Einstiges Supertalent des 1. FC KölnWeiser ist bei Bayer 04 aufs Abstellgleis geraten

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Mitchell Weiser hat in Leverkusen keine Perspektive mehr.

  • Mitchell Weiser stammt aus der Jugend des 1. FC Köln. Schon im Alter von elf Jahren schloss er sich dem Verein an.
  • Inzwischen spielt das einstige Supertalent der Kölner für den Lokalrivalen Bayer 04 Leverkusen, zuvor war er unter anderem in München und Berlin.
  • Beim Werksklub spielt der Verteidiger unter Trainer Peter Bosz inzwischen keine Rolle mehr.

Leverkusen – Die Geschichte des begabten Fußballers Mitchell Weiser geht jetzt schon ins zehnte Jahr. So lange schon gilt er als Talent. Die Bilder von der U-17-Weltmeisterschaft in Chile riefen den meisten Fans im Rheinland erst ins Bewusstsein: Hey, der ist gut. Und der spielt für den 1. FC Köln! Der dünne Teenager wirbelte auf den Außenpositionen die gegnerischen Reihen durcheinander, bestach mit Schnelligkeit und Abschlussqualität. Deutschland wurde WM-Dritter und der Weltverband wählte den Sohn des ehemaligen FC-Profis Patrick Weiser in die All-Star-Mannschaft des Turniers.

Es war damals nicht vorhersehbar, dass Mitchell Weiser bis zum heutigen Tag nur ein Spiel für den Klub absolvierte, in den er als D-Jugendlicher im Alter von elf Jahren eintrat. Am 25. Februar 2012 stand er bei der 0:2-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen 90 Minuten lang im Trikot des 1. FC Köln auf dem Platz. Kurz danach wurde bekannt, dass der 17-Jährige zum FC Bayern München wechseln wird. Seiner Beliebtheit in Köln hat das geschadet.

Weiser in Leverkusen nicht mehr gefragt

Achteinhalb Jahre und vier Stationen später steht Mitchell Weiser bei Bayer 04 Leverkusen mit einem gut dotierten und noch bis Juni 2023 laufenden Vertrag auf dem Abstellgleis. Bis vergangenes Wochenende galt der 26-Jährige auf seiner Position des Rechtsverteidigers als Nummer drei. Als Rechtsverteidiger Lars Bender in der 90. Minute ausgewechselt wurde, betrat für ihn der nominelle Innenverteidiger Aleksandar Dragovic das Feld.

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Weiser war, wie sechs Tage zuvor beim Saisonauftakt in Wolfsburg, nicht einmal im Kader. Jetzt kommt auch noch der von Atlético Madrid verpflichtete Kolumbianer Santiago Arias als Konkurrent hinzu. Weiser ist in Leverkusen nur noch Rechtsverteidiger Nummer vier. Trainer Peter Bosz sagte professionell freundlich: „Mitch ist Teil des Kaders, und er hat seine Qualitäten.“ Aber die Botschaft war deutlich: Diese Qualitäten sind bei Bayer 04 nicht mehr gefragt.

Defizite in der Defensivarbeit

Offenbar ist man zu dem Schluss gekommen, dass die bekannten defensiven Defizite aus dem Spiel des Außenspielers nicht mehr verschwinden werden. In sehr offensiven Systemen, wenn er vor allem nach vorne denken kann, sieht Weiser mit seiner Technik und Schnelligkeit dagegen gut aus. So hat er es unter Pep Guardiola in der Saison 2014/15 auf immerhin 13 Einsätze gebracht, ehe er zu Hertha BSC (2015 bis 2018) wechselte.

Auf allen seinen Stationen, auch bei der sechsmonatigen Leihe zum 1. FC Kaiserslautern (2012/2013), wurde Weisers Talent sichtbar. Aber nirgendwo hat der U-21-Europameister von 2017 – Torschütze im Finale beim 1:0-Sieg gegen Spanien – das Versprechen seines Talentes nachhaltig einlösen können. Diese Situation hat vor der Schließung des Transferfensters am 5. Oktober zu Spekulationen darüber geführt, ob es nicht ein Wiedersehen geben würde mit dem 1. FC Köln, der einen gestandenen Rechtsverteidiger gut gebrauchen könnte.

Wechsel nach Köln bisher kein Thema

Nach Informationen dieser Zeitung hat es bisher keine Kontaktaufnahme zwischen den Klubs in dieser Sache gegeben. Bayer 04 wäre bereit, Weiser unter den in solchen Fällen üblichen Bedingungen ziehen zu lassen. Das Problem in der von Leihgeschäften geprägten Corona-Saison ist, dass Vereine, die einen Spieler brauchen können, der bei einem größeren Klub ins Abseits geraten ist, dessen Gehalt nicht einmal im Ansatz zu bezahlen imstande sind. Deshalb ist es noch üblicher als zuvor schon geworden, dass die abgebenden Klubs immer einen ansehnlichen Teil der Gage übernehmen.

Mitchell Weiser ist nicht der einzige einst hoch gehandelte Profi, der im Kader von Bayer 04 keine Perspektive mehr hat. Den Verteidigern Tin Jedvaj (Kroatien/Vertrag bis 2023) und Panos Retsos (Griechenland/Vertrag bis 2022), die in ihren Nationalmannschaften im Hinblick auf die EM 2021 eine Rolle spielen wollen, geht es genauso.

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Dazu kommt Mittelstürmer Joel Pohjanpalo (Finnland/Vertrag bis 2022), für den es vor allem in der zweiten Bundesliga einen Markt gibt. Aber in allen Fällen wird die Entscheidung über einen Klubwechsel erst kurz vor Transferschluss fallen, denn der Markt in Corona-Zeiten funktioniert nach Gesetzen, die noch niemand so richtig versteht. 

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