Rudi Völler„Bayern wird unter Nagelsmann in fünf Jahren mindestens viermal Meister“

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Rudi V.

Rudi Völler, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen

Leverkusen – Rudi Völler hat keine Lust mehr auf Spannung. In seiner Vorstellung sollen die wichtigsten Fragen der Fußball-Bundesliga schon am nächsten Wochenende beantwortet sein. Damit meint er nicht einmal den Titelkampf. „Man kann sich ja gar nicht mehr vorstellen, dass ein anderer Verein als Bayern München Meister wird“, sagt der Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Völler spielt nicht einmal so sehr auf die sieben Punkte Vorsprung an, die den Tabellenführer drei Spieltage vor Schluss vom Verfolger Leipzig trennen. Er meint das generell: „Das wird sich auch nicht ändern, wenn Julian Nagels-mann Trainer in München ist. Er hat da einen Fünfjahresvertrag unterschrieben. Und man kann gefahrlos darauf tippen, dass er in dieser Zeit mindestens viermal Meister wird.“

Völler treibt vielmehr das Schicksal seines eigenen Klubs um, dessen Kommandobrücke er in einem Jahr verlassen wird. Immerhin ist seit dem Ausgang der DFB-Pokal-Halbfinals so gut wie sicher, dass Platz sechs für den Einzug in die Europa League genügen wird, weil die Endspielteilnehmer Leipzig und Dortmund über die Liga für den Europapokal qualifiziert sind und der zusätzliche Platz des DFB-Pokal-Siegers der Liga zur Verfügung gestellt wird. Heißt: Plätze fünf und sechs qualifizieren für die Europa League, Platz sieben für die neue Conference League, in der sich Bayer 04 nicht so gern wiederfinden will.

„Wir wollen unbedingt am Samstag in Bremen gewinnen und da vielleicht schon alles klarmachen, unsere Konkurrenten haben auch schwere Aufgaben vor sich“, sagt Völler in Anspielung auf die herausfordernden Partien von Union Berlin (in Wolfsburg) und Borussia Mönchengladbach (beim FC Bayern). „Werder hat im Pokal gegen Dortmund sehr gut gekämpft“, lobt Völler seinen Ex-Klub, „aber wir wollen Platz sechs auf keinen Fall aus der Hand geben.“ Dass die Saison selbst bei Erreichen dieses „Minimalziels“ (Völler) immer noch weit von Wunscherfüllung entfernt wäre, ist bei Bayer 04 offizielle Sprachregelung.

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„Bis kurz vor Weihnachten war es sehr gut, danach ist es nicht mehr so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Völler und stellt dem Interimstrainer Hannes Wolf, der für Peter Bosz übernahm, ein einwandfreies Zeugnis aus: „Der Trainer macht es gut, auch wenn es am Anfang etwas holprig war, aber wenn man gewinnt, geht einem alles leichter von der Hand. Hannes Wolf steht für mutige Entscheidungen.“ Wie Klubchef Fernando Carro verbindet Völler das Lob nicht mit dem Automatismus einer Weiterbeschäftigung des aktuellen U-18-Bundestrainers über die Saison hinaus. Ausgeschlossen wird aber auch nichts. „Wir haben alle Antennen in alle Richtungen ausgefahren“, sagt der 60-Jährige Wenn ein Top-Trainer mit Vorliebe für Angriffsfußball verfügbar wäre, hätte man kein Problem damit, ihn zu holen.

Der von vielen Klub umworbene Erik ten Hag wird es wohl nicht werden. Er hat seinen Vertrag bei Ajax Amsterdam nach dem Gewinn des Meistertitels vorzeitig bis 2023 verlängert. Wolf selbst fügt sich klaglos und geschmeidig in diese diplomatische Linie. Wo immer er gefragt wird, bezeichnet er sich als einen glücklichen Fußball-Lehrer, der im Moment lebt und sich sicher zudem sein kann, in der kommenden Saison einen attraktiven Arbeitgeber zu haben.

Sein letztes Jahr als Entscheidungsträger bei Bayer 04 hätte Rudi Völler am liebsten auch in der Champions League verbracht. Aber er will auf seiner letzten Etappe dazu beitragen, dass der Anspruch dauerhaft bleibt: „In den letzten zehn Jahren waren wir sechsmal drin. Im vergangenen Jahr haben wir es knapp verpasst, und auch in dieser Saison wird es Stand jetzt sehr schwer. Das wäre schade, aber wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir arbeiten hart für den Erfolg. Das haben wir immer getan – mit allem, was wir haben. Und das wird auch so sein, wenn ich mal nicht mehr jeden Tag da bin.“

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