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Trainingslager-TagebuchKaprun und Zell am See – das Alpen-Paradies für Araber

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Arabische Touristen am Kitzsteinhorn

  • Bayer 04 Leverkusen bereitet sich im Trainingslager in Zell am See-Kaprun auf die neue Saison vor.
  • Im Sommer ist die Region fest in der Hand arabischer Touristen – bereits seit vielen Jahren. Wir erklären die Hintergründe.
  • Reporter Christian Krämer berichtet bis zum 21. Juli jeden Tag exklusiv aus dem Trainingslager – lesen Sie sämtliche Folgen, darunter auch ein Tagebuch, Interviews und Analysen, mit KStA PLUS.

Kaprun – Die Geschichte soll Ende der 1960er Jahre ihren Anfang genommen haben. Damals, so heißt es, habe der Emir von Abu Dhabi nach einem ausgiebigen Urlaub im Pongau gesagt: „Ich habe das Paradies gefunden.“

Heute, rund 50 Jahre später, ist in den Sommermonaten das benachbarte Pinzgau fest in arabischer Hand – vor allem in Kaprun und Zell am See sieht man sehr viele Touristen vom Persischen Golf. Man könnte die Region fast als Pilgerstätte bezeichnen – denn die Faszination ist teilweise religiös begründet: Die auch im Sommer schneebedeckten Berggipfel, die zahlreichen Seen, die grünen Täler – das alles ähnelt der Beschreibung des Paradieses im Koran.

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Gäste aus dem arabischen Raum hatten im gesamten Jahr 2018 laut Johanna Klammer von „Zell am See-Kaprun Tourismus“ einen rund 30-prozentigen Anteil an allen Übernachtungen (2,82 Millionen) in der Region – und sie kommen fast ausschließlich im Sommer. Für Gastwirte und Hoteliers ein lohnendes Geschäft: Arabische Gäste geben etwa doppelt so viel Geld aus wie deutsche, rund 250 Euro am Tag. Kein Wunder, dass es arabische Speisekarten und Infoflyer gibt und viele Hotels arabische Mitarbeiter beschäftigen. „Die Popularität der Region bei den Gästen aus dem arabischen Raum wurde zu Beginn besonders durch einige wenige Reiseveranstalter aus dem Nahen und Mittleren Osten gefördert, die ihre Begeisterung für Zell am See-Kaprun auf ihre Gäste übertrugen. Die Gäste sind seit Jahren immer schon zu uns gekommen, seit 2008/2009 ist der Anteil mehr geworden“, sagt Klammer.

Obwohl keine größeren Probleme bekannt sind, bleibt es ein Aufeinandertreffen der Kulturen. Trotz eines seit 2017 bestehenden Verbotes sieht man auf den Straßen viele vollverschleierte Frauen – streng durchgesetzt wird das Gesetz offenbar nicht.

Dem Zuspruch der arabischen Gäste geschadet hat das Verbot auch nicht, sie strömen weiter ins Salzburger Land – und entfliehen somit den Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius in der Heimat. „Die Stimmung bei den Hoteliers und auch der Bevölkerung vor Ort ist positiv“, sagt Klammer. Die Begeisterung der Touristen aus dem Morgenland beim Rutschen auf den Gletschern der Hohen Tauern ist greifbar – Schnee ist für sie nicht alltäglich.

Hin und wieder gibt es in „Silamsi“, Zell am See in arabischem Dialekt, aufgrund der interkulturellen Unterschiede allerdings sehr praktische Probleme. Mülltrennung ist kein klassisch arabisches Konzept, die Bedienung einer Spülmaschine ebenfalls nicht.

Und dann gibt es noch die Geschichte einer Wirtin aus Kaprun, die einst einer arabischen Familie ein Schaf klaute, um es vor der Schächtung zu retten. Die Touristen hatten es einem örtlichen Bauer abgekauft. Schließlich rückte die Polizei aus und brachte das Schaf seinem alten Besitzer zurück.

Doch solche Anekdoten sind die Ausnahme im arabischen Paradies im Salzburger Land.

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