Interview mit GeschäftsführerRudi Völler kritisiert Fehler und falsche Entscheidungen

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Rudi Völler, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen

  • Bayer 04 Leverkusen steckt nach drei Niederlagen in Folge in der Krise, die Qualifikation für die Europa League ist in Gefahr.
  • Geschäftsführer Rudi Völler nimmt im Interview Trainer Peter Bosz in Schutz und die Mannschaft in die Pflicht.

Leverkusen – Herr Völler, nachdrei Niederlagen in Folge mit 4:11 Toren ist aus Bayer 04 Leverkusen ein Klub geworden, der alle Ziele zu verspielen droht. Besteht die Gefahr, dass das Projekt Offensivfußball unter Trainer Peter Bosz schweren Schaden nimmt?

Es ist klar, dass die Ergebnisse nicht gestimmt haben und  wir dafür zu Recht kritisiert werden. Aber es hätten alle drei Spiele, auch das 1:4 in Hoffenheim, in eine andere Richtung gehen können. Dass wir sie verloren haben, war für mich keine Frage der Strategie, sondern eine Folge von individuellen Fehlern. Es waren immer Fehler oder falsche Entscheidungen, die zu den Niederlagen geführt haben. Damit meine ich nicht nur die Abwehr. Wir erzielen nicht genügend Tore. Obwohl wir immer mindestens ein Törchen gemacht haben, waren es gemessen an der Anzahl der Chancen und der Qualität unserer Offensivspieler viel zu wenige. Da waren Bremen, Hoffenheim und Leipzig effizienter. Das ist der Hauptkritikpunkt.

Ist es nicht eine Frage der individuellen Qualität, wenn immer wieder individuelle Fehler passieren, durch die solche Spiele spektakulär verloren gehen?

Das ist sicherlich eine berechtigte Frage. Wir machen im Moment einfach zu viele solcher Fehler. Wir werden das analysieren und am Ende der Saison unsere Schlüsse daraus ziehen, so wie es alle anderen Vereine auch tun. Wir haben auch schon Ideen, was wir tun können.

Peter Bosz hat als Trainer in Dortmund nach einer starken Anfangsphase einen Einbruch erlebt. Ähnliches passiert mit den Ergebnissen derzeit...

Das ist das System, das wir wollen und das auch zur Mannschaft passt. Wir wollen diesen Fußball sehen. Die Ergebnisse haben nicht gestimmt, und wir müssen uns der Kritik stellen, aber an unserer Strategie wird sich nichts ändern. Die Art und Weise, wie wir es machen, ist prinzipiell gut.

Wenn Sie die Gegentore gegen Leipzig sehen: Das waren keine System-Gegentore. Das war vor allem ein Freistoß und ein schlecht verteidigter Angriff und dann ein unberechtigter Elfmeter. Das haben ja sogar die Leipziger so gesehen, aber wir werden diesen Weg weitergehen.

Gilt das auch für den Fall, dass Sie das Saisonziel Europapokal verpassen sollten?

Ich bin überzeugt davon, dass wir bei sechs ausstehenden Spielen die Qualifikation für die Europa League noch schaffen können. Ich habe ja schon, als alle noch von der Champions League sprachen, gesagt, dass das schwer genug wird. Es ist diesmal im vorderen Drittel kein Schneckenrennen wie im vergangenen Jahr. Die Mannschaften dort haben alle richtig Qualität. Aber wir haben noch Chancen, das Ziel zu erreichen.

Wäre die Planung für die kommende Saison davon abhängig, dass Sie im internationalen Wettbewerb mitspielen?

Wir haben in den vergangenen  Jahren sehr gut gewirtschaftet und Transferüberschüsse erzielt. Unsere Planung ist davon nicht abhängig. Aber unser Anspruch ist und bleibt natürlich, international zu spielen.

Sie haben trotz guter Umfragewerte zuletzt ausgeschlossen, nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zu werden. Können Sie Ihre Haltung noch einmal genauer erklären?

Ich weiß es zu schätzen, dass mir viele Menschen dieses Amt zutrauen würden. Doch solch eine sportpolitische Funktion kommt für mich nicht infrage. Ganz unabhängig davon, dass die letzten drei Präsidenten ja alle mehr oder weniger aus dem Amt gejagt wurden. Für mich war das aber gar keine Frage der Personen, sondern eine Frage des Amtes.  Deshalb müssen sich auch die Strukturen ändern, bevor man überhaupt über Personen diskutieren kann.

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