Abo

Nach dem DerbySchock für die Werkself: Schick und Bellarabi fallen aus

Lesezeit 3 Minuten
Schick Bayer

Patrik Schick (r.) und Karim Bellarabi

Leverkusen – Für die Stimme danach eignet sich der Kapitän besonders gut. Lukas Hradecky hat nach Fußballspielen wenig Lust, seine Gedanken diplomatisch zu verpacken. „Wir hatten gefühlt 1000 Konterchancen“, schnaubte der Torwart von Bayer 04 Leverkusen nach dem 2:2 gegen den 1. FC Köln und trauerte dem Sieg hinterher mit den Worten: „Es kotzt mich an.“ Zum dritten Mal innerhalb von acht Tagen hatte seine Mannschaft ein Spiel nicht gewonnen. Gegen den FC Bayern München (1:5) war sie in der ersten Halbzeit zusammengebrochen. Bei Betis Sevilla (1:1) hatte ein abgefälschter Schuss nach anfänglich ungenutzter Überlegenheit die Niederlage verhindert. Und im Rhein-Energie-Stadion war es atemberaubende Fahrlässigkeit im Auslassen größter Möglichkeiten, die dem Gegner den Weg zurück in dieses verloren geglaubte Spiel ermöglichte. Allein einem späten Gegentor von Union Berlin beim VfB Stuttgart (1:1) hatte es der Werksklub zu verdanken, dass er nicht aus seiner Saisonzielzone – Minimum Platz vier – rutschte.

Am Tag danach wurde der Schmerz durch zwei Diagnosen noch verstärkt. Patrik Schick, der mit acht Toren drittbeste Stürmer der Liga, fällt mit einem Bänderriss im linken Sprunggelenk ebenso bis Mitte November aus wie Karim Bellarabi, der sich einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zuzog. Das beträfe bis zur Länderspielpause vom 8. Bis 19. November vier Pflichtspiele, in denen beide Leverkusener Torschützen des Derbys ausfallen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Trainer Gerardo Seoane gab sich nach den Vorgängen in Köln gefasst, aber selbstkritisch. Die Vielzahl der vergebenen Torchancen in der ersten Halbzeit („das war fahrlässig“) war für ihn nur ein Grund des Punkteverlustes. Der andere: „Wir haben in der zweiten Halbzeit die Spielkontrolle verloren.“ Wie das geschehen konnte gegen ein Team, das mit dem Rücken zur Wand alles nach vorn warf und schließlich mit einfachsten Mitteln zum Erfolg kam, bedarf vor der nächsten Englischen Woche einer Aufarbeitung. Die Jugend vieler Stammspieler sollte als Erklärung alleine aber ebenso wenig gelten wie die Verletzungen, die Bayer 04 in diesem Spiel ereilten. Immerhin ist die Mannschaft auf jeder Position zumindest doppelt mit viel Talent besetzt.

Auf die Frage, warum die Kollegen so schludrig mit den Chancen umgegangen waren, konnte Hradecky keine fachliche Antwort geben: „Keine Ahnung, ich bin nur ein Torwart.“ Dafür ist das Trainer-Team um Gerardo Seoane zuständig. In Köln war die Spielkontrolle von Beginn an klar auf Reaktion und Fehlerbestrafung ausgelegt. Schon in der ersten Halbzeit hatte der FC fast 60 Prozent Ballbesitz, mit dem er allerdings wenig anfangen konnte. Spätestens nach dem Anschlusstor änderte sich das gewaltig. Sogar die simpelste Angriffsstrategie –weit und hoch nach vorn – genügte, um eine in Unordnung geratene Leverkusener Defensive in schwierige Situationen zu bringen. Und nicht einmal die Notwehr des Trainers, der auf Fünferkette umstellte und den dritten defensiven Mittelfeldspieler einwechselte, konnte daran etwas ändern.

Für eine Klassemannschaft mit dem Anspruch Champions-League-Teilnahme sind das viele Baustellen. Die Englischen Wochen bieten Gelegenheit, im Wettkampfmodus an ihnen zu arbeiten. Am Mittwochabend (18.30 Uhr, Bay-Arena) ist die Werkself in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Karlsruher SC klarer Favorit und kann Spielkontrolle üben. Am Samstag kommt nach der Trennung von Trainer Mark van Bommel der VfL Wolfsburg in einer bedenklichen Verfassung nach Leverkusen.

KStA abonnieren