Leverkusens Klub-IkonePeter Hermann, der König der Co-Trainer

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Peter Hermann als Dirigent auf dem Leverkusener Trainingsplatz

Leverkusen – Als die Sache besiegelt und die vorläufige Rückkehr nach Leverkusen perfekt war, sagte Geschäftsführer Rudi Völler zu Peter Hermann: „Du hast Robben und Ribéry trainiert, du bist vielleicht ein wenig verwöhnt. Aber wir haben hier auch Spieler, mit denen du Spaß haben wirst.“ Wenige Trainingseinheiten an der Seite des jungen Cheftrainers Hannes Wolf (39) haben ausgereicht, dass der begehrteste Assistenztrainer der Bundesliga-Geschichte das bestätigen kann:  „Das sind sehr gute Spieler hier mit viel Talent. Es macht viel Spaß mit ihnen, sie ziehen mit“, sagt Hermann, der auf dem Trainingsplatz mit 69 Jahren dasselbe Feuer versprüht wie eh und je.

Alter ist ihm ebenso gleichgültig wie Statussymbole, Rangordnungen oder Chef-Titel. Peter Hermann war immer der, der auf dem Platz mit dem Ball das maximale Talent aus den Spielern geschürft hat. Nach einer respektablen Profi-Karriere mit 216 Ligaspielen für Bayer 04 in der Zeit von 1976 bis 1984 begann Hermann 1989 mit seiner Berufung, zunächst als Assistent von Jürgen Gelsdorf. In den kommenden zwei Jahrzehnten kamen und gingen die Chefs, Hermann blieb. 2009 holte ihn dann Jupp Heynckes nach einem einjährigen Gastspiel aus Nürnberg zurück, und es begann eine der erfolgreichsten Partnerschaften der Bundesliga-Geschichte. 2013 gewannen beide zusammen in München das Triple inklusive Champions League, 2017 kehrten sie noch einmal zurück. 2019 wechselte Peter Hermann, der in der Zwischenzeit auch für Schalke 04, den Hamburger SV und als Co- von Friedhelm Funkel in Düsseldorf gearbeitet hatte, zum DFB als Assistenztrainer der U-18-Junioren. Weil der Nachwuchs-Spielbetrieb wegen Corona ausgesetzt ist,  hat er jetzt wieder Zeit für seinen Heimatklub. Bayer 04.

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Es ist kein Geheimnis, dass die Leverkusener ihr Urgestein gern für immer in der Bay-Arena behalten würden, als große Integrations- und Vertrauensfigur, wie sie der FC Bayern in Hermann Gerland hat. Aber so weit will Peter Hermann im Frühjahr 2021 nicht denken. „Wichtig sind nur diese Spiele bis Saisonende. Was danach kommt, werden wir sehen. Wir müssen Spiele gewinnen“, sagt er nach dem 2:1-Sieg gegen Schalke im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Vertrag mit dem DFB ruht derzeit nur. Und die Familie hat da auch noch ein Wort mitzureden. „Es war gut, dass wir alle – meine Frau, meine Kinder – bei meinem Geburtstag zusammensaßen, als die Anfrage kam“, erklärt Hermann, der am 22. März 69 wurde, „dann konnten wir es zusammen entscheiden. Sie machen ja seit vielen Jahren alles mit.“

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Legendäre Loyalität

Peter Hermanns Loyalität zu seinen Cheftrainern ist ebenso legendär wie sein intensives Balltraining, das selbst im Kreis der Superstars beim FC Bayern nur Bewunderer hatte. Der Trainingsplatz ist der einzige Ort, an dem er gern laut wird. Abseits davon ist Hermann leise und demütig. Er weiß, dass auch Misserfolg zu diesem Geschäft gehört und nicht gegen die Qualität von Fußball-Lehrern sprechen muss. „Ich habe Peter Bosz einmal getroffen und wir hatten ein längeres Gespräch. Er ist ein sehr freundlicher Mensch mit viel Kompetenz“, sagt der 69-Jährige, „aber es bringt nichts, zurück zu schauen. Hannes Wolf ist ein hervorragender Trainer. Ich finde ihn sehr überzeugend. Ich hoffe, dass er mit seiner Arbeit langfristig Erfolg hat.“ 

Minimalziel Europa League

Der Auftrag, nicht nur erfolgreichen, sondern auch attraktiven Fußball zu zeigen, ist für Peter Hermann nicht neu. Er hat es nie anders gekannt: „Bayer 04 hat immer offensiven Fußball gespielt. Das war schon immer so, wir hatten nie Mannschaften, die hinten drin gestanden haben.“ Allerdings steht in den nächsten Spielen das Ergebnis über allem, denn Bayer 04 muss den sechste Tabellenplatz behaupten, um wenigstens das Minimumziel Europa League zu retten, ohne das der teure Kader nicht zu finanzieren ist. Man muss nicht pathetisch werden, um im Fall von Peter Hermann hier das Wort „Herzensangelegenheit“ zu benutzen. „Leverkusen war immer meine Heimat, auch wenn ich woanders gearbeitet habe“, sagt der König der Co-Trainer, „mein Haus steht hier, meine Familie lebt hier, ich kann mit dem Fahrrad zum Stadion fahren.“

Bei Bayer 04 hätte niemand etwas dagegen, wenn Peter Hermann das noch lange tun würde.

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