Bundesliga-KolumneHaaland spielt den wilden Mann und Kobel findet es „geil“

Lesezeit 4 Minuten
Kolumne Bild

Erling Haaland und Kollegen

Köln – Der Rückrunden-Start der Fußball-Bundesliga kulminierte in einer spektakulären Aufholjagd von Borussia Dortmund in Frankfurt zu einem 3:2-Sieg, der den Abstand zum Spitzenreiter FC Bayern München auf sechs Punkte verkürzte. Wird jetzt alles wieder spannend? Jede Form der Prognose scheint gewagt, da der deutsche Fußball in die Omikron-Phase eingetreten ist. Auch Borussia Dortmund eignet sich zudem nicht als Objekt langfristiger Prophezeiungen. „Es geht um Nachhaltigkeit“, sagte Trainer Marco Rose nach dem Kraftakt, der trotz eines 0:2-Rückstandes und einer bedenklichen Spielleistung dank der späten Tore von Hazard (71.), Bellingham (84.) und Dahoud (86.) ein gutes Ende fand. „Das Spiel kann viel Energie bringen“, meinte Rose, „wir würden gerne die Bundesliga spannend machen, wissen aber auch, was die Bayern zu leisten im Stande sind“, fügte der Trainer an. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“

Superstar Erling Haaland schrieb aber wieder seine eigenen Schlagzeilen. Der Norweger benahm sich schlecht, als er nach dem 2:2 beim Herausholen des Balles aus dem Tor mit dem Frankfurter Martin Hinteregger aneinandergeriet und ihn mit nicht zitablen Verwünschungen bedachte. In der Nachspielzeit geriet er mit dem Frankfurter Doppeltorschützen Rafael Borré aneinander. Nachdem er von ihm mehrmals getreten worden war, baute sich der 21-Jährige vor dem Kollegen auf, schlug mit Fäusten auf seine Brust und griff sich dann zwischen die Beine. Beim BVB wollte man nichts Schlimmes in diesem Verhalten sehen. „Das tut uns gut, das ist geil und macht Spaß“, sagte Torhüter Gregor Kobel. Als neutraler Betrachter konnte man ihm schwer folgen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ziemlich unbemerkt hat sich die TSG Hoffenheim auf Platz drei geschlichen. Mit dem 3:1-Sieg gegen den FC Augsburg nutzten die Kraichgauer die Unentschieden der Konkurrenten in der Champions-League-Zone. Ihlas Bebou (38./44.) und Nationalspieler David Raum (90.+3) drehten das Spiel nach dem frühen Rückstand von Michael Gregoritsch (5.). Der nach einer Stunde eingewechselte Augsburger Rekordtransfer Ricardo Pepi (für 13 Millionen Euro plus Boni vom Dallas FC verpflichtet) war nur eine Randnotiz. Ihlas Bebou mit seinen Treffern der Hauptdarsteller. Mit jetzt sieben Toren, erzielt in nur drei Spielen, ersetzt der frühere Düsseldorfer den einstigen Torjäger Andrej Kramaric, dessen seltsame Ladehemmung weitergeht. Trainer Sebastian Hoeneß ist glücklich über die Tabellenposition, misst ihr aber keine langfristige Bedeutung zu: „Es ist immer noch nur ein Moment. Aber natürlich ist es ein Stück weit eine Bestätigung für einen guten Weg, den wir eingeschlagen haben. Trotzdem können wir uns nach dem 18. Spieltag nix dafür kaufen.“

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Ein Achtungszeichen setzte die Hinrunden-Enttäuschung RB Leipzig mit einem ungefährdeten 4:1-Sieg über die erstarkten Mainzer, die sich mit einer frühen Roten Karte allerdings selbst schwächten. Zwei Männer entschieden dieses Spiel fast im Alleingang. Erstens Alexander Hack, der in der 20. Minute zunächst einen Fehlpass spielte und den daraus entstandenen Torschuss mit der Hand am eigenen Fünfmeterraum abwehrte. Zweitens André Silva, der den fälligen Elfmeter verwandelte und ein weiteres Tor zum 4:1-Erfolg beitrug. An ihm wird der Wandel unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco besonders deutlich. Nachdem er unter Jesse Marsch wie ein Fremdkörper im Leipziger Pressing-System wirkte, spielt der Portugiese im Dienst des Teams, dem er mit Toren hilft. Viermal hat er in vier Partien unter Tedesco getroffen. „Es ist klar, dass er an Toren gemessen wird, aber nicht von uns“, sagte der Trainer, „wichtig ist, dass er für die Mannschaft arbeitet.“

Der Vorrunden-Tabellendritte SC Freiburg hat einen kleinen Rückschlag hinnehmen müssen. Nach einer 2:0-Führung gegen Arminia Bielefeld kam das 2:2 überraschend. „Wir müssen mit dem Punkt leben. Das ist kein Weltuntergang, aber es ist schon ein bisschen schade“, sagte Trainer Christian Streich. Hilfestellung für lange Zeit unterlegene Ostwestfalen gab Torhüter Benjamin Uphoff, der für Stammkeeper Mark Flekken nach dessen positivem Corona-Test im Kasten stand und bei den Treffern durch Masaya Okugawa (60.) und Bryan Lasme (87.) eine äußerst unglückliche Figur machte. Die verdiente Führung durch Haberer und Jeong war futsch. Der Trainer war aber wie immer ganz Pädagoge und Menschenfreund. „Das ist überhaupt kein Problem“, sagte Christian Streich, „ich mache auch Fehler und bin manchmal unglücklich.“

KStA abonnieren