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Joel PohjanpaloWarum die Mitspieler den neuen Bayer-Knipser nur noch „Danger“ nennen

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Joel Pohjanpalo

Der dreifache Torschütze Joel Pohjanpalo lässst sich von seinen Mitspielern feiern.

Leverkusen – Natürlich war er nicht der Erste, der sich an diesem Nachmittag des naheliegenden Wortspiels bediente, doch aus Joel Pohjanpalos Mund klang’s umso charmanter. „I had a good finish“, fasste der finnische Stürmer grinsend zusammen, nachdem er kurz zuvor mit seinen drei Toren in der höchst spektakulären Schlussphase den 3:1 (0:0)-Heimsieg für Bayer 04 Leverkusen über den Hamburger SV quasi im Alleingang sichergestellt hatte.

Der Mann, der am Dienstag 22 Jahre alt wird, hat gut lachen. Aktuell steht er zwar mit gerade mal 39 Einsatzminuten, 19 Ballkontakten und vier Torschüssen in der Fußball-Bundesliga zu Buche – aber eben auch mit vier Toren. Schon zum Auftakt beim 1:2 in Gladbach hatte er Sekunden nach seiner Einwechslung für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt, diesmal fabrizierte er binnen einer Viertelstunde einen lupenreinen Hattrick.

Es war keine Premiere in seiner noch jungen Profilaufbahn – bereits als Siebzehnjähriger hatte er anno 2012 für seinen damaligen Verein HJK Helsinki gegen IFK Mariehamn drei Tore zum 3:1-Sieg erzielt und dafür sogar nur zwei Minuten und 42 Sekunden benötigt. Und doch bezeichnete er den soeben erlebten Gänsehaut-Moment, als er vor der BayArena-Nordtribüne von den einheimischen Fans enthusiastisch gefeiert worden war, als „absoluten Höhepunkt“ seiner Karriere.

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Wahrscheinlich, weil er sich erst in diesem Augenblick so richtig angekommen fühlte in Leverkusen, wo er ja eigentlich schon seit drei Jahren unter Vertrag steht. Vom einstigen Bayer-Profi und -Teamchef Sami Hyypiä empfohlen, hatte sich der Werksklub bereits 2013 die Option auf den talentierten Angreifer gesichert, ihn aber erstmal zum VfR Aalen und in den vergangenen beiden Spielzeiten an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen.

In 77 Zweitligaspielen kam er auf insgesamt 18 Treffer, in der vorigen Spielzeit reichte es in 1300 Minuten sogar nur zu zwei Törchen. Zeitweilig – so erzählte man sich spöttisch in Düsseldorf – soll er weitaus häufiger Kumpels in Kneipen als das Fußballtor getroffen haben; negativer Höhepunkt in dieser Phase war, als er Anfang März bei einem nächtlichen Streifzug durch die Altstadt erwischt und daraufhin von der Fortuna für eine Woche suspendiert wurde.

Die Dinge liefen also nicht allzu gut für Pohjanpalo, doch die Wende kam im Sommer. Der junge Finne absolvierte erstmals ein Trainingslager mit der Werkself und empfahl sich im Salzburger Land auch mit einer guten Performance, sodass sich die Klubführung und Cheftrainer Roger Schmidt – auch mit Blick auf die nahezu chronischen Verletzungsprobleme von Offensiv-Altmeister Stefan Kießling – dazu entschlossen, den Skandinavier einstweilen im Kader zu behalten, anstatt ihn abermals auszuleihen.

Der Mann, den die Kollegen in Anlehnung an den Protagonisten aus dem Film „Fack ju Göhte“ und wegen seiner frappierenden Ähnlichkeit mit Schauspieler Max von der Groeben seit den Tagen in Zell am See nur noch „Danger“ rufen, rechtfertigt diesen Spitznamen auch mit seiner außergewöhnlichen Torgefahr. „Im Strafraum wird der zum Killer“, beschrieb Bernd Leno am Samstag die Eiseskälte des Skandinaviers in solchen Szenen. Der Bayer-Keeper selbst war dem Finnen am Ende des Tages zu besonderem Dank verpflichtet. Ausgerechnet an dem Tag, an dem seine Vertragsverlängerung mit Bayer bis zum Jahr 2020 bekannt gegeben worden war, drohte der Schlussmann ob seines Fehlers vor dem 0:1 zum Match-Loser zu werden.

Doch dann gab’s ja noch dieses unglaublich starke Finish.

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