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Kommentar zu Bayer 04Die Einigung mit Peter Bosz ist vollständig logisch

Lesezeit 2 Minuten
PBosz

Peter Bosz führte die Werkself auf Anhieb von Platz neun aus in die Champions League.

  • Zwischen Bayer 04 und dem Trainer passt so viel zusammen, dass alles andere sehr überraschend gewesen wäre.
  • Peter Bosz überzeugt, selbst wenn seine Idee vom Fußball immer wieder scheitert.
  • Hätte der Verein dem Trainer weitere Zugeständnisse machen können, hätte Bosz wohl langfristiger unterschrieben.

Köln – Es gibt auf den ersten Blick nicht viele Entscheidungen in der Fußball-Bundesliga, die logischer waren als die Vertragsverlängerung von Trainer Peter Bosz bei Bayer 04 Leverkusen. In der Vorstellung beider Seiten von Fußball passt grundsätzlich so viel zusammen, dass alles andere sehr überraschend gewesen wäre. Bosz und Bayer 04 unterscheiden sich von vielen Organisationen im deutschen Profi-Fußball dadurch, dass der Weg zu einem Ergebnis fast so wichtig ist wie das Ergebnis selbst. Und da der Weg des offensiven Fußballs, dessen Gedanke mit dem Ballbesitz beginnt, der schwerere ist, anfälliger für Zerstörungsmechanismen des Gegners auf dem Platz und Kritik von außen, nötigt diese Einstellung Respekt ab, auch wenn es auf der Hand liegt, dass er nur mit außergewöhnlich guten und damit teuren Fußballern beschritten werden kann.

Bosz hat Eindruck hinterlassen

Dennoch war vorstellbar, dass die Verhandlungen auf der Zielgeraden noch scheitern. Peter Bosz hat, auch wenn sein Credo des Ballbesitzfußballs für Pragmatiker in schlechten Momenten wie Selbstzweck und Sturheit anmuten mag, Eindruck hinterlassen mit seiner Arbeit. Selbst wenn beim Werksklub das Scheitern oft spektakulärer ist als das Gelingen, ist es keinesfalls selbstverständlich, mit diesem Klub durch die Arbeit von knapp fünf Monaten die Champions League zu erreichen, wie es Bosz nach seinem Einstieg im Januar 2019 gelungen ist. Dasselbe scheint ein Jahr später wieder möglich, bei gleichzeitigem Überwintern in zwei Pokalwettbewerben. Man hätte als Klubbesitzer in der englischen Premier League schon auf die Idee kommen können, mit diesem ruhigen, mutigen und konsequenten Trainer etwas Neues starten zu wollen. Umso wichtiger war Bayer 04, dass die Tinte noch vor Beginn der Rückrunde getrocknet ist.

Die Laufzeit bis 2022 deutet an, dass sich Trainer und Klub in den meisten Punkten einig geworden sind. Bayer 04 hätte sich vielleicht sogar noch länger festgelegt, aber dazu hätte der Werksverein in der Kaderplanung womöglich Garantien abgeben müssen, die nur für Klubs möglich sind, die zu den ganz reichen in Europa gehören. Ein Trainer von Bayer 04 wird aber die besten Spieler immer irgendwann verlieren. Deshalb scheint diese Lösung vernünftig und für beide Seiten tragbar. Die Ankündigung des Trainers, dass er in Leverkusen womöglich seinen letzten Vertrag unterschreiben werde, gilt für dieses Arbeitspapier eher nicht.

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