Niederlage in FrankfurtBayers Spiel fehlen die elementarsten Eigenschaften

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Leverkusen in Frankfurt Amiri

Nadiem Amiri (l.) im Zweikampf mit Andre Silva

Frankfurt – Das Wichtigste zuerst Bayer 04 Leverkusen hat das letzte Spiel im alten und das erste im neuen Jahr verloren. Im Gegensatz zum 1:2 gegen den FC Bayern war das 1:2 bei Eintracht Frankfurt Folge einer enttäuschenden Leistung. Der Blick geht nach der ersten Auswärtsniederlage der Saison für Bayer 04 wieder verstärkt nach hinten auf Platz fünf.

Die Tore

Das Leverkusener 1:0 in der zehnten Minute war das früheste Tor, das je in einem Kalenderjahr der Fußball-Bundesliga fiel. Es wäre auch dann eines der schönsten gewesen, wenn es schon viele Tore am 2. Januar gegeben hätte. Florian Wirtz streichelte den Ball durch drei Frankfurter hindurch auf Nadiem Amiri, der sich an Durm vorbeischlängelte und den Ball mit dem Rücken zum Tor per Hacke durch die Beine von Torhüter Kevin Trapp einschoss.

Der Frankfurter Ausgleich in der 22. Minute fiel gegen eine stehende Bayer-Abwehr. Sow kam im Mittelkreis wundersam unbedrängt an den Ball, konnte in aller Ruhe in die Schnittstelle spielen, wo Amin Younes Amiri und Dragovic entwischte und alleine vor Hradecky einschoss. Der Hauptdarsteller in der Entstehung des 1:2 war in der 54. Minute Mitchell Weiser, der einen Seitenwechsel ganz falsch einschätzte, am Ball vorbeisprang und Kamada den Weg in den Strafraum freimachte. Da kam er dann natürlich auch zu spät, der Japaner knallte den Ball in den Fünfmeter-Raum, wo Edmond Tapsoba die Wahl hatte: Eigentor oder den Frankfurter hinter ihm einschießen lassen. Und so fiel das 1:2.

Das war gut

Das Führungstor, das in vielen Highlight-Videos zu sehen sein wird. Seine Wirkung auf die Mannschaft von Bayer 04 schien allerdings ein wenig zu berauschend. Man fühlte sich offenbar leicht und überlegen, das Leben gefiel ohne Arbeit. Gerade gegen Eintracht Frankfurt ein Trugschluss, für den man teuer bezahlen muss.

Das war schlecht

Abgesehen vom Tor alles, was bislang in dieser Saison gut war. Die Kompaktheit, ohne die ein Offensivsystem wie das von Peter Bosz nicht möglich ist, fehlte der Werkself völlig. Beide Tore fielen, als man mit zehn Feldspielern vor dem Gegner stand. Nach vorn entwickelte der Spitzenreiter des zwölften Spieltages weder Gefahr noch Druck. Die Außenstürmer waren abgemeldet, die Mittelstürmer auch. Die Defensive wirkte nach den vielen Ausfällen deutlich angeknockt. Alle Kreativität hat die Mannschaft in das 1:0 gepackt. Danach kam offensiv so gut wie nichts mehr. Die Einwechslungen sorgten nicht für Gefahrenmomente.

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Mann des Spiels

Amin Younes. Der einst in Mönchengladbach für ein Supertalent gehaltene Deutsch-Libanese, der 2017 fünf A-Länderspiele für den DFB absolvierte, hat sich nach seinem verunglückten Neapel-Abenteuer und vielen Tiefs in Frankfurt zu einem respektablen Bundesliga-Profi entwickelt. Beim 1:0 bewies der 27-Jährige Schnelligkeit und Coolness. Es war sein erstes Tor in der deutschen Eliteliga seit 2013. Ein Grund zum Feiern.

Moment des Spiels

Die Dreifach-Auswechslung von Peter Bosz in der 67. Minute. Damit dokumentierte der Bayer-Trainer, was er von der kollektiven Anstrengung seiner Mannschaft hielt. Die nicht Ausgewechselten verstanden, dass es fast alle hätte treffen können. Es passte allerdings zu diesem Tag, dass Weiser, Diaby und Wirtz gingen, Demirbay, Bellarabi und Alario kamen, aber nichts besser wurde.

Das sagen die Trainer

Adi Hütter (Eintracht Frankfurt): „Ein absolut verdienter Sieg. Wir hatten tolle Ballstafetten dabei, haben richtig gut verteidigt, die Balance hat gut funktioniert. Die Art und Weise hat mir imponiert. Wenn wir so spielen wie heute, sind wir in der Lage, einigen Mannschaften wehzutun. Wir sollten die Kirche nichtsdestotrotz im Dorf lassen.“

Peter Bosz (Bayer 04 Leverkusen): „Wir haben schlecht gespielt. Ich habe schon nach zehn Minuten gesehen, dass es nicht funktioniert. Wir haben bereits in der ersten Halbzeit etwas umgestellt, dann waren die Räume ein wenig besser besetzt. Aber Frankfurt hatte weiterhin die großen Chancen. Sie haben verdient gewonnen und hätten das Spiel schon früher für sich entscheiden müssen. Wir sind nur hinterher gelaufen. Nächste Woche werden wir es besser machen.“

Das sagen wir

Zwei Spiele haben gereicht, um aus dem Bayern-Jäger Bayer 04 Leverkusen einen Gejagten im Kampf um die Champions-League-Plätze zu machen. Alarmierender als die Niederlage in Frankfurt selbst war die Leistung des Teams, das elementare Eigenschaften vermissen ließ. Offenbar haben die vielen guten Ergebnisse des Herbstes und das Lob trotz der Bayern-Niederlage manche Spieler glauben lassen, der zwischenzeitliche Höhenflug sei Beweis für ihre herausragende Klasse, die am Ende schon den Unterschied machen werde. Der Unterschied in Frankfurt war, dass eine Mannschaft ihre Arbeit verrichtete und die andere nicht. Die vielen Ausfälle sind dafür weder Erklärung, noch Entschuldigung.  

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