OP am Sprunggelenk nötigSaison für Leverkusens Kevin Volland beendet

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Kevin Volland

Leverkusen – Es ist das Los eines Fußball-Profis, dass alles Sportliche ganz schnell zu Ende sein kann. Das Spiel, die Woche, der Monat, die ganze Saison. Im Fall von Kevin Volland hat es allerdings ein paar Tage gedauert, bis  der Verdacht einer schweren Verletzung zur Gewissheit wurde. 

Am  Donnerstagabend, direkt nach dem Foul des Porto-Kapitäns  Ivan Marcano, war in der Nachspielzeit des Hinspiels im Europa-League-Sechzehntelfinale schon das Schlimmste befürchtet worden. Volland konnte    das Spielfeld nur gestützt verlassen. Am Tag danach kam eine scheinbare Entwarnung. Am Wochenende folgte die bittere Diagnose Syndesmoseriss, die am Montag beim Münchner Spezialisten Professor Markus Walther  bestätigt wurde. Unmittelbar danach erfolgte  die Operation am Sprunggelenk.

"Entwarnung" nur für das Schienbein

Trainer Peter Bosz hatte am Sonntagabend nach dem 2:0-Sieg über den FC Augsburg noch nicht genau erklärt, wie es zu diesem medizinischen Widerspruch gekommen war. Die „Entwarnung“ nach MRT bezog sich nur auf das schmerzende linke Schienbein des Stürmers. Erst bei den Behandlungen in den Folgetagen stellte sich heraus, dass das Sprunggelenk betroffen war, speziell das Bändergeflecht der Syndesmose. Ein Riss hat erfahrungsgemäß eine Spielpause von bis zu drei Monaten zur Folge. Daher die Hochrechnung, dass Volland nur mit viel Glück ganz am Ende der Saison wieder eingreifen könnte. Die Bundesliga endet am 16. Mai, die nationale Saison mit dem DFB-Pokal-Finale am 23. Und Volland ist auch ein Kandidat für die deutsche Auswahl bei den Olympischen Spielen in Tokio (24. Juli bis 9. August). Selbst dieser Traum ist bedroht.

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Kapitän Lars Bender fasst die Auswirkungen für die Mannschaft in einem Satz zusammen: „Das ist natürlich bitter für uns.“ Volland war mit seiner Vielseitigkeit und Torgefährlichkeit die Konstante in einer Bayer-Offensive, die zu Leichtsinn und Chancenverschwendung neigt. Bis zu seinem Ausfall in der Nachspielzeit der Partie gegen Porto hatte der Ex-Nationalspieler eine überragende Leistung gezeigt, einen Elfmeter erwirkt und permanent Unruhe in der Verteidigung des Gegners verursacht.

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Ohne Volland muss Bayer 04 in nur sechs Tagen sozusagen um alle Saisonziele spielen. Am Donnerstag (18.55 Uhr, MEZ) tritt der Werksklub in Porto an, um sein 2:1 aus dem Hinspiel zu verteidigen. Am Sonntag (15.30 Uhr) ist er zum Bundesliga-Spitzenspiel bei RB Leipzig zu Gast. Und drei Tage später empfängt er Union Berlin im Viertelfinale des DFB-Pokals. Volland (9 Tore/9 Vorlagen) war bis zu seinem Ausfall an 18 von 38 Bundesliga-Treffern beteiligt gewesen. Seine Kollegen müssen sehr wahrscheinlich bis Saisonende auf diese Unterstützung verzichten.

Beim Pflichtsieg über Augsburg zeigte sich, wie es gehen könnte: Mit dem gestandenen Mittelstürmer Lucas Alario als Anker im Angriff, dem Sprinter Moussa Diaby auf dem linken Flügel, dem wieder gefährlichen Kai Havertz auf allen möglichen Positionen und Nadiem Amiri aus der Tiefe des Raumes. Etwa 45 Minuten lang, von der 25. bis zur 70. Minute, machte diese Formation extrem viel Druck auf einen tief stehenden Gegner und hätte mehr als nur zwei Tore (Diabi 25./Amiri 59.) erzielen müssen. Als Trainer Peter Bosz Kai Havertz und den ins defensive Mittelfeld aufgerückten Sven Bender nach rund 70 Minuten zur Schonung auswechselte, brach das Mittelfeld- und Angriffsspiel seiner Mannschaft total in sich zusammen. „Damit bin ich gar nicht einverstanden“, kritisierte er hinterher.

Der im Winter noch einmal für 35 Millionen Euro durch Exequiel Palacios (Mittelfeld) und Edmond Tapsoba (Abwehr) verstärkte Kader müsste aber über genügend Alternativen verfügen, um auch gute Gegner vor Probleme zu stellen. Gegen Augsburg saßen immerhin Leon Bailey und Paulinho auf der Bank, Ex-Nationalspieler Karim Bellarabi und Rekord-Transfer Kerem Demirbay wurden eingewechselt. Jede Position ist zumindest doppelt besetzt. Vollands Ausfall allein wird keine Entschuldigung sein.

Sichtbar ist der Aufschwung des Jung-Stars Kai Havertz, der seine Hinrunden-Krise mit großem Einsatz überwunden hat. Gegen Augsburg leitete er das 1:0 ein und traf mit einem Drehschuss die Latte. Erstmals war er in einem Bundesliga-Spiel mit der Kapitänsbinde am Arm aufgelaufen. „Das war ein gutes Gefühl“, sagte der 20-Jährige, „aber ich stehe vor allem auf dem Platz, um Fußball zu spielen und nicht, um die Binde zu tragen. Es war ein gutes Gefühl, aber die drei Punkte waren wichtiger.“

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