einfach wie erwartbar: Im Mittelfeld aggressiv auf Ballgewinne pressen und dann gradlinig den Weg in die Spitze suchen. Entweder flach auf die schnellen Christian Gebauer, Doan Ritsu und Masaya Okugawa oder hoch auf den kantigen Fabian Klos. Hätte Leverkusen also zu alter Kombinationsstärke zurückgefunden, hätte die Werkself Bielefeld seiner Waffen beraubt. Doch mit einer Ausnahme, einer Großchance, die Nadiem Amiri recht kläglich vergab (7.), spielte Bayer 04 den Gästen genau in die Karten. Leverkusen beging Fehler, die Bielefeld den Weg zu Angriffen ebneten. Und der Aufsteiger bestrafte schon die erste Nachlässigkeit eiskalt.

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Nach 18 Minuten verloren die Leverkusener zwei Zweikämpfe im Mittelfeld, rechts war plötzlich viel Platz für Gebauer. Doan lief an den Fünfmeterraum, vorbei an Edmond Tapsoba, und drückte die Hereingabe zum 1:0 unter die Latte. Bielefeld hätte sogar nachlegen können, die Kombinationen von Bayer 04 blieben langsam und fehlerbehaftet. Im Abschluss lief es nicht besser, auch die zweite gewaltige Möglichkeit konnte nicht genutzt werden. Tapsoba war mit aufgerückt und hatte Demarai Gray per Kopf in Szene gesetzt. Doch der Winter-Zugang scheiterte am herausragend parierenden Arminia-Schlussmann Stefan Ortega.

Systemwechsel in der Halbzeit

Trainer Bosz wechselte in der Pause Personal und System, jeweils offensiv. Lucas Alario und Bailey kamen für die schwachen Kerem Demirbay und Gray. Zwischen den vier Verteidigern und nun vier Stürmern sollten Charles Aránguiz und Nadiem Amiri für etwas Zusammenhang sorgen. Ein Ritt auf der Rasierklinge, denn Leverkusens Patzer wurden nicht seltener, Bielefelds Räume dafür größer. So wie in der 57. Minute, als Wendell einen katastrophalen Pass in die Füße der Gäste-Abwehr spielte. Wenige Sekunden und ein gutes Zuspiel später standen zwei Bielefelder alleine vor Bayer-Keeper Lennart Grill im Strafraum – Masaya Okugawa schob ein zum 2:0. Erst nach der Einwechslung von Jungstar Wirtz kam etwas Bewegung in den prominent besetzen Leverkusener Sturm. Doch mehr als ein Abstauber-Tor von Patrik Schick (85.) ließ die konzentrierte und vielbeinige Bielefelder Abwehr nicht zu.

Er könne sich den Leistungsunterschied zum effektiven 1:0 in Gladbach am vergangenen Wochenende nicht erklären, gestand Trainer Bosz, der sich in seinen Ausführungen zwischen Ärger, Ratlosigkeit und Ernüchterung bewegte.

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