Union-Manager verteidigt ProfiDFB ermittelt gegen Hübner nach Rassismus-Vorwurf

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Nadiem Amiri (rechts) ist außer sich vor Wut und will sich Unions Florian Hübner (links) vorknöpfen. 

Berlin/Leverkusen – Nadiem Amiri war nicht zu beruhigen, weder von Teamkollegen noch Betreuern. Immer wieder deutete der deutsche Nationalspieler von Bayer 04 Leverkusen mit dem Finger auf Florian Hübner, Amiri konnte nur mit Mühe von Union Berlins Verteidiger ferngehalten werden. Auslöser der Wut soll eine rassistische Beleidigung gewesen sein, von der Leverkusens Jonathan Tah im Anschluss an die 0:1-Pleite der Werkself in Berlin am Freitagabend berichtete.

Die Beschimpfung „Scheiß-Afghane“ war offenbar gefallen. Amiri soll nach dem Spiel aufgelöst in der Kabine gesessen haben. Tah nannte keinen Unioner beim Namen, doch im Laufe der Nacht wurde klar, dass Hübner der Beschuldigte war. „Das ist das Traurigste am gesamten Abend“, hatte Tah gesagt. „Ich hoffe, dass das Konsequenzen hat.“ Sollte es wirklich zu dieser rassistischen Beleidigung gekommen sein, wird es auch Folgen haben.

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Das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Samstag. Der Kontrollausschuss wird in Aktion treten. „Es besteht der Verdacht, dass der Berliner Spieler Florian Hübner seinen Leverkusener Gegenspieler Nadiem Amiri, dessen Eltern aus Afghanistan stammen, rassistisch beleidigt haben könnte“, teilte der DFB mit. Anfang der Woche sollen entsprechende Ermittlungen aufgenommen werden. Alle Beteiligten sollen sich zu dem Vorfall in der Schlussphase des Spiels in Berlin äußern. „Unabhängig vom Ausgang dieses Verfahrens duldet der DFB grundsätzlich keinerlei Rassismus oder Diskriminierung auf seinen Plätzen! Das ist für uns ein absolutes No-Go und wird bei Nachweis auch entsprechend bestraft“, sagte der Vorsitzende des Kontrollausschusses, Anton Nachreiner.

Hübner entschuldigt sich bei Amiri

Sollte dem Berliner die rassistische Beleidigung nachgewiesen werden, dürfte sich die noch am späten Abend erfolgte Entschuldigung Hübners maximal strafmildernd auswirken. „Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert, deswegen ist die Sache für mich erledigt“, wurde der 24 Jahre alte Amiri am Samstagmorgen in einer Stellungnahme von Bayer 04 zitiert. Von Rassismus ist in dem Statement nichts zu lesen.

Diesen Vorwurf wies am Samstag auch Oliver Ruhnert zurück, Unions Manager nahm Hübner in Schutz. „Er hat sich so nicht geäußert“, sagte er in einer digitalen Presserunde. Eine Bestrafung des 29-Jährigen von Vereinsseite werde es nicht geben. Dem Verteidiger Rassismus „anzudichten“ sei schon alleine wegen der Hautfarbe von dessen Ehefrau „schwierig“, fügte Ruhnert an. Eine rassistische Beleidigung aufgrund der Hautfarbe von Hübners Ehefrau auszuschließen, ist aber ebenfalls mindestens schwierig.

Auslöser des Streits der Spieler war offenbar ein Disput über ein vermeintliches Foulspiel kurz vor dem Union-Siegtor von Cedric Teuchert (88. Minute). Amiri hatte danach gemeckert und war vom Schiedsrichter verwarnt worden.

Sportliches gerät in den Hintergrund

Durch den Eklat nach der Partie geriet der sportliche Aspekt des Spiels in den Hintergrund. Dabei hatte Bayer 04 die dritte Niederlage in den vergangenen vier Liga-Spielen kassiert und Union war bis auf einen Punkt an Leverkusen herangerückt. „Union ist absolut ein Konkurrent“, sagte Werkself-Trainer Peter Bosz. Seine Mannschaft hatte deutlich mehr Ballbesitz, kam aber in 90 Minuten zu keiner hundertprozentigen Torchance. Viele Angriffe über die Flügel scheiterten an Ungenauigkeiten beim finalen Pass. Union hätte hingegen schon vor der 88. Minute in Führung gehen können. Die Eisernen lauerten auf Leverkusener Fehler, konnten sie aber bis zum Konter kurz vor Schluss nicht effektiv nutzen.

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