Sinkgraven ersetzt gesperrten WendellBayer 04 Leverkusens linke Hoffnung

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Daley Sinkgraven im Trainingslager in La Manga

  • Gute Außenverteidiger sind schwer zu finden im Fußball. Auch bei Bayer 04 Leverkusen herrscht Bedarf – gerade auf der linken Seite.
  • Trainer Peter Bosz schulte während seiner Zeit bei Ajax Amsterdam Daley Sinkgraven zu einem Linksverteidiger um.
  • Nun ist der niederländische Sommer-Zugang endlich fit. Und zum Rückrundenauftakt darf er spielen, denn Wendell fehlt gesperrt.

La Manga – Sperren sind ein heikles Thema bei Bayer 04 Leverkusen. Zunächst die beiden Roten Karten für Leon Bailey, jeweils nach Tätlichkeiten. Auch Neuzugang Exequiel Palacios muss nach in Argentinien begangenen Unbeherrschtheiten drei Spiele in der Bundesliga aussetzen. Lediglich ein Platzverweis, so könnte man es unterstellen, hat bei einem Leverkusener für keinen allzu großen Ärger gesorgt: die Gelb-Rote Karte gegen Wendell beim Hinrunden-Abschluss in Mainz (1:0). Daley Sinkgraven hat deshalb beim Rückrunden-Auftakt am 19. Januar in Paderborn (18 Uhr) keinen Konkurrenten auf der Linksverteidiger-Position. Und da Wendell seit Jahren die Leverkusener Außenverteidiger-Baustelle personifiziert, könnte endlich Sinkgravens Stunde geschlagen haben. „Da hoffe ich natürlich auf meine Chance. Danach liegt es bei mir. Ich muss meine Leistung bringen“, sagt der Niederländer, der im Sommer für fünf Millionen Euro von Ajax Amsterdam nach Leverkusen wechselte, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Viel Verletzungspech bei Sinkgraven

Beim niederländischen Spitzenklub war Sinkgraven Teil jener im Überfluss talentierten Mannschaft um Matthijs de Ligt und Frenkie de Jong, die 2017 unter Trainer Bosz bis ins Finale der Europa League kam, dort aber an Manchester United scheiterte. „Eine Super-Mischung“, erinnert sich der mittlerweile 24-Jährige. Das Endspiel erlebte Sinkgraven allerdings schon nicht mehr auf dem Feld mit, nachdem er sich im Viertelfinale beim Hinspiel gegen Schalke eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte. Fast eineinhalb Jahre  stand Sinkgraven nicht auf dem Platz.  Erst im Frühling 2019 kam er zurück, schied dann unglücklich im Halbfinale der Champions League gegen Tottenham aus, feierte aber immerhin mit Amsterdam das niederländische Double aus Meisterschaft und Pokal. De Ligt und de Jong wechselten im Sommer für viele Millionen zu Juventus Turin und dem FC Barcelona. Sinkgraven, nach den vielen Verletzungen kein Stammspieler mehr, erhörte den Ruf seines alten Lehrmeisters Bosz aus Leverkusen.

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Denn sein Landsmann hatte ihn einst von einem defensiven Mittelfeldspieler zum Linksverteidiger umgeschult. „Zuerst war ich etwas geschockt und habe mich cool gegeben. Von wegen: Ja klar, lass uns es versuchen. Doch es war gut, fürs Team und für mich“, erinnert sich Sinkgraven und fügt lachend an: „Ich bin froh, dass er es gemacht hat – hoffentlich ist er es auch.“ Konstant starke Außenverteidiger sind eine Rarität im Fußball, wie Bayer 04 aus eigener Erfahrung weiß. Mit Sinkgraven sollte im Sommer ein neuer Versuch unternommen werden, sich auf dieser Position zu verstärken. Doch wieder machte dem Niederländer der Körper ein Strich durch die Rechnung, diesmal durch eine Muskelverletzung im Oberschenkel. „Ein richtig beschissener Moment für mich, ich hatte mich gerade richtig wohl gefühlt“, sagt Sinkgraven. Neben der Reha verbrachte der Niederländer auch viel Zeit im Sprachunterricht. „Es ist noch schwierig, richtige deutsche Sätze zu bauen“, beschreibt der 24-Jährige den Lernerfolg. „Wenn der Trainer auf Deutsch in einem Meeting etwas erklärt, verstehe ich alles. Aber wenn die Jungs untereinander quatschen, dann schalte ich ab.“

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Wendell (vorne) fehlt in Paderborn gesperrt.

Nicht so auf dem Platz. In seiner nur kurzen Spielzeit deutete Sinkgraven an, dass er eine Lösung für hinten links sein könnte. Defensiv wirkte er weniger anfällig für grobe Aussetzer als Konkurrent Wendell, in Übersicht und Passspiel kam ihm seine Ausbildung als Sechser zugute. Sollte die Gesundheit mitmachen, wird der Konkurrenzkampf auf der Position endlich entfacht. „Das bringt alle weiter“, sagt Sinkgraven.

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