Champions LeagueBrügge ist für Bayer kein Gegner zur Schmerzlinderung

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Brügge-Star Andrey Yaremchuk (Mitte) beim Abschlusstraining

Leverkusen/Brügge – Als die Mannschaft, Trainer und Klubführung am 7. Mai im nordbadischen Sinsheim in kollektiven Jubel ausbrachen, da riefen alle immer wieder: Champions League, Champions League! Bayer 04 Leverkusen hatte nach zwei Jahren Abstinenz die Rückkehr in die Königsklasse perfekt gemacht. Und es sollte, so waren sich alle sicher, Anfang September ein Feiertag werden, wenn die Gruppenphase beginnt.

Genau vier Monate später ist daraus ein Krisenereignis geworden. Die Werkself fuhr am Dienstag nach einem völlig missratenen Saisonstart mit fünf Niederlagen aus sechs Spielen in ihrem Bus ins schöne Westflandern, um sich dort vom Jammer in der Heimat abzulenken. Das Spiel gegen den belgischen Meister FC Brügge (Sonntag, 21 Uhr/DAZN) umgibt wenig Glanz. Den 4:2-Sieg über die TSG Hoffenheim haben alle schon wieder vergessen. Stattdessen ist das 2:3 gegen den SC Freiburg vom vergangenen Samstag in Erinnerung. Ein weiteres verschenktes Spiel und die relative Sprachlosigkeit der sportlichen Führung, die sich nicht erklären konnte, warum ihr Team nach dem 3:0-Sieg in Mainz in den Selbstzerstörungsmodus zurückgefunden hat.

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Klubchef Fernando Varro und Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes haben Trainer Gerardo Seoane unisono das Vertrauen ausgesprochen. „Er hat unsere volle Rückendeckung und unser Vertrauen“, sagte Rolfes. Das soll ungeachtet der Ergebnisse der Spiele in Brügge und am Samstag in Berlin gelten. Trotzdem braucht Seoane schnell Siege in allen beiden Wettbewerben, in denen Bayer 04 nach dem peinlichen Pokal-Aus in Elversberg noch verblieben ist. Der FC Brügge scheint genau die Art von Gegner, die dafür taugt.

Das könnte jedoch täuschen. Die Belgier haben sechs der ersten acht Saisonspiele gewonnen. Und ihre Personalplanung in diesem Transfersommer war spektakulär. Jungstar Charles De Ketelaere (21) ging für 32 Millionen Euro zum AC Mailand, Stanley Nsoki für zwölf Millionen an die TSG Hoffenheim. Dafür wurden der Nigerianer Raphael Onyedika (für zehn Millionen vom FC Midtiylland) und der ukrainische Star Roman Jaremtschuk (für 16 Millionen von Benfica Lissabon) verpflichtet. Auch Herthas Ex-Kapitän Dedryck Boyata kam. Eine direkte Verbindung zwischen Brügge und Bayer 04 hatte ein Jahr zuvor der Transfer von Odilon Kossounou geschaffen, für den Bayer 04 mehr als 20 Millionen Euro nach Westflandern überwies.

Die Champions League ist für Bayer 04 allerdings kein Aufbauwettbewerb mit Freizeitcharakter. In einer Gruppe mit Atletico Madrid und dem FC Porto ist man in den Spielen gegen den vermeintlichen belgischen Außenseiter zum Siegen verdammt, um die Gruppenphase der Königsklasse zu überstehen. Hoffnung macht vor allem das Debüt des Last-Minute-Transfers Callum Hudson-Odoi, der nach seiner Einwechslung gegen Freiburg das 2:2 von Patrik Schick vorbereitete. „Ich wusste, wie man ihn anspielen muss“, sagte der 21-Jährige Engländer, „ich habe Patrik schon beobachtet, als ich noch gar nicht hier war.“ Eine Wiederholung im Jan Breydel-Stadion kann nicht schaden.

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